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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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eingedeckt.
    Von der wedgewoodblauen Decke hingen strahlend helle Kronleuchter. Der Raum war elegant, aber es kam Smithback barbarisch vor, um fünf Uhr nachmittags zu Abend zu essen. An einigen Tischen saßen schon ein paar Gäste und aßen methodisch, plauderten leise oder starrten schlechtgelaunt vor sich hin. Andere schlurften zu ihren Plätzen.
    O Gott, das Dinner der lebenden Toten. Er sah sich um.
    »Mr Jones?« Ein Pfleger eilte herbei. Er tat so beflissen wie jeder Oberkellner und entbot ihm das gleiche Grinsen der Überlegenheit hinter seiner Maske der Dienstbarkeit. »Wo möchten Sie sitzen?«
    »Vielleicht an dem Tisch dort«, sagte Smithback und zeigte auf einen, an dem im Augenblick nur ein junger Mann saß, der sich gerade ein Brötchen mit Butter bestrich. Er war fein gekleidet – teurer Anzug, schneeweißes Hemd, gewienerte Halbschuhe – und wirkte ganz normal. Er nickte Smithback zu, als der sich setzte.
    »Roger Throckmorton«, sagte der Mann und erhob sich leicht von seinem Platz. »Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen.«
    »Edward Jones«, antwortete Smithback, den die herzliche Begrüßung freute. Er nahm die Speisekarte entgegen und vertiefte sich trotz allem rasch in die lange Liste der Speisen. Schließlich wählte er nicht einen, sondern zwei Hauptgänge – Scholle à la Mornay und Lammrückenfilets mit Kräuterkruste –, dazu nahm er einen Arugula-Salat und Wachteleier in Aspik. Er markierte das Gewählte auf der Karte, die neben seinem Gedeck lag, reichte diese und die Speisekarte dem Kellner und wandte sich wieder zu Mr Throckmorton um. Er war ungefähr im gleichen Alter wie er, auffallend gut aussehend, die blonden Haare waren sorgfältig gescheitelt, außerdem duftete er dezent nach irgendeinem teuren Aftershave. Irgendwas an dem Mann erinnerte Smithback an Bryce Harriman. Ja, das war’s: Er verströmte das gleiche Flair – altes Geld und eine gehörige Portion Dünkel.
    Bryce Harriman…
    Mit erheblicher Kraftanstrengung vertrieb Smithback das Bild Harrimans aus seinen Gedanken. Dann fiel sein Blick auf diesen Throckmorton, der ihm gegenübersaß. »Nun«, sagte er, »und warum sind Sie hier?« Erst nachdem er die Frage gestellt hatte, wurde ihm klar, wie unschicklich sie war.
    Aber sein Gegenüber schien ihm die Frage gar nicht krumm zu nehmen. »Vermutlich aus demselben Grund wie Sie. Ich bin irre.« Und dann kicherte er, um zu beweisen, dass er einen Scherz gemacht hatte. »Im Ernst, ich bin ein bisschen in Schwierigkeiten, und darum hat mich mein Dad hierher geschickt, damit ich mich, äh, ein wenig ausruhen kann. Nichts Ernstes.«
    »Wie lange sind Sie denn schon hier?«
    »Ein paar Monate. Und was führt Sie hierher?«
    »Das Gleiche. Die Ruhe.« Smithback überlegte, wie er das Tischgespräch in andere Bahnen lenken konnte. Aber worüber unterhielten sich Irre eigentlich? Er rief sich in Erinnerung, dass die schweren Fälle in der geschlossenen Abteilung untergebracht waren, die in einem anderen Flügel des Gebäudes lag. Die Gäste hier im Haupttrakt waren bloß »psychisch labil«.
    Throckmorton legte sein Brötchen auf einen Teller und betupfte sich geziert die Mundwinkel mit seiner Serviette. »Sie sind erst heute hier eingetroffen, nicht wahr?«
    »Ja, ganz recht.«
    Der Kellner brachten ihnen die Getränke – Tee für Throckmorton, einen Tomatensaft für Smithback, der sich darüber ärgerte, dass er nicht den bestellten Maltwhisky bekam. Wieder blickte er sich verstohlen in dem Speisesaal um. Alle Leute hier bewegten sich so langsam, sprachen so leise: Ihm kam das alles wie ein Bankett in Zeitlupe vor. Du liebe Güte, ich glaube, ich halte das hier nicht lange aus. Er versuchte sich daran zu erinnern, was Pendergast gesagt hatte – dass ein Mörder ihn ins Visier genommen hatte, dass sein Hiersein nicht nur ihn, sondern auch Nora schützte; aber schon nach einem Tag hielt er es hier kaum noch aus. Warum sollte ein gefährlicher Killer hinter ihm her sein? Das ergab einfach keinen Sinn. Soweit er wusste, hatten der Mercedes und die Kugel Pendergast gegolten, nicht ihm. Außerdem kam Pendergast schon allein mit solchen Sachen klar. Er steckte schließlich nicht zum ersten Mal in Schwierigkeiten…
    Wieder zwang sich Smithback, seine Gedanken auf sein Gegenüber zu richten. »Also, was halten Sie von… dieser Einrichtung?«, fragte er ein wenig lahm.
    »Ach, ist doch eigentlich gar kein schlechter Laden.« In Throckmortons Augen funkelte Belustigung, was Smithback

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