Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
nichts passiert. Irgendwo da drinnen muss es einen Stromgenerator geben. Aber das hat keiner der Pläne vorge sehen, die ich …«
»Wo befindet sich das Notstromaggregat für diesen Raum«, fiel ihm Pendergast ins Wort.
Mit einem Nicken deutete Manetti auf einen großen grauen Metallschrank in der Ecke. »Der enthält die Relais, die die Hauptstromkabel im Grab mit dem Hilfsgenerator des Museums verbinden.«
Pendergast trat einen Schritt zurück und richtete Manettis Waffe auf den Schrank. Dann leerte er das gesamte Magazin – die Schüsse klangen unglaublich laut in dem schalldichten Raum –, feuerte von einer Seite des Schranks zur anderen, so dass jede Kugel ein großes dunkles Loch in das Metall schlug und Stückchen grauer Farbe in die Luft flogen. Man hörte das Geräusch knisternder Elektrizität, sah einen gewaltigen blauen Lichtbogen, dann flackerten die Lampen und gingen aus – zurück blieb nur der Schein der Computermonitore und der Gestank nach Kordit und geschmolzener Kabelisolierung.
»Die Computer hier sind immer noch an«, sagte Pendergast.
»Wieso?«
»Die haben ihre eigene Notstromversorgung.«
»Dann starten Sie die Computer neu. Ziehen Sie die Stromkabel raus und stecken Sie sie wieder rein.«
Enderby kroch unter den Tisch und begann damit, Stecker aus Steckdosen zu ziehen, wodurch er den Raum in völlige Dunkelheit und Stille tauchte. Ein Klicken, dann ein jäher Lichtschein – Hayward hatte ihre Taschenlampe eingeschaltet.
Die Tür wurde abrupt aufgestoßen, und ein großgewachsener Mann mit rotem Halstuch und runder schwarzer Brille kam in den Kontrollraum. »Was läuft denn hier ab?«, fragte er in schrillem Ton. »Ich führe hier Regie bei einer
Live-Übertragung
für
Millionen
von Menschen, und ihr könnt nicht mal dafür sorgen, dass der Strom anbleibt? Hören Sie, mein Backup-Strom hält noch höchstens eine Viertelstunde.«
D’Agosta erkannte den Mann – das war Randall Loftus, der berühmte Regisseur; sein Gesicht war vor Wut voller roter Flecken.
Pendergast wandte sich zu D’Agosta um und beugte sich nahe an ihn heran. »Sie wissen, was getan werden muss, Vincent?«
»Ja.« Dann drehte sich D’Agosta zu dem Regisseur um. »Ich kann Ihnen helfen.«
»Das will ich auch
stark
hoffen.« Und damit kehrte Loftus ihm den Rücken zu und verließ steifen Schrittes den Raum, D’Agosta dichtauf.
In der Ägyptischen Halle spazierten die VIPs in einer Dunkelheit herum, die nur durch den Schein Hunderter von Teelichtern auf den Tischen erhellt wurde, aufgeregt, aber noch nicht beunruhigt, sie behandelten das Ganze wie ein Abenteuer. Die Museumswachleute gingen umher und beruhigten die Gäste, dass die Stromversorgung jeden Augenblick wiederhergestellt sein würde. D’Agosta folgte dem Regisseur bis zum gegen überliegenden Ende der Halle, wo dessen Crew ihre Aus rüstung aufgebaut hatte. Alle arbeiteten schnell und effizient, murmelten in Mikros oder blickten in die kleinen, an den Kameras befestigten Monitore.
»Wir haben den Kontakt zur Crew im Grab verloren«, sagte einer. »Aber offenbar haben die noch Strom. Sie übertragen noch, und die Einspeisung zum Uplink ist gut. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht mal, dass die wissen, dass wir hier draußen keinen Strom mehr haben.«
»Danken Sie Gott dafür«, sagte Loftus. »Ich würde lieber
sterben,
als schwarze Bilder zu liefern.«
»Diese Einspeisung, die Sie da eben erwähnten«, fragte D’Agosta. »Wo findet die statt?«
Loftus nickte in Richtung eines dicken Kabels, das sich aus der Halle schlängelte und mit einem Streifen Gummi bedeckt und mit gelb-schwarzem Klebeband gesichert war.
»Ah ja, verstehe«, sagte D’Agosta. »Und wenn man dieses Kabel durchschneiden würde?«
»Gott
behüte
«, sagte Loftus. »Dann würden wir unsere Live-Übertragung verlieren. Aber hier wird nichts durchtrennt, glauben Sie mir. Es ist mehr als ein zufälliger Tritt erforderlich, um das Kabel zu beschädigen.«
»Sie haben kein Backup-Kabel?«
»Ist nicht nötig. Das Kabel hat eine Gummi-Expoxid-Ummantelung mit gewebtem Stahl – es ist unzerstörbar. Also, Officer …«
»Lieutenant D’Agosta.«
»Wie’s aussieht, brauchen wir Sie doch nicht.« Loftus drehte D’Agosta den Rücken zu und zeigte auf ein Crew-Mitglied.
»Du Volltrottel, lass ja einen Monitor nie wieder so unbeaufsichtigt!«
D’Agosta sah sich um. Am anderen Ende der Halle, nahe demEingang, befand sich die gesetzlich vorgeschriebene Feuerlöschstation mit
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