Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
zu denken: Sie war die leitende Ku ratorin. Das alles hier war im Wesentlichen ihr Verdienst. Menzies hatte recht: Die Ausstellung würde ihre Karriere befördern.
Die Off-Stimme fuhr fort:
Und jetzt, nachdem die Räuber die Halle der Streitwagen zerstört und jeden Schatzes beraubt hatten, begaben sie sich in den tiefsten Teil des Grabes: in das so genannte Haus des Goldes, die eigentliche Grabkammer. Hierbei handelte es sich um den am prunkvollsten ausgestatteten und gefährlichsten Teil der Grabanlage. Denn hier ruhte der Pharao, dessen Leib – wie man glaubte – zwar mumifiziert, aber nicht tot war.
Immer noch die Fackeln tragend, schwitzend und nach dieser Orgie der Zerstörung ungeheuer aufgekratzt, zogen die ho lographischen Gestalten durch die ferne Tür in die Grabkammer. Die Barriere öffnete sich, und die VIPs folgten den Räubern durch die Halle der Streitwagen in die Grabkammer und versammelten sich erneut hinter einer Barriere, die von der Decke heruntergelassen worden war. Die Off-Stimme sprach weiter, während die Show sich ihrem Höhepunkt näherte:
Die Grabkammer war die Ruhestätte des mumifizierten Leibes des Pharao, der die Ba-Seele des Pharao enthielt, nach altägyptischem Glauben eine der fünf Seelen der Toten.
Der Raub sollte bei hellem Tageslicht geschehen. Und das mit Absicht. Denn nach dem Glauben der Ägypter war die Ba- Seele des Pharao tagsüber nicht im Grab anwesend, sondern reiste mit der Sonne über den Himmel. Bei Sonnenuntergang würde sich die Ba-Seele mit der Mumie des Pharao wiedervereinigen.
Wehe dem Räuber, der nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Mumie zum Leben erwachte, im Grab ertappt würde!
Doch die Räuber waren nicht achtsam. Es gab noch keine Uhren, wie wir sie kennen, und in der Dunkelheit des Grabes war eine Sonnenuhr nutzlos. Die Räuber hatten keine Möglichkeit, zu erfahren, wie spät es war. Und so ahnten sie nicht, dass außer halb des Grabes die Sonne bereits unterging …
Abermals stürzten sich die Räuber in eine wahre Orgie der Gewalt, sie zerschmetterten die Kanopenkrüge, verstreuten die mumifizierten Organe des Senef, brachen Körbe mit Getreide und Brotlaiben auf, warfen mit mumifizierten Lebensmitteln und Haustieren um sich, köpften Statuen. Dann machten sie sich am großen Steinsarkophag selbst zu schaffen, sie rammten Zedernstangen unter die eine Seite, langsam verschoben sie den tonnenschweren Deckel und hebelten ihn zurück, Millimeter um Millimeter, bis er vom Sarkophag rutschte und auf dem Boden zerbrach. Dank der Zauberei der holographischen Projektion war der Effekt auch diesmal wieder erstaunlich realistisch.
Nora spürte, wie jemand sie am Ellbogen fasste, und als sie hinabblickte, sah sie den Bürgermeister lächeln. »Das ist ab solut fantastisch«, flüsterte er ihr augenzwinkernd zu. »Wie’s aussieht, ist der Fluch des Senef nun endlich aufgehoben.«
Als Nora auf die Glatze des Bürgermeisters und in sein rundes, glänzendes Gesicht blickte, musste sie innerlich lächeln. Er genoss das alles in vollen Zügen, wie ein großes Kind. Sie waren
alle
große Kinder.
Jetzt gab es für Nora keinen Zweifel mehr: Die Show war ein Riesen-, nein, ein Megaerfolg.
58
Entsetzt und ungläubig beobachtete D’Agosta, wie die beiden Computerexperten, die jetzt enorm hektisch arbeiteten, weiter Befehle auf ihre Tastaturen hämmerten.
»Was ist denn los?«, verlangte Hayward zu wissen.
Enderby wischte sich nervös über die Stirn. »Keine Ahnung. Meine Befehle werden nicht angenommen.«
»Und manuelle Notsteuerung?«
»Hab ich auch schon versucht.«
Sie drehte sich zu Manetti um. »Benachrichtigen Sie die Wachleute im Grab. Sagen Sie ihnen, dass wir die Show ab brechen.« Sie zog ihr Funkgerät heraus und bereitete sich darauf vor, mit ihren Beamten im Innern des Grabes zu sprechen. Dann hielt sie inne und sah Manetti an, der ganz blass geworden war. »Was ist denn?«
»Wie kann das sein? Die sind doch keine fünfzig Meter entfernt!«
»Das Grab ist gegen Funkfrequenzen abgeschirmt worden«, sagte Pendergast völlig ruhig.
Hayward legte ihr Funkgerät beiseite. »Benutzen Sie die Beschallungsanlage. Die ist doch fest verdrahtet, oder?« Enderby tippte erneut wie ein Wilder
»Ist auch ausgefallen.«
Hayward starrte ihn an. »Unterbrechen Sie die Stromversorgung zur Tür. Im Fall eines kompletten Stromausfalls lässt sie sich manuell öffnen.«
Enderby tippte weiter, bis er schließlich die Hände in einer Geste der
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