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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Nora.
    »Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe«, sagte Menzies, in dessen Stimme nur ein Anflug von Schroffheit lag. »Die Sitzung ist beendet.«

18
     
    Bill Smithback bog um die Ecke, blieb stehen und atmete erleichtert auf. Dort, am Ende des Flurs, lag das Büro von Fenton Davies, die Tür stand offen, und Bryce Harriman war nirgends zu sehen. Wenn er sich’s genau überlegte, hatte er eigentlich den ganzen Tag nicht viel von Harriman gesehen. Und während er federnden Schrittes auf Davies’ Büro zusteuerte, rieb er sich die Hände und konnte sich eines Anflugs von Schadenfreude über Harrimans Pech nicht ganz erwehren. Man musste sich das mal vorstellen: Harriman war ja so erpicht gewesen, sich die Baumelmann-Story unter den Nagel zu reißen. Tja, die konnte er haben. Rückblickend betrachtet war das sowieso keine echte Times-Story gewesen: viel zu würdelos, mit einer Neigung zum Burlesken. Und dennoch: Für Harriman, der ja eine Stippvisite bei der Post hinter sich hatte, war das wahrscheinlich genau das Richtige.
    Smithback musste schmunzeln.
    Er hingegen hatte einen großen Coup gelandet, denn er war am Duchamp-Mord dran. Die Sache hatte alles, was zu einer großen Story dazugehörte: ungewöhnlich, spannend, elektrisierend. An allen Kaffeeautomaten in der ganzen Stadt war die Geschichte das Gesprächsthema: der sanfte, gütige Maler, der – ohne erkennbaren Grund – gefesselt und mit einer Schlinge um den Hals gezwungen worden war, aus einem Fenster im vierundzwanzigsten Stock zu springen und durch das Dach eines französischen Edelrestaurants in Manhattan in den Tod zu stürzen. Und das alles am helllichten Tag, vor Hunderten von Zeugen.
    Smithback ging etwas langsamer, als er sich Davies’ Büro näherte. Sicher, es war irre schwierig gewesen, die Zeugen aufzuspüren, und bislang hatte er sich mit der offiziellen Version der Polizei und den diskreten Mutmaßungen jener Leute zufrieden geben müssen, die normalerweise gut im Bilde waren, in diesem Fall aber beunruhigend wenig wussten. Aber die Story würde sich entfalten. Nora hatte Recht gehabt, als sie sagte, dass er am Ende ja doch immer alles aufdeckte. Wie gut sie ihn verstand. Man musste die Geschichte eben aus mehreren Blickwinkeln betrachten, durfte nicht lockerlassen.
    Und genau deshalb hatte ihn Davies garantiert einbestellt: Der Chefredakteur wollte unbedingt mehr haben. Kein Problem, würde er Davies sagen – er sei gerade dabei, einigen vorzüglichen Tipps seiner Informanten nachzugehen. Er würde seinen Hintern wieder hoch zur Ecke Broadway und 65th bewegen. Heute waren bestimmt keine Cops mehr da, die ihn bei der Arbeit behinderten. Anschließend würde er zur Polizeiwache gehen, sich dort mit einem alten Kumpel unterhalten und mal sehen, ob er ein paar Krümel aufpicken konnte. Nein, korrigierte er sich selber: Krümel war nicht das richtige Wort. Andere Reporter pickten Krümel auf, aber er, Smithback, fand den Kuchen – und die andern gingen leer aus.
    Während Smithback noch über seine geistreiche Bildersprache schmunzeln musste, blieb er am Empfangstresen vor Davies’ Büro stehen. Leer. Die Sekretärin machte aber lange Mittagspause … Dann schritt er aus, wobei er sich so fühlte und so aussah wie der Top-Reporter, der er nun mal war, und hob die Hand, um an der offenen Tür anzuklopfen.
    Davies saß, buddhagleich, hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch. Der Chefredakteur war klein und völlig kahl, und seine penibel gepflegten kleinen Hände wirkten immer so, als schienen sie mit etwas beschäftigt zu sein: die Krawatte glatt streichen, mit einem Bleistift spielen oder sich über die Augenbrauen fahren. Am liebsten trug er blaue Hemden mit weißem Kragen und Paisley-Krawatten mit kleinem Knoten. Wegen seiner hohen Stimme und seiner weibischen Manierismen hätten Uneingeweihte meinen können, Davies ließe sich leicht über den Tisch ziehen. Aber das war nicht der Fall, wie Smithback wusste. Man wurde kein Redakteur bei der Times, wenn man nicht wenigstens ein paar Liter Barrakudablut in sich hatte. Aber nach außen gab sich Davies so milde, dass es manchmal einen Augenblick dauerte, bis man merkte, dass man soeben fertig gemacht worden war. Er ließ sich nicht gern in die Karten gucken und hörte lieber zu, als selbst zu reden, so dass man selten wusste, was er wirklich dachte. Er fraternisierte nicht mit seinen Reportern, hing nicht mit den anderen Redakteuren rum und war offenbar am liebsten für sich allein. In

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