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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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erteilen; abermals blieb sie unausgesprochen. »Was können
Sie
mich schon lehren?«, erwiderte sie stattdessen.
    Ein sanftes Lächeln huschte über Diogenes’ Gesicht. »Ihr Leben ist – um einen nicht allzu feinen Ausdruck zu verwenden – stinklangweilig. Sie sitzen in diesem düsteren Haus fest,als wären Sie eine Gefangene. Warum? Sind Sie denn nicht eine Frau aus Fleisch und Blut? Soll es Ihnen nicht erlaubt sein, für sich selbst zu entscheiden, zu kommen und zu gehen, wie es Ihnen beliebt? Doch Sie sind gezwungen worden, in der Vergangenheit zu leben. Und jetzt leben Sie für andere Menschen, die sich nur aus Gründen der Schuld oder Scham um Sie kümmern. Wren, Proctor, dieser wichtigtuerische Polizist D’Agosta. Das sind Ihre Kerkermeister. Diese Menschen lieben Sie nicht.«
    »Aloysius liebt mich.«
    Ein betrübtes Lächeln huschte über Diogenes’ Gesicht. »Sie glauben, mein Bruder sei zur Liebe fähig? Verraten Sie mir: Hat er Ihnen jemals gesagt, dass er Sie liebt?«
    »Das muss er nicht.«
    »Welche Anhaltspunkte haben Sie dann dafür, dass er Sie liebt?«
    Constance wollte darauf antworten, aber sie wurde vor lauter Verwirrung rot. Diogenes machte eine kurze Handbewegung, als wolle er andeuten, dass alles gesagt sei.
    »Jedenfalls müssen Sie nicht auf diese Weise leben. Dort draußen wartet eine riesige, aufregende Welt. Ich könnte Ihnen zeigen, wie Sie Ihre erstaunliche Belesenheit, Ihre formidablen Talente dazu verwenden könnten, Erfüllung, Vergnügen
für sich selbst
zu finden.«
    Bei diesen Worten spürte Constance, wie ihr Herz unwillkürlich schneller schlug. Die Hand, die die Maus streichelte, verharrte mitten in der Bewegung.
    »Sie müssen nicht nur für den Geist, sondern auch für die Sinne leben. Sie haben beides, einen Körper und eine Seele. Lassen Sie nicht zu, dass dieser abscheuliche Wren Sie durch sein tägliches Babysitting einsperrt. Unterdrücken Sie sich selbst nicht mehr. Leben Sie. Reisen Sie. Lieben Sie. Sprechen Sie die Sprachen, die Sie gelernt haben. Erfahren Sie die Weltunmittelbar, nicht durch die staubigen Seiten eines Buchs. Leben Sie in Farbe, nicht in Schwarzweiß.«
    Constance hörte konzentriert zu; sie spürte, wie ihre Verwirrung größer wurde. Tatsächlich hatte sie den Eindruck, sehr wenig von der Welt zu kennen – nichts, im Grunde genommen. Ihr ganzes bisheriges Leben war ein Vorspiel gewesen … aber wofür?
    »Apropos Farbe, welche Farbe hat die Decke dieses Raumes?«
    Constance schaute hoch. »Wedgewoodblau.«
    »Hatte die Decke schon immer diese Farbe?«
    »Nein. Aloysius hat sie während … der Reparaturarbeiten neu streichen lassen.«
    »Und was meinen Sie – wie lange hat er wohl gebraucht, um diese Farbe auszuwählen?«
    »Nicht lange, denke ich. Innendekoration ist nicht seine Stärke.«
    Diogenes lächelte. »Genau. Zweifellos hat er die Entscheidung mit all der Leidenschaft eines Buchhalters getroffen, der Rechnungsbelege addiert. Ein solch bedeutender Entschluss, so leichtfertig getroffen. Aber das hier ist das Zimmer, in dem Sie den Großteil Ihrer Zeit verbringen, nicht wahr? Das lässt doch sehr tief blicken, was seine Haltung Ihnen gegenüber betrifft, finden Sie nicht?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    Diogenes beugte sich vor. »Vielleicht verstehen Sie es ja, wenn ich Ihnen sage, wie
ich
Farben auswähle. In meinem Haus – meinem
richtigen
Haus, dem, das mir wichtig ist – habe ich auch eine Bibliothek wie diese. Zunächst dachte ich daran, sie in Blau zu halten. Und doch, nach einigem Überlegen und Experimentieren wurde mir klar, dass Blau bei Kerzenlicht, was ja nach Sonnenuntergang die einzige Lichtquelle in dem Raum ist, eine fast grünliche Färbung annimmt. WeitereUntersuchungen ergaben, dass ein dunkles Blau, wie zum Beispiel Indigo oder Kobalt, in einem solchen Licht schwarz wirkt. Hellblau verblasst zu Grau; kräftiges Blau, wie Türkis, wird schwer und kalt. Zweifellos funktionierte Blau nicht, auch wenn es meine erste Wahl darstellte. Die verschiedenen Perlgrautöne, meine zweite Wahl, waren ebenfalls nicht akzep tabel. Sie verlieren ihren bläulichen Schimmer und verwandeln sich in ein lebloses, düsteres Weiß. Dunkle Grüntöne reagieren wie dunkles Blau, sie werden fast schwarz. Ich habe mich dann für ein helles, frühlingshaftes Grün entschieden. Bei schimmerndem Kerzenlicht entfaltet es eine träumerische, wohlige Wirkung, als befände man sich unter Wasser.« Er zögerte. »Ich wohne am Meer. Ich

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