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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Hospital für psychisch kranke Straftäter.«
    Überraschung trat an Stelle der Neugier. »Für psychisch kranke Straftäter?«
    »Genau. Aber schwarze Schafe gibt’s ja in jeder Familie.«
    Viola fiel ihr Urgroßvater ein. »Ja, das kann man wohl sagen.«
    »In manchen Familien mehr als in anderen.«
    Sie nickte, blickte zu Diogenes hinüber, bemerkte, dass er sie anschaute, und senkte rasch den Blick.
    »Meiner Meinung nach verleiht dieser Umstand einer Abstammungslinie mehr Bedeutung, ein wenig mehr Pfeffer. Es ist doch viel interessanter, einen Mörder als Urgroßvater zu haben als einen kleinen Ladenbesitzer, nicht wahr?«
    »Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Ansicht.« Diogenes mochte wohl ein wenig merkwürdiger sein, als der erste Eindruck vermuten ließ, aber immerhin war er amüsant.
    »Haben Sie – wenn Sie mir diese neugierige Frage gestatten – auch irgendwelche interessante Kriminellen unter Ihren Vorfahren?«, wollte Diogenes wissen.
    »Überhaupt nicht. Keine Kriminellen, genau genommen, aber einer meiner Vorfahren war einer der großen Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts. Er wurde geisteskrank und ist in einer Schäferhütte in den Dolomiten erfroren.«
    »Genau das meine ich ja! Ich war mir sicher, dass Sie interessante Vorfahren haben. In Ihrer Familie gibt’s keine langweiligen Buchhalter und Handelsvertreter, nicht wahr?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Um die Wahrheit zu sagen, hatten wir unter unseren Vorfahren tatsächlich einen Handelsvertreter – er hat sogar einen erheblichen Beitrag zum Vermögen der Pendergasts geleistet.«
    »Ach ja?«
    »Allerdings. Er hat eine Quacksalberarznei mit Namen ›Hesekiels Misch-Elixier-und-Drüsen-Tonikum‹ zusammengebraut. Anfangs hat er sie noch von der Ladefläche eines Planwagens verkauft.«
    Viola lachte. »Was für ein komischer Name für ein Medikament.«
    »Ja, wirklich zum Schießen. Unglücklicherweise bestand es aus einer tödlichen Mischung aus Kokain, Acetanilid und irgendwelchen recht unangenehmen alkaloiden pflanzlichen Substanzen. Es hat zu unzähligen Fällen von Suchterkrankungen und Tausenden von Todesfällen geführt, darunter auch zu dem seiner Frau.«
    Das Lachen blieb Viola im Halse stecken. Sie verspürte ein gewisses Unbehagen. »Verstehe.«
    »Natürlich hat damals niemand etwas über die Gefährlichkeit von Drogen wie Kokain gewusst. Man kann Urururgroßvater Hesekiel deswegen keine Vorwürfe machen.«
    »Nein, sicherlich nicht.«
    Sie schwiegen. Es herrschte immer noch leichter Schneefall, die Flocken trieben ihnen aus dem dunklen Himmel entgegen wie ein Glitzern, das durch die Scheinwerfer zuckte – und wieder verschwand.
    »Glauben Sie, dass es so etwas wie ein Gen für kriminelles Verhalten gibt?«, fragte Diogenes.
    »Nein. Ich halte das für Unsinn.«
    »Manchmal bin ich mir da nicht so sicher. Es hat so viele Verbrecher in unserer Familie gegeben. Da war zum Beispiel Onkel Antoine, einer der wahrhaft großen Massenmörder des 19. Jahrhunderts. Er hat annähernd hundert Mädchen und Jungen aus Arbeitshäusern ermordet und verstümmelt.«
    »Wie furchtbar«, murmelte Viola. Ihr Unbehagen wurde immer größer.
    Diogenes lachte ganz unbekümmert. »Die Engländer haben ihre Verbrecher in die Kolonien verfrachtet – erst nach Georgia und dann nach Australien. Sie glaubten, die angelsächsische Rasse dadurch von den kriminellen Schichten säubern zu können, aber je mehr Verbrecher sie außer Landes schafften, desto höher stieg die Kriminalitätsrate.«
    »Kriminelles Verhalten hat sehr viel mehr mit den ökonomischen Verhältnissen als mit Genetik zu tun«, meinte Viola.
    »Finden Sie? Gewiss. Aber ich hätte im England des 19. Jahrhunderts nicht arm sein wollen. Meiner Ansicht nach waren die echten Verbrecher damals die adligen Schichten. Weniger als ein Prozent des Volkes verfügte über mehr als fünfundneunzig Prozent des Grundbesitzes. Und auf Grund der Landreform konnten die englischen Großgrundbesitzer ihre Pächter einfach vertreiben, die daraufhin in die Städte strömten und dort entweder verhungerten oder kriminell wurden.«
    »Das stimmt«, murmelte Viola. Offenbar war Diogenes entfallen, dass auch sie diesen adligen Schichten entstammte.
    »Aber hier in Amerika lagen die Dinge anders. Wie soll man denn sonst den Umstand erklären, dass es in manchen Familien immer wieder Kriminelle gibt, so wie blaue Augen oder blonde Haare vererbt werden? In jeder Generation scheint die Familie Pendergast einen

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