Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
vielen nützlichen Informationen, die uns zugegangen sind.«
D’Agosta starrte ungläubig auf den Zettel. »Wo zum Teufel haben Sie das her?«
Glinn gestattete sich ein Lächeln – jedenfalls hielt D’Agosta das leichte Schmalerwerden der Lippenlinie für ein Lächeln.
»Von unserem Insider.«
»Und wer ist das, wenn ich fragen darf?«
»Sie kennen ihn gut.«
Jetzt war D’Agosta noch überraschter. »Doch nicht etwa …?«
»Special Agent Pendergast.«
D’Agosta sackte in seinem Sessel zusammen. »Wie hat er das rausgeschmuggelt?«
Diesmal huschte ein echtes Lächeln über Glinns Gesicht.
»Nun, durch
Sie,
Lieutenant. Wissen Sie nicht mehr? Sie haben das mitgebracht.«
»Ich?«
Glinn griff hinter den Schreibtisch und zog eine Plastikkiste hervor. Als D’Agosta hineinsah, entdeckte er zu seiner Überraschung einige der Abfälle, die er bei seinem Aufklärungseinsatzvor dem Gefängnis gesammelt hatte – Kaugummipapier und einige Stofffetzen; jetzt waren sie sorgfältig getrocknet, gebügelt und in schützenden Klarsichthüllen archiviert. Als er die Stofffetzen genauer betrachtete, konnte er einige kaum sichtbare Schriftzeichen darauf erkennen.
»In Pendergasts Zelle befindet sich ein altes Abflussrohr – wie in den meisten älteren Zellen in Herkmoor –, das nie an die neue Abwasser- und Kläranlage angeschlossen wurde. Das Abwasser wird in ein Auffangbecken außerhalb der Gefängnismauern geleitet, dessen Inhalt wiederum in den Herkmoor-Bach abfließt. Pendergast schreibt eine Botschaft auf ein Stück Abfall, steckt es in den Abfluss, spült es mit Wasser aus dem Waschbecken herunter, und so landet die Nachricht im Bach. Ganz einfach. Wir haben diese Möglichkeit entdeckt, weil Herkmoor kürzlich wegen Verstoßes gegen die Wasserschutzbestimmungen von der Umweltbehörde gerügt wurde.«
»Aber was ist mit Tinte? Schreibutensilien? Diese Sachen werden den Häftlingen als Erstes abgenommen.«
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie er das angestellt hat.«
Es folgte ein kurzes Schweigen.
»Aber Sie wussten, dass Pendergast Verbindung mit uns aufnehmen würde«, sagte D’Agosta schließlich ganz ruhig.
»Natürlich.«
Wider Willen war D’Agosta beeindruckt. »Wenn wir doch nur die Möglichkeit hätten,
unsererseits
eine Nachricht an Pendergast zu schicken.«
Ein Anflug von Belustigung huschte über Glinns Gesicht. »Sobald wir wussten, in welcher Zelle er saß, war das ein Kinderspiel.«
Bevor D’Agosta antworten konnte, hörte man plötzlich ein Geräusch: ein leises, aber eindringliches Piepsen kam aus Constances Richtung. D’Agosta sah gerade noch, wie sie eine kleine weiße Maus, die ihr offenbar aus der Tasche gefallenwar, vom Teppich hochhob. Sie sprach besänftigend auf das Tier ein, bevor sie es in sein Versteck zurücksteckte. Als sie hochschaute und bemerkte, dass alle sie schweigend ansahen, wurde sie plötzlich rot.
»Was für ein entzückendes Tierchen«, sagte Wren nach einer Weile. »Ich wusste ja gar nicht, dass Sie Mäuse mögen, Constance.«
Sie lächelte nervös.
»Woher haben Sie sie, meine Liebe?«, fuhr Wren mit hoher, angespannter Stimme fort.
»Ich … habe sie im Keller gefunden.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Zwischen den Sammlungen. Dort wimmelt es von Mäusen.«
»Sie scheint ungeheuer zutraulich. Es ist sehr ungewöhnlich, dass man weiße Mäuse findet, die frei in der Gegend herumlaufen.«
»Vielleicht ist sie jemandem entwischt, der sie als Haustier gehalten hat«, antwortete Constance verärgert und stand auf. »Ich bin müde. Ich hoffe, Sie entschuldigen mich. Gute Nacht.«
Nachdem sie gegangen war, herrschte einen Augenblick lang Schweigen. Dann sprach Glinn mit leiser Stimme weiter. »Pendergast hat uns eine – dringende – Botschaft zukommen lassen, die nichts mit der anstehenden Sache zu tun hat.«
»Worum ging es dabei?«
»Um Constance. Er hat darum gebeten, dass Sie, Mr. Wren, tagsüber sehr sorgsam über sie wachen – wenn Sie nicht schlafen, natürlich. Und dass Sie abends, bevor Sie zu Ihrer Arbeit in der Stadtbücherei aufbrechen, noch einmal überprüfen, ob das Haus gesichert und Constance zu Hause ist.«
Wren wirkte erfreut. »Natürlich. Selbstverständlich! Mit Vergnügen, mit dem größten Vergnügen!«
Glinns Blick wanderte zu D’Agosta. »Obwohl Sie ja im Haus wohnen, hat er gefragt, ob Sie auch während Ihrer Arbeitszeit ab und zu vorbeikommen und nach ihr sehen könnten.«
»Er macht sich offenbar Sorgen.«
»Große
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