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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Skalpells war lang genug, dass sie die brachiozephalische Arterie an jener Stelle durchtrennen würde, wo sie sich in die Halsschlagader und die Schlüsselbeinschlagader gabelte. Constance würde nicht einmal Zeit haben, aufzuschreien. Er würde sie festhalten, während sie starb, würde sie im Arm wiegen, ihr Blut würde über ihn fließen, wie schon einmal … unter ganz anderen Umständen …
    … und dann würde er sie und seinen Regenmantel in der Gasse liegen lassen.
    Er näherte sich der Ecke. Noch fünf Meter, drei Meter, zwei,
jetzt

    Er bog um die Ecke und blieb stehen, zuerst angespannt und dann erstaunt. Da war niemand. Die Gasse war leer.
    Er blickte sich rasch um, nach vorn und nach hinten: niemand.Und jetzt war
er
in der Biegung, blind, unfähig zu erkennen, wer aus der einen oder der anderen Richtung kam.
    Panik übermannte ihn. Irgendwie hatte er sich verrechnet. Wohin war sie gegangen? Hatte sie ihn auf irgendeine Weise ausgetrickst? Aber das war eigentlich nicht möglich.
    Er hielt inne – und da wurde ihm bewusst, dass er in der Sackgasse steckte. Wenn er um die Ecke ging, die vor ihm lag, hinaus auf den Borgo Tegolaio, eine viel breitere und besser einsehbare Straße, und sie war dort, dann würde sie ihn sehen – und er hätte seinen Vorteil verloren. Wenn sie andererseits hinter ihm war, würde das ebenfalls seine Überlegenheit zunichtemachen.
    Er stand wie erstarrt und dachte angestrengt nach. Der Himmel war noch dunkler geworden, und jetzt wurde ihm klar, dass es nicht nur vom Regen kam, sondern dass der Abend sich wie eine tote Hand über die Stadt legte. Er konnte nicht ewig hier stehen bleiben: Er musste etwas tun und entweder um die eine oder andere Ecke gehen.
    Er spürte, wie ihm trotz der Kühle warm unter dem Regenmantel wurde. Er musste seinen Plan aufgeben, umkehren und denselben Weg zurückgehen, den er gekommen war – musste sozusagen sein Täuschungsmanöver rückgängig machen, so als hätte es nie stattgefunden. Das wäre am besten. Irgendwas war passiert. Sie war irgendwo anders abgebogen, und er hatte sie verloren – das war’s. Also musste er einen anderen Angriffsplan entwickeln. Vielleicht sollte er nach Rom fahren und sie dazu verleiten, ihm in die Kallixtus-Katakomben zu folgen. Die beliebte Touristenattraktion mit ihren Sackgassen und verschlungenen Wegen wäre ein vorzüglicher Ort, an dem er sie umbringen könnte.
    Er ging die Via dei Coverelli zurück, wobei er vorsichtig um die erste Ecke bog. Die Gasse war leer. Er schritt zügig weiter. Plötzlich bemerkte er am Rande seines Gesichtsfeldes einerasche Bewegung in einem der Torbögen; instinktiv hechtete er zur Seite, noch während sich ein Schatten auf ihn stürzte, und spürte dann ein Skalpell widerstandslos durch seinen Regenmantel und seinen Anzug gleiten und dann stechenden Schmerz durchschnittenen Fleisches.
    Mit einem Aufschrei wirbelte er herum und hieb – noch während er stürzte – sein Skalpell in ihre Richtung. Sein Angriff galt ihrem Hals. Er hatte mehr Erfahrung mit dieser Waffe, auch war er deutlich schneller als sie, und das machte sich bezahlt, denn sein Skalpell traf auf Fleisch; doch noch im Fallen wurde ihm klar, dass sie den Kopf im letzten Moment abgewandt hatte und dass seine Klinge sie nur seitlich gestreift hatte, anstatt ihr den Hals aufzuschlitzen.
    Diogenes schlug hart auf dem Kopfsteinpflaster auf, rollte einmal herum und sprang auf, das Skalpell in der Hand – aber sie war bereits fort, verschwunden.
    Im selben Moment verstand er
ihren
Plan. Ihre miserable Tarnung war kein Zufall gewesen. Sie hatte sich ihm gezeigt, genauso wie er sich ihr offenbart hatte. Sie hatte ihn dazu verleitet, sie in diesen Hinterhalt zu locken – und dann hatte sie zugeschlagen. Sie hatte seine List mit einer eigenen List beantwortet.
    Die schlichte Brillanz ihres Plans erstaunte ihn.
    Er stand da und blickte hinauf zu den Steinbögen über sich, erkannte die bröckelnde, vorspringende Kante der
pietra serena,
aus deren Schutz sie zweifellos ihren Angriff gestartet hatte. Hoch darüber sah er einen winzigen Flecken stahlgrauen Himmels, aus dem nun Regentropfen herabfielen.
    Er machte einen Schritt, taumelte.
     

     
    Ihm wurde schwindlig. Das Brennen in seiner Seite wurde immer heftiger. Aber er wagte nicht, den Mantel zu öffnen undnachzuschauen; er konnte es sich nicht leisten, dass Blut außen auf seine Kleidung kam – es würde Aufmerksamkeit erregen. Er gürtete seinen Regenmantel so fest

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