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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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luxuriös eingerichtet, wenngleich in einem Stil, der seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr in Mode war: dunkelrote Samttapeten, riesiges Himmelbett, wuchtige Mahagonimöbel. An allen Wänden prangten Gemälde in vergoldeten Rahmen: ein Stillleben mit Obstschale, Sonnenuntergang über dem Meer, eine idyllische Landschaft mit Kühen und Heuwagen. Und das waren Originale, keine Reproduktionen. Es war zwar nichts am Boden oder an den Wänden festgeschraubt, aber ihm war doch aufgefallen, dass es keine scharfen Gegenstände im Raum gab, und er hatte auch die würdelose Behandlung über sich ergehen lassen müssen, dass man ihm bei der Aufnahme seinen Gürtel und die Krawatte abnahm. Außerdem gab es nirgendwo ein Telefon.
    Nachdenklich schlenderte er zu dem großen Fenster und sah hinaus. Es schneite, die dicken Flocken schmolzen an den Scheiben. Draußen, im Licht der Abenddämmerung, war eine große, schneebedeckte Rasenfläche zu erkennen, umgeben von Hecken und Gärten – alles gekrönt von Schneehäubchen – und gesprenkelt mit Statuen, an denen Eiszapfen hingen. Den Garten begrenzte eine hohe Steinmauer, dahinter erstreckte sich ein Waldgebiet, durch das sich eine Serpentinenstraße in die nächste, zehn Kilometer entfernte Stadt hinunterschlängelte. Die Fenster hatten keine Griffe, aber die kleinen, bleiverglasten Scheiben sahen aus, als könnte man sie nur schwer einschlagen.
    Nur so zum Spaß versuchte er, ein Fenster aufzustoßen. Aber es bewegte sich nicht, und ein Riegel war auch nirgends zu sehen. Er versuchte es mit etwas mehr Kraft. Nichts. Er wandte sich achselzuckend ab.
    River Oaks war ein großes, weitläufiges Gebäude und lag auf einer der kleineren Erhebungen der Catskill-Berge. Einst der Landsitz von Commodore Cornelius, war es inzwischen in eine psychiatrische Klinik für die Ultraprivilegierten umgewandelt worden. Die Pfleger und Schwestern trugen anstatt der üblichen weißen Uniformen eine diskrete dunkle Tracht und lasen ihren »Gästen« bereitwillig jeden Wunsch von den Lippen ab. Abgesehen von leichteren Arbeiten und einer Stunde Therapie am Tag hatte Smithback keine Verpflichtungen. Und das Essen war phantastisch. Er war für den Küchendienst eingeteilt worden und hatte erfahren, dass der Chefkoch im Cordon Bleu seine Ausbildung absolviert hatte.
    Aber trotzdem fühlte er sich entsetzlich. In den wenigen Stunden seit seiner Ankunft hatte er sich zu überzeugen versucht, dass er es ruhig angehen lassen sollte, dass sein Aufenthalt hier zu seinem eigenen Vorteil war, dass er ruhig ein wenig im Luxus schwelgen sollte. Es war schließlich ein Lebensstil, den er unter anderen Umständen durchaus begrüßt hätte. Er hatte sich vorgenommen, das Ganze als eine Art Drama zu betrachten, das er eines Tages vielleicht zu einem Buch verarbeiten könnte. Aber es kam ihm einfach völlig aus der Luft gegriffen vor, dass irgendjemand ausgerechnet ihn umbringen wollte.
    Aber diese an sich selbst adressierten Aufmunterungen hingen ihm schon jetzt zum Hals heraus. Als man ihn in der Klinik aufgenommen hatte, war er von der Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagd noch ganz benommen gewesen, wie betäubt, dass sich sein Leben plötzlich um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Jetzt aber hatte er Zeit zum Nachdenken. Sehr viel Zeit. Und die Fragen – und finsteren Mutmaßungen – hörten gar nicht mehr auf.
    Aber wenigstens musste er sich wegen Nora keine Sorgen machen. Als er mit Pendergast über dem New-York-Thruway gebrettert war, hatte er sie von dessen Handy aus angerufen und sich eine Lügengeschichte ausgedacht, nach der die Times ihn zu einem Undercover-Auftrag nach Atlantic City entsandt habe, damit er über einen Casino-Skandal berichte, und er daher eine Weile nicht zu erreichen sei. Pendergast hatte ihm versichert, Nora sei in Sicherheit, und bis jetzt hatte er noch immer Wort gehalten. Zwar hatte Smithback ein schlechtes Gewissen, weil er Nora angelogen hatte, aber das hatte er schließlich getan, um sie nicht zu beunruhigen, und außerdem konnte er ihr ja später noch alles erklären.
    Aber es war sein Job bei der Times, der ihm einfach nicht aus dem Kopf ging. Sicher, die Redaktion musste sich damit abfinden, dass er krank war, und Pendergast würde die Krankmeldung auch bestimmt überzeugend rüberbringen. Aber in der Zwischenzeit hatte Harriman freie Hand. Wenn er, Smithback, nach seiner »Kur« schließlich zurückkehrte, konnte er von Glück reden, wenn man ihm wenigstens noch so etwas wie die

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