Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
stümperhaften Versuch unternommen, künstliche Wasserspiele anzulegen.
»Wo sind wir denn hier?«, fragte D’Agosta, als sie die Begrüßung hinter sich hatten.
»Das Grundstück gehört meiner Großtante Cornelia, die sich bedauerlicherweise in ein Pflegeheim begeben musste. Ich habe mir angewöhnt, Constance hierher zu bringen, damit sie mal an die frische Luft kommt.«
Constance setzte ein bezauberndes Lächeln auf. »Mr Pendergast ist sehr um mich bemüht. Er meint, ich sei von labiler Gesundheit.«
»Ein riesiges Anwesen!«, staunte D’Agosta.
»Die Mühle ist seit langem nicht mehr in Betrieb«, erzählte ihm Pendergast. »Schon im späten neunzehnten Jahrhundert wurde eine Forellenzucht daraus. Jedes Jahr füllte sich der Bach mit tausenden Forellen, und im angrenzenden Wald wimmelte es von Truthähnen, Fasanen, Moorhühnern, Wachteln und sogar Bären. Während der Jagdsaison richteten mein Großonkel und seine angereisten Freunde ein wahres Blutbad unter dem Wild an.«
»Das reinste Anglerparadies«, meinte D’Agosta mit Blick auf den Bach.
»Ich mache mir nichts aus Angeln«, sagte Pendergast. »Mir war die Jagd schon immer lieber.«
»Was spricht denn dagegen?«
»Es ist außerordentlich gewöhnlich.«
»Außerordentlich gewöhnlich. Nun ja.«
Pendergast fuhr ungerührt fort: »Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes haben die meisten Bediensteten meiner Großtante gekündigt. Sie ahnten wohl, dass sie das Anwesen nicht mehr lange bewirtschaften konnte. Und als sie zum Pflegefall geworden war, ist Ravenscry immer mehr verfallen. Wie auch immer, ich habe Sie gebeten hierher zu kommen, damit wir ungestört Zwischenbilanz ziehen können. Offen gestanden, Vincent, wird mir der Fall immer rätselhafter.«
»Stimmt. Diese Nuss ist schwer zu knacken.« D’Agosta schielte zu der jungen Frau hinüber, weil er nicht sicher war, wie viel er in ihrer Gegenwart sagen sollte. Pendergast versicherte ihm, sie müssten wegen Constance kein Blatt vor den Mund nehmen. Zu dritt spazierten sie langsam zurück zu den geparkten Autos.
»Ziehen wir also Bilanz. Wir haben es mit zwei Mordfällen zu tun, die eindeutig ähnliche Begleitumstände aufweisen, einschließlich der rätselhaften Erhitzung des Opfers und offenbar gewollter Parallelen zum Faust’schen Legendenkomplex. Wir wissen, dass die beiden Ermordeten sich gekannt haben müssen. Außerdem müssen sie in irgendeiner Verbindung zu Bullard gestanden haben, aber wir wissen nichts Genaueres. Hayward arbeitet daran. Wir haben die Telefonrechnungen der drei, ihre Kreditkartenabrechnungen und die Kontobewegungen während der letzten zehn Jahre überprüft. Das Ergebnis war null. Auch die Unterlagen, die wir bei Bullard mitgenommen haben, haben uns nicht schlauer gemacht. Seine Computerdaten sind verschlüsselt, wir konnten den Code nicht knacken. Einmal sind wir allerdings auf den Namen Ranier Beckmann gestoßen. Bullard hat offenbar versucht, ihn aufzuspüren, obwohl er Ihnen gegenüber im Athletic Club abgestritten hat, den Namen je gehört zu haben. Er reagiert sowieso auf alle Fragen merkwürdig widersprüchlich, als habe er vor irgendetwas Angst … Ich vermute, vor einer Festnahme. Und wenn Sie mich fragen, ist er nach wie vor der Hauptverdächtige. Er hat auch für die Nacht, in der Grove ermordet wurde, kein stichhaltiges Alibi. Behauptet, er wäre auf seiner Jacht gewesen. Ohne Crew. Er könnte nach Southampton geschippert sein, dort unbemerkt angelegt und die Sache in kürzester Zeit erledigt haben.«
»Möglich. Andererseits spricht es aus meiner Sicht eher für ihn, dass er für beide Nächte kein Alibi hat. Aus welchem Grund sollte er Grove und Cutforth außerdem ermorden? Und warum sollte es den Anschein haben, der Teufel hätte die beiden geholt?«
»Vielleicht liebt er makabre Scherze?«
»Im Gegenteil, der Mann hat absolut keinen Sinn für Humor. Von Schadenfreude einmal abgesehen.«
»Und wenn es eine … sagen wir: verschlüsselte Botschaft gewesen ist?«, fragte D’Agosta.
»An wen? Und zu welchem Zweck?«
»Ich weiß nicht. Wenn es nicht Bullard war, würde ich auf einen religiösen Eiferer tippen, der die Inquisition wieder einführen will. Jemand, der sich für das Werkzeug Gottes hält.«
»Noch eine Möglichkeit!« Eine Weile waren sie still. Dann fuhr Pendergast fort: »Vincent, haben Sie einmal über den anderen Erklärungsansatz nachgedacht?«
D’Agosta spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Das konnte der Agent doch
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