Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Feuer des riesigen Kamins starrte.
Wahrscheinlich steht sie dem Ganzen genauso skeptisch gegenüber wie ich,
dachte er. Wenn er sich nämlich so ihre kleine Viererrunde ansah – Proctor, der Chauffeur, fehlte unerklärlicherweise –, konnte er sich keine Gruppe vorstellen, die für einderartig beängstigendes Unternehmen weniger geeignet wäre. Glinn war ihm wegen seiner leisen Arroganz noch nie wirklich sympathisch gewesen, und er fragte sich, ob der Mann mit dem Herkmoor-Projekt schließlich doch an seine Grenzen gestoßen war.
In der leiernden Rede trat eine Pause ein, und Glinn wandte sich an D’Agosta. »Haben Sie bis hierher noch irgendwelche Fragen oder Kommentare, Lieutenant?«
»Ja, nur eine Bemerkung: Ihr Plan ist verrückt.«
»Vielleicht hätte ich meine Frage anders formulieren sollen. Haben Sie noch irgendwelche
gehaltvollen
Beiträge zu leisten?«
»Sie glauben, ich kann da einfach reinspazieren, unangenehm auffallen und ungeschoren davonkommen? Wir reden hier von Herkmoor. Ich kann froh sein, wenn ich nicht in der Zelle neben Pendergast lande.«
Glinns Gesichtsausdruck blieb unverändert. »Solange Sie sich an das Drehbuch halten, wird es keine Probleme geben, und Sie werden
ungeschoren
davonkommen. Der Plan berücksichtigt alle Eventualitäten. Wir wissen genau, wie die Wachen und das Gefängnispersonal auf jeden Ihrer Schritte reagieren werden.« Plötzlich verzogen sich seine schmalen Lippen zu einem freudlosen Lächeln. »Das ist nämlich Herkmoors fatale Schwäche. Das und diese GPS-Fußketten, die die Position jedes Insassen im gesamten Gefängnis auf Knopfdruck anzeigen … eine sehr dumme Innovation.«
»Werden die nicht in höchste Alarmbereitschaft versetzt, wenn ich da reinmarschiere und alle Leute aufschrecke?«
»Nicht, wenn Sie sich an den Plan halten. Es gibt einige wichtige Informationen, die nur Sie in Erfahrung bringen können. Und einige vorbereitende Maßnahmen, die nur Sie treffen können.«
»Vorbereitende Maßnahmen?«
»Dazu komme ich gleich.«
D’Agosta wurde immer frustrierter. »Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber Ihr ganzer schöner Plan ist keinen Pfifferling wert, sobald ich mich innerhalb dieser Mauern befinde. Dort habe ich es nämlich mit der Realität zu tun, und Menschen benehmen sich nun mal nicht berechenbar. Man weiß nie, wie sie sich verhalten werden.«
Glinn sah ihn reglos an. »Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen widerspreche, Lieutenant, aber Menschen verhalten sich unglaublich berechenbar. Vor allem in einer Umgebung wie Herkmoor, wo die Verhaltensregeln in allen qualvollen Einzelheiten genauestens festgelegt sind. Der Plan mag Ihnen simpel, vielleicht sogar dumm erscheinen, aber gerade darin liegt seine Stärke.«
»Ihr Plan wird dazu führen, dass ich schlicht und ergreifend noch tiefer in der Scheiße sitze als ohnehin schon.«
Nach seinem Kraftausdruck sah er schuldbewusst zu Constance. Aber die junge Frau starrte bloß ins Feuer und schien ihn gar nicht gehört zu haben.
»Unsere Pläne scheitern nie«, sagte Glinn mit nervtötender Gleichmütigkeit. »Wir bieten eine hundertprozentige Erfolgsgarantie. Sie müssen den Anweisungen nur ganz genau folgen. Mehr ist nicht nötig, Lieutenant.«
»Ich sage Ihnen, was wirklich nötig wäre – nämlich die Augen eines Insiders. Sie können mir doch nicht erzählen, dass man nicht irgendeinen dieser Wachleute umdrehen könnte, sei es durch Erpressung oder sonst was. Mein Gott, Gefängniswärter sind doch alle nur einen Fußbreit davon entfernt, selbst zu Verbrechern zu werden – jedenfalls meiner Erfahrung nach.«
»Diese Wärter nicht. Jeder Versuch, einen von ihnen umzudrehen, wäre tollkühn.« Glinn rollte zu einem Schreibtisch.
»Wenn ich Ihnen sagen würde, dass wir einen Insider hätten, würde Sie das beruhigen?«
»Allerdings.«
»Würde das Ihre Kooperationsbereitschaft fördern? Die Stimme des Zweifels verstummen lassen?«
»Wenn die Quelle verlässlich wäre. Ja.«
»Ich glaube, Sie werden feststellen, dass unsere Quelle über jeden Zweifel erhaben ist.« Mit diesen Worten hob Glinn ein einzelnes Blatt Papier vom Tisch hoch und reichte es D’Agosta.
D’Agosta überflog den Zettel. Er enthielt eine lange Liste mit Zahlen, denen jeweils zwei dazugehörige Uhrzeiten gegenübergestellt waren.
»Was ist das?«
»Der Zeitplan der Wachpatrouillen im Isolationstrakt während des nächtlichen Zellenzuschlusses von zehn Uhr abends bis sechs Uhr morgens. Und das ist nur eine von
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