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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Überprüfung bedurfte. Nach allem, was er bis jetzt beobachtet hatte, war die Zielperson entschieden klüger und erfahrener, als der Auftraggeber sie beschrieben hatte. Sei’s drum, Vasquez hatte sie bisher alle zur Strecke gebracht: Geheimagenten, Diplomaten, Gangster, Regierungsoberhäupter und auch ein paar superschlaue Wissenschaftler. Er war seit zweiundzwanzig Jahren im Geschäft, war in ebenso vielen Staaten zum Einsatz gekommen und hatte dabei das ein oder andere gelernt. Aber es war besser, bescheiden zu bleiben.
    Ohne irgendetwas an der schäbigen Einrichtung des Zimmers zu verändern, rollte er seine dick gefütterte Zeltleinwand aus und fixierte die Eckpunkte mit Klebeband. Dann legte er sein Handwerkszeug bereit. Seine Remington M21 war das Herzstück seiner Ausrüstung. Er vergewisserte sich, dass ihr Magazin mit den Patronen gefüllt war, die er am liebsten benutzte. Die M21 war ein älteres Modell, aber er war nicht an technischen Finessen interessiert, ihm ging es vor allem um Zuverlässigkeit und leichte Handhabe. Er schob das Magazin zurück und überprüfte das Zielfernrohr. Nachdem dieser Schritt zu seiner Zufriedenheit erledigt war, überprüfte er den mit frischen Batterien ausgestatteten Laptop und die Nachtsichtbrille. Sodann klappte er das Zweibein für die Gewehrauflage auf und maß mit dem Infrarotgerät die Entfernung bis zu der überdachten Haustür ab: 30,66 Meter. Bei einem Präzisionsgewehr, das für Ziele über 500 Meter Entfernung ausgelegt war, waren rund dreißig Meter ein Klacks. Er konnte die Zielperson bei offenem Fenster im Freien erledigen. Eine Variante, die ihm besonders ans Herz gewachsen war.
    Blieb ihm nur noch, die mitgebrachte Waschschüssel und die chemische Toilette aufzubauen und das schmale Badezimmerfenster einen Spalt weit zu öffnen, damit etwas Frischluft eindringen konnte. Und damit war sein Nest fertig. Er warf ein letztes Mal einen Blick durch das Zielfernrohr auf das Haus. Es lag im Dunkeln, nichts rührte sich, die Fenster vernagelt. Das war kein normales Zuhause. Irgendetwas Ungewöhnliches musste darin vor sich gehen. Aber es machte keinen Unterschied, solange es sein Zielobjekt nicht unberechenbar werden ließ. Alles andere war Vasquez egal. Er hatte einen Job zu erledigen. Er fragte nicht nach seinem Auftraggeber oder warum er die Zielperson töten sollte. Für ihn zählte nur, dass die zwei Millionen wie vereinbart auf seinem Nummernkonto eingegangen waren, mehr musste er nicht wissen. Er setzte seine Beobachtung geduldig fort. Manchmal träumte er sich bei solchen Gelegenheiten in die Rolle eines Zoologen hinein, der stumm dasitzt und die Gepflogenheiten scheuer Wildtiere beobachtet. In dieser Rolle sah er sich am liebsten. Er hatte die nötige Intelligenz, Disziplin und Geduld, um wochenlang in einem Versteck im Dschungel auszuharren, das Treiben der Tiere zu beobachten und sich Notizen zu machen. Ja, das hätte ihm gelegen. Nur, damit war kein Geld zu machen. Und außerdem war nichts so erregend wie der Kitzel im Augenblick des Tötens.

33
    D’Agosta schaute auf seine Armbanduhr. Kurz vor Mitternacht. Durch die offene Tür von Laura Haywards Büro fiel immer noch Licht. In den übrigen Büros der Mordkommission herrschte Grabesstille, was eigentlich paradox war, wenn man bedachte, dass in New York City die meisten Morde nachts begangen wurden.
    Er gab sich einen Ruck, stiefelte zu Lauras Tür und lauschte. Das Keyboard ihres Computers klapperte, im Hintergrund keuchte der Laserdrucker. Sie war die ehrgeizigste Polizistin, die er je erlebt hatte. Es war fast ein bisschen abartig. D’Agosta klopfte.
    »Herein.«
    Das Chaos war unvorstellbar. Auf jedem freien Stuhl stapelten sich Papiere, im Hintergrund quäkte aus dem Lautsprecher der Polizeifunk – kein Vergleich mit den gewöhnlich tadellos aufgeräumten Büros höherer Chargen. Sie sah auf. »Was führt Sie denn so spät hierher?«
    D’Agosta musste innerlich regelrecht Anlauf nehmen. Er ahnte, dass das ein schwieriges Gespräch wurde. Nachdem Pendergast stundenlang von der Bildfläche verschwunden gewesen war, tauchte er vor gut fünfzehn Minuten plötzlich mit einem Aktenordner in D’Agostas Hotelzimmer auf und erzählte ihm – richtig aufgekratzt, soweit dieser Ausdruck zu Pendergast passte – eine lange Geschichte. Und dann schickte er D’Agosta mit diesem Auftrag los, von dem er wusste, dass er selbst ihn niemals erfüllen könnte.
    »Es geht wieder um Bullard.«
    Hayward seufzte.

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