Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
mal Haare, geschweige denn Zeugenaussagen! Wann kommt Pendergast?«
Deutlicher hätte er kaum verraten können, dass er seine ganzen Hoffnungen auf den Mann vom FBI setzte. »In einer halben Stunde. Er hat mir aufgetragen, mich vorher zu vergewissern, dass alles vorbereitet ist.«
Der Lieutenant stemmte sich ächzend hoch. »Das ist es. Kommen Sie mit.«
Die Asservatenkammer lag in einer Art Baucontainer hinter dem Polizeipräsidium und grenzte an die letzten Kartoffelacker, die es in Southampton noch gab. Braskie schob seine Chipkarte in den Türöffner und trat ein. Drinnen war Sergeant Joe Lillian damit beschäftigt, die letzten Beweisstücke auf dem Tisch auszubreiten. Die Regale und Schränke an der Wand hinter ihm quollen geradezu über von Stahlbehältern, in denen die Beweisstücke längst vergessener Fälle aufbewahrt wurden.
D’Agosta musterte das Ergebnis von Lillians Bemühungen. Es sah alles sehr übersichtlich aus. Schriftstücke, kleine Plastikbeutel und Reagenzgläser waren penibel beschriftet und lagen kerzengerade nebeneinander auf dem Tisch.
»Glauben Sie, der Special Agent ist damit zufrieden?«, fragte Braskie.
War es Sarkasmus oder Verzweiflung, was da in Braskies Stimme mitschwang? D’Agosta war sich nicht sicher. Doch ehe er antworten konnte, hörte er den weichen Singsang einer wohl vertrauten Stimme. »Selbstverständlich, Lieutenant Braskie, sogar sehr zufrieden.«
Braskie zuckte überrascht zusammen. Der Agent musste hinter ihnen durch die Tür geschlüpft sein. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen schlenderte Pendergast an den ausgebreiteten Beweisstücken entlang. »Im Übrigen bezweifle ich, dass der Mörder außer den Spuren, die er absichtlich gelegt hat, irgendetwas hinterlassen hat, was gerichtsmedizinisch verwertbar ist. Wir können also vorläufig nur Vermutungen anstellen … nanu, ist das nicht das geschmolzene Kreuz? Darf ich?«
Lillian langte über den Tisch und gab Pendergast den Plastikbeutel. Der Agent betrachtete den Inhalt gründlich von allen Seiten. »Das würde ich gern an ein Labor in New York schicken.«
»Kein Problem.« Sergeant Lillian verstaute das Beweisstück in einem Versandbehälter aus Plastik.
»Und das hier ebenfalls.« Pendergast griff nach einem Reagenzglas mit verkohlten Holzresten.
»So gut wie erledigt.«
»Ist hier irgendetwas, das Sie sich näher ansehen wollen, Sergeant D’Agosta?«, fragte Pendergast.
»Schon möglich.« D’Agosta beugte sich über den Tisch und deutete auf einen Stapel verschnürter Briefe.
»Die Spurensicherung ist schon drübergegangen«, sagte Lillian. »Greifen Sie ruhig zu.«
D’Agosta nahm den Stapel an sich, löste den Bindfaden und zog einen Brief heraus. Er war von dem Jungen, Jason Prince. Aus den Augenwinkeln sah D’Agosta, wie sich ein Grinsen auf Lillians Gesicht breit machte. Was war daran nun wieder so komisch? Er fing an zu lesen, brach aber nach wenigen Zeilen errötend ab.
»Man lernt doch jeden Tag etwas dazu, was?«, sagte Lillian grinsend.
Schnell wandte sich D’Agosta wieder den ausgestellten Beweismitteln zu. Ein paar Bücher waren auch darunter. Dr. Faustus von Christopher Marlowe. Das neue Gebetbuch der Christenheit. Malleus Maleficarum.
Pendergast deutete auf Letzteres. »Der Hexenhammer. Das Handbuch der Inquisitoren zur Zeit der Hexenjagd. Eine wahre Goldgrube hinsichtlich der schwarzen Künste.«
Neben den Büchern lagen einige Internetausdrucke. Der oberste kam von einer Website mit dem Namen Maledicat Dominus. Diese spezielle Site schien sich mit Zaubersprüchen und Gebeten zu befassen, die den Teufel fern halten sollten.
»Er hat eine Menge solcher Websites während der letzten vierundzwanzig Stunden seines Lebens besucht«, erklärte Braskie. »Die Seiten da hat er sich ausgedruckt.«
Pendergast untersuchte gerade einen Weinkorken mit einem Vergrößerungsglas. »Was gab es zu essen?«, fragte er. Braskie nahm sein Notizbuch, blätterte ein bisschen darin herum und reichte es dann aufgeschlagen Pendergast. Der las laut vor: »Seezunge, gegrillte Medaillons vom Rind an einer Burgundersoße mit Pilzen, dazu fein gestiftelte Karotten und Salat, Limonen-Sorbet, serviert mit einem 90er Petrus, gefolgt von einem 96er Vin Santo d’Altesi. Wahrlich einer so superb wie der andere!«
Pendergast gab Braskie das Notizbuch zurück und ging weiter am Tisch entlang, bis sein Blick an einem zerknüllten Stück Papier hängen blieb.
»Das haben wir im Papierkorb gefunden.
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