Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Etwa so groß wie ein Golfball? Das Ding hatte sich angeblich lebendig angefühlt, zumindest, bis Grove darauf herumgetrampelt war, um es anschließend in die Toilette zu spülen. Cutforths Puls beschleunigte sich, er musste mehrmals tief Luft holen, ehe er wieder ruhig durchatmen konnte. Es war albern, sich durch Groves Gestammel beunruhigen zu lassen. Sie lebten immerhin im gottverdammten einundzwanzigsten Jahrhundert! Reiß dich zusammen, Nigel!
»Kennen Sie einen gewissen Locke Bullard, Mr Cutforth? Oder einen Ranier Beckmann?«
Cutforth fühlte sich überrumpelt. Er schüttelte den Kopf und hoffte, dass sein Gesichtsausdruck ihn nicht verriet.
»Hatten Sie kürzlich Kontakt zu Beckmann?«, hakte D’Agosta nach.
»Nein.« Verdammt, wie wurde er den Kerl wieder los? Er hätte ihn gar nicht erst reinlassen sollen!
»Und wie steht’s mit Bullard? Haben Sie ihn vor kurzem gesprochen? Vielleicht, um über die guten alten Zeiten zu plaudern?«
»Nein, ich kenne den Mann gar nicht. Und diesen Beckmann auch nicht.«
Der Cop machte sich Notizen, und er nahm sich viel Zeit dafür. Cutforth fragte sich, was es wohl so lange in das Notizbuch zu kritzeln gab. Sein Mund fühlte sich wie ausgedörrt an, und gleichzeitig lief ihm der Schweiß über den Rücken.
»Sind Sie sicher, dass Sie mir nicht doch etwas mehr über das Telefonat mit Grove erzählen wollen? Die Leute, mit denen er am Abend vor seinem Tod zusammen war, haben uns übereinstimmend berichtet, er sei sehr beunruhigt gewesen. Und das ist ja nicht gerade die Stimmung, in der man gern über irgendwelche Rock-Memorabilien plaudert, nicht wahr?«
»Ich habe Ihnen alles gesagt, was zu sagen ist.«
»Drehen Sie eigentlich in Ihrem Apartment die Heizung immer so hoch auf?« Der Cop klappte sein Notizbuch zu. »In dem Raum, in dem Grove ermordet wurde, war es auch so heiß. Und das, obwohl die Heizung abgestellt war.« D’Agosta hatte sich schon halb zur Tür umgewandt, aber dann schien ihm noch etwas einzufallen. »Übrigens, ich an Ihrer Stelle würde beim nächsten Mal keine Fragen ohne einen Anwalt beantworten.«
»Warum?«
»Weil ein Anwalt Ihnen raten würde, lieber den Mund zu halten als zu lügen.«
Cutforth starrte ihn an. »Wie kommen Sie darauf, dass ich gelogen habe?«
»Grove verabscheute Rockmusik.«
Cutforth biss sich auf die Unterlippe. Dieser Cop war anscheinend doch nicht so dämlich, wie er aussah. Im Gegenteil, er war gerissen wie ein Fuchs.
»Ich komme wieder, Mr Cutforth«, versprach D’Agosta. »Dann werden Sie unter Eid aussagen. Und ich lasse das Bandgerät laufen. Ihr Anwalt wird Ihnen sicher erklären können, was das Gesetz als Höchststrafe für eidliche Falschaussage vorsieht. Ich denke, dann werden wir schnell in Erfahrung bringen, worüber Grove wirklich mit Ihnen gesprochen hat. Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«
Sobald er draußen den Fahrstuhl summen hörte, griff Cutforth mit zitternder Hand zum Telefon. Er brauchte dringend Urlaub. So dringend, dass er sogar bereit war, seine Verabredung mit Jowly, seinem wichtigsten Geschäftspartner, platzen zu lassen. Er brauchte den Urlaub einfach. Am besten auf der anderen Seite der Erdkugel. Er kannte dort ein niedliches junges Ding in Phuket, das sich auf scharfe Spielchen verstand.
»Doris? Ich bin’s, Nigel. Buchen Sie mir einen Flug nach Bangkok, möglichst morgen Abend. Nein, nur für mich. Und ich möchte nicht, dass die Reise publik wird, okay? Treiben Sie einen Fahrer auf, der mich vom Flughafen nach Phuket bringt. Und beschaffen Sie mir ein nettes Haus direkt am Strand, mit Koch, Dienstmädchen, Fitnesstrainer, Bodyguard … Sie wissen schon. Wie? Ja, Thailand. Ach Doris, versuchen Sie nicht, mir vorzuschreiben, wo ich Urlaub machen soll! Ich weiß, dass es dort um diese Zeit sehr heiß ist, aber das lassen Sie mal getrost meine Sorge sein.«
Er legte auf, ging ins Schlafzimmer, warf den Koffer aufs Bett und fing an, alles zusammenzutragen, was er für seinen Badeurlaub brauchte. Dabei summte er vergnügt vor sich hin. Solange dieser aufgeblasene Cop nicht den leisesten Schimmer hatte, wo er steckte, konnte er sich die Nummer mit der eidlichen Falschaussage abschminken!
11
Als Sergeant Vincent D’Agosta endlich durch den Hintereingang in den New York Athletic Club gelangt war, kochte er vor Wut. Nicht mal die Krawatte, die er sich umgebunden hatte, stimmte den Türsteher versöhnlich. Der blasierte Schnösel bestand darauf, dass D’Agosta
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