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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Detail für die Bildnisse des Heiligen-Ausstellung neu zu erschaffen.
    Während sie die Kiste betrachtete, hörte Nora hinter sich das schwere Atmen eines höchst aufgebrachten Wärters, der wütend war, weil man ihn von seinem regulären Dienst, der Bewachung der kaum frequentierten Halle der Pelagischen Vögel, abgezogen und ins hektische Treiben mitten im Zentrum der Bildnisse des Heiligen-Ausstellung versetzt hatte. Sie hörte, wie der Wachmann seinen enormen Leib verlagerte und dramatisch seufzte, als wollte er sie zur Arbeit antreiben.
    Aber Nora hatte keine Lust, sich drängen zu lassen. Es handelte sich bei dem Grab um eines der wichtigsten Exponate der gesamten Ausstellung. Die hier auszustellenden Stücke waren außergewöhnlich empfindlich und erforderten äußerste Konzentration und Sorgfalt. Wieder versuchte sie, den Lärm der Bauarbeiten, das Knurren der Bohrer und das Jaulen der Akkuschrauber zu verdrängen, die Rufe unter den Mitarbeitern, das ständige Kommen und Gehen der Kuratoren, Bauleute und Assistenten. Und weil das Sicherheitssystem des Museums in Vorbereitung für die neue Ausstellung zum x-ten Mal verstärkt worden war, mussten alle Mitarbeiter auch noch alles stehen und liegen lassen und die Ausstellungsräume hin und wieder verlassen, wenn Sensoren installiert und Softwareprogramm getestet wurden. Es war das reinste Tollhaus.
    Nora konzentrierte sich wieder auf die vor ihr stehende Kiste und fing an: Erst ordnete sie die Knochen an, legte sie nach ihrer auf dem Foto festgehaltenen ursprünglichen Position in den Sand. Die Prinzessin war nicht auf dem Rücken liegend begraben worden, im westlichen Stil; vielmehr nahm sie eine Hockstellung ein: die Knie ans Gesicht gezogen, die Arme vor der Brust verschränkt, das Ganze wie ein Paket in schön gewebten Decken eingepackt. Weil die Decken verrottet waren, war das Skelett auseinander gefallen, so dass die Knochen völlig durcheinander auf dem Boden der Grabkammer lagen. Und diese Anordnung stellte Nora jetzt sorgfältig nach.
    Als Nächstes kam die Platzierung der in der Grabkammer gefundenen Objekte an die Reihe. Diese, nicht die Knochen, waren der wahre Schatz – und praktisch unbezahlbar. Nora zog sich ein Paar dünne Baumwollhandschuhe über und hob das größte Objekt an, eine schwere Brustplatte aus silberlegiertem Blattgold, auf der ein von Bildzeichen umgebener Jaguar dargestellt war. Als sie das Exponat hochhielt, war sie einen Augenblick lang wie verzaubert von dem funkelnden Gold. Dann legte sie es behutsam auf die Brust des Skeletts. Als Nächstes kam ein goldenes Halsband, das sie um die Halswirbel legte. Ein halbes Dutzend Ringe wurde auf die Knochenfinger geschoben. Eine Tiara aus solidem Gold, besetzt mit Jade und Türkisen, kam auf den Schädel. Sorgfältig legte in einem Halbkreis Keramikgefäße aus, die voller Beigaben waren: polierte Jade, Türkise und glänzende Stücke aus schwarzem Obsidian. Als Nächstes kam ein zeremonielles Messer aus Obsidian, es war fast dreißig Zentimeter lang und mit vielen Zacken versehen und nach wie vor scharf genug, dass man sich bei unsachgemäßer Handhabung daran schneiden konnte.
    Sie hielt einen Augenblick inne. Zuletzt kam die Jademaske dran, sie war Millionen wert, geschnitzt aus einem einzigen makellosen Block tiefgrüner Nephritjade, mit Rubinen und Bergkristall in den Augenhöhlen und Zähnen aus Türkisen.
    »Junge Frau«, sagte der Wachmann und unterbrach ihre Träumereien, »in einer Viertelstunde mach ich Pause.«
    »Das ist mir bewusst«, sagte Nora trocken.
    Sie wollte gerade die Maske zur Hand nehmen, als sie in einiger Entfernung die Stimme von Hugo Menzies hörte. Sie war nicht laut, aber einigermaßen deutlich in dem Lärm zu hören. »Wundervolle Arbeit!«, sagte er. »Fabelhaft!«
    Als Nora aufschaute, sah sie, wie Menzies sich mit seinem Wuschelkopf den Korridor hinabschlängelte, wobei er vorsichtig über die auf dem Boden herumliegenden Elektrokabel, die Sägespäne, Stücke genoppter Plastikfolie und anderen Bauschutt trat. Die unvermeidliche Angeltasche aus Leinen, die er anstatt einer Aktentasche trug, hatte er sich über die Schulter geschlungen. Er schüttelte Hände, nickte zustimmend, ermunterte alle, kannte den Namen eines jeden, von den Tischlern bis zu den Kuratoren. Jeder wurde mit einem Nicken, einem Lächeln, einem ermunternden Wort bedacht. Ganz anders dagegen Ashton, der Leitende Kurator der Ausstellung, der es als unter seiner Würde empfand, mit

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