Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Vergeblichkeit hob.
Plötzlich zeigte Pedergast auf einen der Monitore, die Live-Bilder aus der Halle sendeten. »Haben Sie das gesehen? Spulen sie das Band mal zurück.«
Einer der Techniker spulte das Band digital zurück.
»Dort!« Pendergast deutete auf die verschwommenen Umrisse einer Gestalt, die etwas abseits an der einen Wand im Schatten stand. »Können Sie das Bild schärfer einstellen?«, fragte er in dringlichem Tonfall. »Es vergrößern?«
D’Agosta schaute genau hin, während der Bildausschnitt herangezoomt wurde. Sie sahen alle zu, wie der Mann die Hand in sein Dinnerjacket schob, lässig eine schwarze Augenmaske hervorzog und aufsetzte. Zwei Ohrenstöpsel folgten.
»Menzies«, murmelte Hayward.
»Diogenes«, sagte Pendergast, fast wie zu sich selbst, seine Stimme so kalt wie Eis.
»Wir müssen Hilfe anfordern«, sagte Manetti. »Fordern Sie eine Spezialeinheit an, und dann …«
»Nein!«, fiel Pendergast ihm ins Wort. »Dazu haben wir nicht genug Zeit. Das würde alles verzögern – die würden eine mobile Einsatzzentrale einrichten, es gäbe Regeln der Feindberührung, die man befolgen müsste. Es bleiben uns zehn Minuten – höchstens!«
»Ich kapiere einfach nicht, wieso die Tür nicht aufgeht!«, sagte Enderby und hämmerte auf die Tastatur ein. »Wir haben doch zwei völlig voneinander unabhängige Backups programmiert. Das hier macht keinen Sinn. Nichts reagiert …«
»Und es
wird
auch nichts reagieren«, antwortete Pendergast.
»Die Tür wird sich nicht öffnen, egal, was sie tun. Menzies – Diogenes – hat ohne Zweifel einen Trojaner ins System geschleust, der sowohl die Show als auch die Halle steuert.« Pendergast drehte sich wieder zu Enderby um. »Können Sie eine Liste aller laufenden Prozesse besorgen?«
»Ja.« Enderby tippte eine Reihe Befehle ein. D’Agosta blickte ihm dabei über die Schulter: Auf dem Bildschirm öffnete sich ein kleines Fenster, voll mit einer Liste geheimnisvoller Computerwörter wie
asmcomp, rutil, syslog, krcon.
»Untersuchen sie die Namen aller einzelnen Prozesse«, sagtePendergast. »Vor allem der Systemprozesse. Sehen Sie da irgendetwas Ungewöhnliches?«
»Nein.« Enderby spähte auf den Bildschirm. »Doch. Das hier heißt
kernel_con_fund_o.
«
»Irgendeine Idee, wofür das steht?«
Enderby überlegte. »Dem Namen nach zu urteilen handelt es sich um irgendeine Art von Konsolen-Datei, die einem Zugang zum Systemkern verschafft. Außerdem bedeutet die Null am Ende, dass es sich um eine Beta-Version handelt.«
»Entwickeln Sie den Code zurück, wenn Sie können; finden Sie heraus, was er anstellt.« Pendergast wandte sich zu Hayward und D’Agosta um. »Allerdings fürchte ich, dass ich die Antwort bereits kenne.«
»Und die wäre?«, fragte Hayward.
»Dass es sich dort am Ende nicht um eine Null handelt – sondern um den Buchstaben
o. Confundo
– das lateinische Wort bedeutet jemanden ärgern, Kummer bereiten, in Verwirrung stürzen. Es handelt sich zweifellos um eine Systemroutine, die Diogenes hinzugefügt hat, um die Show zu kapern.« Er deutete in den Raum voller Geräte. »Ich nehme an, dass sich die gesamte Ausrüstung hier – alles – inzwischen unter Diogenes’ Kontrolle befindet.«
Währenddessen hatte Enderby auf seinen Bildschirm gespäht. »Es scheint da einen anderen Server zu geben, der in Wirklichkeit die Show steuert, und der befindet sich
im
Grab. Alle Systeme hier im Kontrollraum sind Satellitenrechner.«
Pendergast beugte sich über die Schulter des Computerfachmanns. »Können Sie den Server angreifen, ihn außer Gefecht setzen?«
Weiteres hektisches Tippen. »Nein. Jetzt akzeptiert er nicht mal mehr meine Eingaben.«
»Kappen Sie die Stromversorgung zum Grab«, sagte Pendergast.
»Dann schaltet das System einfach zum Backup zurück …«
»Unterbrechen Sie auch das ….«
»Dann stehen die Leute dort im Dunkeln.«
»Tun Sie’s.«
Weiteres Tippen, gefolgt von einem frustrierten Fluch.
»Nichts.«
Pendergast sah sich um. »Dann den Sicherungskasten.« Er ging mit langen Schritten hinüber, klappte den Kasten auf und legte den Hauptschalter um.
Der kleine Raum war zwar sofort in Dunkelheit getaucht, allerdings blieben alle Rechner online. Binnen Sekunden hörte man ein kurzes, lautes Klicken, als das Notstromaggregat ansprang und Reihen kleiner Neon-Notleuchten angingen.
Enderby starrte ungläubig auf die Monitore. »Unglaublich. Im Grab gibt’s immer noch Strom. Die Show geht weiter, als wäre
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