Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Bergfried gerichtet, der gerade ins Blickfeld kam und für ihn der Inbegriff aller Grausamkeiten war. Allein der Anblick jagte ihm ein kaltes Schaudern über den Rücken, obwohl er von einem Konvoi aus Polizeifahrzeugen begleitet wurde.
Er verlagerte den Segeltuchsack mit Foscos teuflischer Waffe von einem Bein aufs andere. Aus seinen anfänglichen Ängsten wurde blanke Wut. Er würde dem Grafen das Mordinstrument bei der ersten Gelegenheit unter die Nase halten. Ein Glück, dass die ermüdende, zwölf Stunden dauernde Phase der Befragungen, Protokollierung und die richterliche Anordnung zur Durchsuchung des Anwesens endlich hinter ihm lag und er dem Grund und Boden seines Erzfeindes zum Greifen nahe gekommen war. Er nahm sich fest vor, ruhig und beherrscht zu bleiben. Er hatte nur einmal eine Chance, Pendergast – wenn der überhaupt noch lebte – zu retten, und er nahm sich fest vor, sich diese Chance nicht durch Unbeherrschtheit zu vermasseln.
Colonnello Esposito saß neben ihm und nahm einen letzten tiefen Zug von der Zigarette, dann drückte er sie im Aschenbecher aus. Er hatte während der Fahrt stumm dagesessen und sich nur hin und wieder eine Zigarette angezündet. Nun blickte er zum ersten Mal aus dem Fenster.
»Eine Furcht einflößende Residenz«, sagte er. D’Agosta nickte.
Esposito wollte nach der nächsten Zigarette greifen, ließ sie aber dann doch stecken. »Dieser Fosco scheint Ihrer Beschreibung nach ein verschlagener Bursche zu sein. Es wird nötig sein, ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen und sofort die Beweise zu sichern. Deshalb müssen wir schnell und überraschend bei ihm eindringen«
»Ja, gut.«
Esposito fuhr sich mit der Hand über das üppige graue Haar.
»Er ist sicher keiner, der irgendetwas dem Zufall überlässt. Ich fürchte, Pendergast könnte …« Er ließ den Rest in der Luft hängen.
»Wenn wir nicht zwölf Stunden verloren hätten, weil wir …«, wollte D’Agosta einwerfen.
Der Colonnello schüttelte den Kopf. »Es gibt Dinge, die kann man nachträglich nicht ändern.« Esposito verfiel in Schweigen, als die Wagenkolonne den zerfallenen äußeren Burgwall passierte und dann in den Weg mit den Zypressenbäumen einbog. Schließlich wollte er doch noch etwas loswerden. »Eine letzte Bitte, Sergeant.«
»Ja? Worum geht’s?«
»Lassen Sie mich das Gespräch führen. Ich werde dafür sorgen, dass es in Englisch geführt wird. Fosco spricht doch Englisch?«
»Perfekt«, bestätigte D’Agosta.
Er fühlte sich erschöpft wie noch nie zuvor. Alle Muskeln taten ihm weh, und seine Haut war überall aufgeschürft. Nur der eiserne Wille, Pendergast zu retten, und die Sorge, was seinem Freund widerfahren sein mochte, seit er in der Hand des Grafen war, hielt ihn aufrecht. Vielleicht lebt er noch, dachte er. Er wird wohl wieder in derselben Zelle sein. Ja, natürlich, so war es. Es musste einfach so sein!
Er betete im Stillen inbrünstig darum, dass es so war. Die Alternative wollte er gar nicht in Erwägung ziehen, sie wäre zu schrecklich. Die Fahrzeuge bogen in den mit Kies bestreuten, direkt hinter der inneren Mauer gelegenen Parkbereich ein. D’Agosta öffnete die Wagentür und stieg aus.
»Der Fiat! Unser Mietwagen. Er ist verschwunden!«, stellte er fest.
»Was für ein Modell?«, fragte Esposito.
»Ein Stylo. Schwarz. Zulassung IGP 223.«
Esposito drehte sich zu einem seiner Männer um und rief ihm in harschem Ton etwas zu.
Die Burg lag so still und verlassen da, dass es fast etwas unheimlich war. Der Colonnello gab seinen Männern einen Wink, dann führte er sie die Steinstufen hinauf und zu den dahinter liegenden Toren.
Diesmal öffneten sie sich nicht automatisch, es dauerte fünf Minuten, bis sie, nachdem der Colonnello mehrmals ungeduldig geklopft hatte, knarrend aufschwangen. Fosco stand auf der anderen Seite, ließ den Blick über die geballte Polizeitruppe schweifen, entdeckte schließlich D’Agosta und lächelte.
»Wie schön! Sergeant D’Agosta! Wie gefällt es Ihnen in Italien?«
D’Agosta gab ihm keine Antwort. Allein der Anblick des aufgeblasenen Grafen brachte ihn in Wallung. Kühles Blut bewahren, ermahnte er sich.
Fosco war zwar ein bisschen außer Atem, versuchte aber, den jovialen, durch nichts zu erschütternden Edelmann herauszukehren. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht eher geöffnet habe, ich habe heute nicht mit so vielen Besuchern gerechnet.« Er wandte sich an den Colonnello. »Wir haben uns noch nicht bekannt gemacht.
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