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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zu der Vermutung veranlasste, vielleicht einen Verbündeten gefunden zu haben.
    »Werden Sie des Ganzen nicht überdrüssig? Ich meine, nicht rauszudürfen?«
    »Im Herbst ist es hier natürlich viel schöner. Der Garten ist ein Traum. Der Schnee ist zwar ein bisschen bedrückend, das gebe ich zu, aber wohin soll man denn ›raus‹?«
    Smithback dachte kurz darüber nach.
    »Also, was machen Sie denn so, Edward?«, fragte Throckmorton. »Beruflich?«
    Smithback ging in Gedanken Pendergasts Briefing durch.
    »Mein Vater ist Investmentbanker. Ich arbeite für ihn.«
    »Meine Familie hat auch mit der Börse zu tun.«
    Smithback ging ein Licht auf. »Sie sind doch nicht der Throckmorton, oder?«
    Throckmorton lächelte. »Ich fürchte, doch. Zumindest einer von denen. Wir sind eine sehr weit verzweigte Familie.«
    Der Kellner kehrte mit ihren Speisen zurück – die Bachforelle für Throckmorton, das Doppelgedeck Scholle und Lamm für Smithback. Throckmorton betrachtete Smithbacks ordentliche Portionen. »Männer, die keinen Appetit haben, sind mir ein Gräuel.«
    Smithback lachte. Der Bursche war ja gar nicht verrückt. »Ich lasse nie eine Gratismahlzeit aus.«
    Er hob Messer und Gabel und machte sich über seine Scholle her. Allmählich fühlte er sich ein klein wenig besser. Das Essen war vorzüglich. Und dieser Roger Throckmorton war doch eigentlich gar kein schlechter Kerl. Wenn er jemanden hatte, mit dem er sich unterhalten konnte, könnte River Oaks durchaus noch ein, zwei Tage erträglich sein. Natürlich musste er auf der Hut sein und durfte seine Tarnung nicht aufheben. »Was machen die Leute hier denn so den ganzen Tag?«, murmelte er zwischen zwei Bissen.
    »Wie bitte?«
    Smithback schluckte. »Wie verbringen Sie Ihre Zeit?«
    Throckmorton kicherte. »Ich führe Tagebuch und schreibe Gedichte. Ich versuche dabei, mich am literarischen Markt zu orientieren, aber nicht sklavisch. Bei gutem Wetter schlendere ich auch gern im Park umher.«
    Smithback nickte und spießte noch ein Stück Fisch auf. »Und am Abend?«
    »Nun, im Salon im ersten Stock stehen Billardtische, und in der Bibliothek kam man Bridge und Whist spielen. Und natürlich Schach – das macht Spaß, wenn ich denn einen Partner finde. Aber die meiste Zeit lese ich. In letzter Zeit habe ich viel Lyrik gelesen. Und gestern Abend habe ich mit den Canterbury Tales angefangen.«
    Smithback nickte zustimmend. »Meine Lieblingserzählung ist die vom Müller.«
    »Meine, glaube ich, der Prolog. Er steckt so voller Hoffnung auf Erneuerung, auf Wiedergeburt.« Throckmorton setzte sich im Stuhl zurück und zitierte die ersten Verse. »Wenn milder Regen, den April uns schenkt, des Märzes Dürre bis zur Wurzel tränkt.«
    Smithback rief sich den Prolog in Erinnerung und schaffte es, sich an ein paar Verse zu erinnern. »Oder wie finden Sie das hier: › Zu dieser Zeit geschah’s, als einen Tag zu Southwark ich im Tabard rastend lag…‹«
    »Fischte, die öde Ebene im Rücken.«
    Smithback, der sich inzwischen seinem Lamm widmete, brauchte einen Augenblick, bis er diesen Wechsel bemerkt hatte. »Moment mal. Das ist doch nicht Chaucer, sondern…«
    »Aus! Kleines Licht!« Throckmorton setzte sich auf. Dabei wirkte er ziemlich steif, fast so, als wollte er salutieren. Smithback hielt inne, gerade als er die Gabel zum Mund führen wollte, und sein Lächeln gefror. »Wie bitte?«
    »Haben Sie da eben auch was gehört?« Throckmorton neigte den Kopf, als würde er lauschen.
    »Ah … nein.«
    Throckmorton legte erneut den Kopf schief. »Doch, ich kümmere mich sofort darum.«
    »Um was kümmern?«
    Throckmorton musterte ihn ein wenig verstimmt. »Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen.«
    »Oh. Verzeihen Sie.«
    Throckmorton erhob sich vom Tisch, betupfte geziert seine Mundwinkel und faltete sorgfältig seine Serviette. »Ich hoffe, Sie können mir verzeihen, Edward, aber ich habe eine geschäftliche Verabredung.«
    »Ja, natürlich«, sagte Smithback, dem das Lächeln noch immer auf den Lippen gefror.
    »Ja.« Throckmorton beugte sich zu ihm vor und sagte in verschwörerischem Flüsterton: »Und es ist eine furchtbare Verantwortung, das kann ich Ihnen sagen. Doch wenn ER ruft, wer sind wir denn, uns zu verweigern?«
    »ER?«
    »Der Herr, unser Gott.« Throckmorton richtete sich auf und schüttelte Smithback die Hand. »Es war mir ein Vergnügen. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Und damit verließ er schwungvollen Schrittes den Saal.

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    Als

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