Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
aus, um die Werbetrommel zu rühren, die Einladungen rauszuschicken und die Leute von der Presse zu bearbeiten. Wenn sie auf eine Einladung scharf sind, werden sie nicht über das Museum herziehen können.«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muss Dr.Collopy auf die Pressekonferenz vorbereiten. Tausend Dank, Nora.«
Menzies eilte geschäftig aus dem Raum. Nora, wieder allein in dem stillen Labor, warf einen bedauernden Blick auf den Arbeitstisch mit ihren sorgfältig arrangierten Tonscherben und fing dann an, eine nach der anderen wieder in den Plastikbeuteln zu verstauen.
7
Special Agent Spencer Coffey bog um die Ecke und steuerte das Büro des Gefängnisdirektors an. Seine mit Stahlkappen verstärkten Absätze klackten vernehmlich auf dem glatten Beton. Agent Rabiner, ein untersetzter Mann mit buschigem Schnurrbart, folgte in respektvollem Abstand. Vor der Anstaltstür aus Eichenholz blieb Coffey stehen, klopfte kurz und trat dann ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
Die Sekretärin des Direktors, eine dünne Wasserstoffblondine mit alten Aknenarben im Gesicht und einer kühlen, geschäftsmäßigen Ausstrahlung, sah ihn flüchtig an: »Ja, bitte?«
»Agent Coffey, FBI.« Er wedelte mit seinem Ausweis. »Wir haben einen Termin, und wir haben es eilig.«
»Ich werde dem Direktor ausrichten, dass Sie da sind«, erklärte sie und zerrte mit ihrem breiten Akzent an Coffeys Nerven.
Er sah Rabiner an und verdrehte die Augen. Schon am Morgen war er wegen einer unterbrochenen Telefonverbindung mit der Frau in Streit geraten. Die persönliche Begegnung mit ihr bestätigte ihm, dass sie der Inbegriff all dessen war, was er verabscheute: eine Landpomeranze aus der Unterschicht, die sich in eine halbwegs angesehene Stellung hochgearbeitet hatte.
»Agent Coffey und …?« Sie warf einen Blick auf Rabiner.
»Special
Agent Coffey und
Special
Agent Rabiner.«
Die Frau griff mit aufreizender Langsamkeit zum Hörer der Gegensprechanlage. »Die Agenten Coffey und Rabiner wünschen Sie zu sprechen, Sir. Sie sagen, sie haben einen Termin.« Einen Moment lang hörte sie aufmerksam zu und legte dann auf. Danach ließ sie sich Zeit – gerade so viel, um Coffey wissen zu lassen, dass sie es nicht annähernd so eilig hatte wie er. »Mr. Imhof«, erklärte sie schließlich, »wird Sie empfangen.«
Coffey schickte sich an, an ihrem Schreibtisch vorbeizugehen, hielt dann aber inne. »Und? Wie läuft’s denn so zu Hause auf der Farm?«
»Sieht so aus, als wären die Schweine gerade in der Brunft«, antwortete sie prompt und ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
Coffey ging weiter und fragte sich, was die blöde Kuh damit meinte und ob sie ihn vielleicht beleidigen wollte. Als er die Tür hinter sich und Rabiner schloss, erhob sich Direktor Gordon Imhof von seinem Stuhl hinter einem großen Formica-Schreibtisch. Coffey hatte ihn noch nie zuvor persönlich getroffen und war überrascht, dass der Mann wesentlich jünger war, als er erwartet hatte, klein und drahtig, mit einem Spitzbart und kühlen blauen Augen. Er war tadellos gekleidet, der dichte Haarschopf ordentlich in Form geföhnt. Schwer, ihn in eine Schublade einzuordnen. Früher arbeiteten sich Gefängnisdirektoren von der Pike auf hoch; aber dieser Typ sah aus, als hätte er irgendeinen Doktortitel in höherem Gefängnismanagement und noch nie das befriedigende Aufklatschen eines Schlagstocks auf der Haut eines Menschen vernommen. Dennoch, da war ein harter Zug um Imhofs schmale Lippen, der Coffey hoffen ließ.
»Nehmen Sie doch bitte Platz«, forderte Imhof die beiden FBI-Agenten mit einer einladenden Handbewegung auf.
»Danke.«
»Wie ist die Vernehmung verlaufen?«
»Wir kommen gut voran«, erklärte Coffey. »Wenn irgendein Fall alle bundesrechtlichen Kriterien für die Todesstrafe erfüllt, dann dieser.« Dass das Verhör in Wahrheit schlecht, um nicht zu sagen: miserabel gelaufen war, ließ er unerwähnt. Imhof machte ein Pokerface.
»Ich möchte etwas klarstellen«, fuhr Coffey fort. »Eines der Mordopfer war ein Freund und Kollege von mir, der am dritthöchsten dekorierte Agent in der Geschichte des FBI.« Er ließ seine Worte wirken. Nicht erwähnt hatte er, dass ebenjenes Opfer, Special Agent Mike Decker, für eine demütigende Degradierung verantwortlich gewesen war, die Coffey vor sieben Jahren im Anschluss an die Museumsmorde hatte hinnehmen müssen. Die Nachricht von seinem Tod hatte Coffey die zweitgrößte Befriedigung seines
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