Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
Freund, nicht als Vorgesetzter –, würde ich mir mehr um meine eigene Haut Gedanken machen als um seine. Dieser Scheißkerl vom FBI hat Ihnen schon genug Scherereien gemacht.«
»Captain, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht so über Agent Pendergast sprechen würden.«
»Loyal bis zum Ende, was?« Singleton schüttelte den Kopf.
Der Klang einer lauten, wütenden Stimme hallte durch die unterirdische Polizeistation. Ein Heer von FBI-Agenten, angeführt von einem großen, finster dreinblickenden, sonnenverbrannten Mann, kam in Sicht. D’Agosta sah genau hin: Der Mann an der Spitze kam ihm bekannt vor, sehr bekannt. Er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, den Nebel in seinem Kopf zu durchdringen. Coffey. Special Agent Coffey.
Als er Singleton entdeckte, kam Coffey auf ihn zugesteuert. »Captain Singleton?« Unter der Sonnenbräune war das fleischige Gesicht rot angelaufen.
Captain Singleton blickte auf, mit mildem Gesichtsausdruck. »Ja, Agent Coffey?«
»Was zum Teufel geht hier vor? Sie haben den Zugriff ohne uns gemacht?«
»Das stimmt.«
»Sie wissen, dass es unser Fall ist.«
Singleton wartete einen Moment, bevor er etwas erwiderte. Als er es tat, war seine Stimme ruhig und leise, fast als rede er mit einem Kind. »Als die Information kam, mussten wir sofort handeln. Der Verdächtige war Ihrem Netz im Bezirk Suffolk entschlüpft und in die Stadt zurückgekehrt. Wir konnten nicht warten. In Anbetracht der Umstände werden Sie sicher verstehen, dass wir ohne Sie vorgehen mussten.«
»Die FBI-Außenstelle in Manhattan wurde nicht informiert. Dort standen Agenten bereit, die sofort einsatzbereit gewesen wären.«
Wieder schwieg Singleton kurz. »Das war sicher ein Versehen, für das ich die volle Verantwortung übernehme. Sie wissen ja selbst, wie leicht man im Eifer des Gefechts vergisst, jede Kleinigkeit zu bedenken. Ich entschuldige mich dafür.
«Coffey stand schwer atmend vor Singleton. Ein paar von dessen Leuten feixten im Hintergrund.
»Es gab übrigens eine unerwartete Dreingabe bei der Festnahme von Pendergast«, fügte Singleton noch hinzu.
»Und was zum Teufel war das?«
»Er hatte den Diamanten in der Tasche. Luzifers Herz.«
Singleton nutzte Coffeys vorübergehende Sprachlosigkeit aus, um einen Blick auf seine Männer zu werfen. »Wir sind hier fertig. Fahren wir zurück ins Revier.«
Er zog D’Agosta sanft auf die Füße, drehte sich auf dem Absatz um und ging.
70
Der Mittwochmorgen brach leuchtend und klar an. Die Sonne schien strahlend hell durch das Fenster der Essecke der kleinen Wohnung an der West End Avenue. Nora Kelly hörte, wie die Badezimmertür zugeknallt wurde. Einige Minuten später erschien Bill Smithback im Flur, in Arbeitskleidung, die Krawatte nicht gebunden, das Sakko über eine Schulter geworfen. Sein Gesichtsausdruck war finster.
»Komm, frühstück doch erst mal«, sagte sie.
Seine Miene hellte sich ein wenig auf, als er sie sah, und er kam herüber und setzte sich zu ihr.
»Wann bist du gestern Nacht nach Hause gekommen?«
»Um vier.« Er beugte sich über den Tisch und gab ihr einen Kuss.
»Du siehst furchtbar aus.«
»Das liegt nicht nur am Schlafmangel.«
Nora schob ihm die Zeitung hinüber. »Seite eins. Glückwunsch.«
Smithback warf einen Blick auf das Blatt. Sein Artikel über den Diebstahl von Luzifers Herz durch einen unbekannten Täter war auf der Titelseite, über der Knickfalte: der Traum eines jeden Journalisten. Es war ein Riesenknüller, und zusammen mit der Ergreifung von Pendergast hatte es Harrimans Geschichte über die Festnahme des Baumelmanns auf Seite B3 des Lokalteils verwiesen – eine alte Frau hatte gesehen, wie er sich vor einem Geldautomaten entblößte, und ihm in ihrer Empörung mit dem Spazierstock eins übergebraten. Zum ersten Mal, dachte Nora, scheint Bill wenig Interesse an Harrimans Missgeschick aufzubringen.
Er schob die Zeitung zur Seite. »Musst du heute nicht zur Arbeit?«
»Wir wurden vom Museum angewiesen, den Rest der Woche zu Hause zu bleiben – eine Art Zwangsurlaub. Es bleibt geschlossen, bis sie herausgefunden haben, wie das Sicherheitssystem geknackt wurde.« Sie schüttelte den Kopf. »Obendrein scheint Hugo Menzies verschwunden zu sein. Offenbar hat eine Überwachungskamera ihn zur Zeit des Diamantenraubs in der Nähe der Astor-Halle aufgenommen. Es wird befürchtet, dass er den Tätern in die Quere gekommen ist und umgebracht wurde.«
»Vielleicht ist er ja der Dieb.«
»Diogenes
Weitere Kostenlose Bücher