Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Stille dauerte an.
»Also … wie läuft’s denn so?«, fragte D’Agosta.
»Prima. Und bei dir?«
»Der Prozess vor dem Disziplinarausschuss ist auf Anfang April angesetzt.«
»Das ist gut.«
»Gut? Wenn man mich für schuldig befindet, bin ich meinen Beruf los, meine Pension, meine vermögenswirksamen Leistungen – alles.«
»Ich meinte, es wird gut sein, die ganze Sache hinter sich zu haben«, sagte sie kurz angebunden. War er deswegen zu ihrgekommen – um ihr etwas vorzujammern? Sie wartete, bis er zur Sache kam.
»Sieh mal, Laura: Zuerst einmal möchte ich dir etwas sagen.«
»Und zwar?« Sie merkte, wie schwer es ihm fiel.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Es tut mir
wirklich
leid. Ich weiß, ich habe dich verletzt. Ich weiß, du glaubst, ich hätte dich wie Dreck behandelt … ich wünschte, ich wüsste, wie ich das wiedergutmachen kann.«
Hayward wartete ab.
»Damals habe ich geglaubt, wirklich geglaubt, dass ich das Richtige tue. Dich zu schützen versuchen, dich vor Diogenes in Sicherheit zu bringen. Ich dachte, ich könnte dich aus der Schusslinie holen, indem ich auszog. Ich habe mir nur eben nicht vorgestellt, wie das für dich aussehen würde. Ich habe damals improvisiert. Alles ging so schnell, und ich hatte keine Zeit, es zu überdenken. Aber seit der ganzen Sache hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Ich weiß, dass ich wie ein eiskalter Mistkerl gewirkt haben muss, als ich dich so einfach ohne Erklärung verlassen habe. Es muss so ausgesehen haben, als würde ich dir nicht vertrauen. Aber so war es überhaupt nicht.« Er zögerte, kaute auf den Lippen, als fiele es ihm sehr schwer, das Folgende zu sagen. »Hör mir bitte zu«, fing er dann wieder an. »Ich möchte wirklich, dass wir wieder zusammenkommen. Ich mag dich noch immer sehr. Ich weiß, wir können das wieder hinbekommen …«
Er verstummte jämmerlich. Hayward reagierte nicht.
»Wie auch immer, ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut.«
»Das hast du ja jetzt getan.«
Noch ein quälend langes Schweigen.
»Sonst noch was?«, fragte Hayward.
D’Agosta rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. DasSonnenlicht fiel durch die Jalousien und warf Streifen auf seinen Anzug. »Na ja, ich habe gehört …«
»Was hast du gehört?«
»Dass du den Fall Pendergast noch nicht zu den Akten gelegt hast.«
»Ach ja?«, erwiderte sie kühl.
»Ja. Von einem Typen, den ich kenne, er arbeitet für Singleton.« Wieder verlagerte er sein Gewicht. »Als ich davon er fahren habe, bekam ich wieder Hoffnung. Hoffnung, dass ich dir vielleicht immer noch helfen kann. Es gibt Dinge, die ich dir damals nicht gesagt habe, Dinge, von denen ich sicher war, dass du sie nicht glauben würdest. Aber wenn du immer noch an dem Fall dran bist, nach allem, was geschehen ist … na ja, ich dachte mir, vielleicht solltest du ein paar von diesen Dingen erfahren. Weißt du, damit ich dir so viel Munition wie möglich geben kann.«
Hayward ließ sich nichts anmerken, denn sie war nicht bereit, ihm irgendetwas anderes zu schenken als ein drohendes Schweigen. Er sah älter aus, ein wenig abgespannt, aber seine Kleidung war neu, das Hemd gebügelt. Sie fragte sich kurz, wer sich wohl um ihn kümmerte. Rasch war der Moment der Eifersucht wieder vorbei. Schließlich sagte sie: »Der Fall ist abgeschlossen.«
»Offiziell, ja. Aber dieser Freund von mir hat gesagt, dass du …«
»Ich weiß nicht, was du gehört hast, und es interessiert mich nicht die Bohne. Ich hätte dich für klüger gehalten, als zu glauben, was sogenannte Freunde bei der Polizei herumerzählen.«
»Aber, Laura …«
»Bitte sprich mich mit Captain Hayward an.«
Abermals Schweigen.
»Schau mal, diese ganze Sache – die Morde, der Diamantenraub,die Entführung –, das alles hat Diogenes inszeniert. Von vorne bis hinten. Das war sein Masterplan. Er hat mit allen sein falsches Spiel getrieben. Er hat diese Menschen umgebracht und die Morde dann Pendergast in die Schuhe geschoben. Diogenes hat die Diamanten gestohlen, Viola Maskelene entführt …«
»Das hast du früher schon gesagt.«
»Ja, aber es gibt da etwas, was du nicht weißt, etwas, das ich dir nicht gesagt habe …«
Hayward verspürte mit einem Mal eine Wut, die ihre eisige Beherrschtheit fast überwältigt hätte. »Lieutenant D’Agosta, ich schätze es gar nicht, zu hören, dass Sie mir auch weiterhin Informationen vorenthalten.«
»Ich habe es nicht so gemeint …«
»Ich habe genau verstanden, wie Sie es gemeint
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