Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
verklang.
»Jayce!«
Er stieg die Treppe hinab und ging den Korridor hinunter bis zur Brücke, wo er erneut innehielt. »Jayce! Essen fassen!«
Er lauschte dem verklingenden Echo nach. Lipper würde den Testlauf nicht ohne ihn machen: nicht nach der ganzen Zeit und Mühe, die sie gemeinsam in das Projekt gesteckt hatten. So ein Arschloch war er nicht. Er hatte wahrscheinlich seine Kopfhörer auf, überprüfte den Soundtrack oder so was. Oder vielleicht hatte er seinen iPod angestellt – das machte er manchmal bei der Arbeit. DeMeo ging über die Brücke und betrat ihren Hauptarbeitsbereich in der Halle der Streitwagen.
In diesem Moment hörte DeMeo entfernte Schritte. Wenigstensglaubte er, dass es Schritte waren, obwohl das Geräusch irgendwie komisch geklungen hatte, eher wie ein dumpfer Aufschlag. Es kam aus dem tiefer liegenden Teil des Grabes, wahrscheinlich aus der Grabkammer.
»Sind Sie das, Jayce?« Zum ersten Mal beschlich DeMeo eine leise Panik. Er stellte die Pizzas auf dem Arbeitstisch ab und machte einige Schritte auf die Halle der Wahrheit und die dahinter liegende Grabkammer zu. Er konnte sehen, dass es dort ziemlich dunkel war – auch hier Stufe I der Beleuchtung, wie im Rest des Grabes. Es war stockfinster, um genau zu sein, und er konnte verdammt noch mal überhaupt nichts sehen.
Er ging zum Arbeitstisch zurück und blickte auf den Com puter. Er war voll gebootet, die Software geladen, und befand sich im Stand-by-Modus. DeMeo klickte das Beleuchtungs-Ikon an und versuchte, sich daran zu erinnern, wie man die Lichtstärke erhöhte. Lippy hatte das schon hundert Mal gemacht, aber DeMeo hatte nie besonders darauf geachtet. In einem geöffneten Fenster erblickte er mehrere Software-Regler und klickte denjenigen an, auf dem
Halle der Streitwagen
stand.
Mein Gott! Das Licht wurde
schwächer
und ließ die beunruhigenden Figuren und Steinstatuen noch düsterer aussehen. Schnell schob er den Regler in die andere Richtung, und es wurde heller. Dann fing er an, die Beleuchtung im übrigen Grab zu verstärken.
Er hörte einen dumpfen Knall und drehte sich erschrocken um. »Jayce?«
Das war definitiv aus der Grabkammer gekommen.
DeMeo lachte. »Hey, Jayce, ich bin’s. Ich hab die Pizzas.« Wieder dieses seltsame Geräusch. Schraaap-
Bumm!
Schraaap-
Bumm!
Als ob jemand oder etwas beim Gehen ein Bein nachzöge.
»Klingt genau wie
Der Fluch der Mumie!
Haha, Jayce – nicht schlecht!«
Keine Antwort.
Immer noch kichernd wandte sich DeMeo vom Computer ab und ging zielstrebig durch die Halle der Wahrheit. Er vermied es, die hockende Gestalt des Ammut anzusehen – irgendwie war ihm dieser ägyptische Gott, der Verschlinger der Herzen, mit seinem Krokodilkopf und seiner Löwenmähne noch unheimlicher als alles andere im Grab.
Hinter der Tür zur Grabkammer blieb er stehen. »Sie sind ein Witzbold, Jayce.«
Er erwartete, dass Lipper loslachen und seine magere Gestalt hinter einer Säule hervorspringen würde. Aber nichts geschah. Völlige Stille. Ängstlich trat DeMeo weiter in die Grabkammer hinein und sah sich suchend um.
Nichts.
Die anderen Türen, die von der Grabkammer wegführten, lagen alle im Dunkeln – sie waren nicht an das computergesteuerte Lichtnetz angeschlossen. Lipper versteckte sich bestimmt in einem dieser Räume, würde gleich herausspringen und ihn zu Tode erschrecken.
»Hey, Jayce. Schluss mit lustig. Die Pizzas sind kalt und werden immer kälter.«
Plötzlich ging das Licht aus.
»Hey!«
DeMeo fuhr herum, aber in der Halle der Wahrheit machte das Grab einen scharfen Knick, und er konnte nicht in die Halle der Streitwagen zurückblicken – er sah nicht einmal den tröstlichen blauen Schein des LCD-Bildschirms.
Plötzlich hörte er die seltsamen schleifenden Schritte von hinten näher kommen und wirbelte erneut erschrocken herum.
»Das ist nicht witzig, Jayce.«
Er tastete nach seiner Taschenlampe – aber natürlich hatte er sie nicht dabei; sie lag in der Halle der Streitwagen auf dem Tisch. Wieso konnte er den Widerschein des LCD nichtsehen? War der Strom auch ausgefallen? Es war stockdunkel. Kohlrabenschwarz.
»Hören Sie, Jay, lassen Sie den Scheiß. Ich mein’s ernst.«
Er bewegte sich unbeholfen rückwärts, stieß im Dunkeln gegen eine der Säulen, fing an, sich um sie herumzutasten. Die Schritte kamen immer noch näher.
Schraaap-Bumm! Schraaap-Bumm!
»Kommen Sie, Jay. Hören Sie auf mit dem Mist.«
Plötzlich hörte er, viel näher, als er je erwartet
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