Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Mistkerl ausgedrückt. Womit er in Wahrheit nur sagen wollte, dass er nichts mit den anderen Insassen dieses Gefängnisses zu tun haben will. Er ist so reuelos und streitlustig wie eh und je.«
»Manchmal brauchen diese Dinge eben ihre Zeit.«
»Und Zeit ist genau das, was wir nicht haben, Mr. Imhof. In Kürze wird eine zweite Verhandlung zur Freilassung gegen Kaution stattfinden, und Pendergast wird einen Tag im Gericht sein. Wir können ihn nicht ewig von seinem Anwalt fernhalten. Bis dahin muss er reden; ich brauche ein Geständnis.« Coffey verschwieg allerdings, dass sie zunehmend Probleme hatten, die Indizienkette zu schließen. Deshalb würde die Kautionsverhandlung ziemlich schwierig werden – wohingegen mit einem Geständnis die ganze Sache für ihn in trockenen Tüchern wäre.
»Wie gesagt, solche Dinge brauchen eben ihre Zeit.«
Coffey holte Luft und rief sich in Erinnerung, welche Knöpfe er bei Imhof drücken musste. Ein bisschen Zuckerbrot, ein bisschen Peitsche.
»Derweil unser Mann da unten einsitzt und lautstark über Sie und Herkmoor herzieht – im Beisein aller, die es hören wollen: Wachleute, Personal, einfach alle. Und er ist ein wortgewandter Mistkerl.«
Imhof schwieg, allerdings sah Coffey zu seiner Zufriedenheit,dass einer seiner Mundwinkel leicht zuckte. Trotzdem machte Imhof keine Anstalten, durchgreifende Maßnahmen einzuleiten. Aber vielleicht
gab es die auch gar nicht
…
Und da kam ihm eine Idee – ein Geniestreich. Der Ausdruck
ehemalige Klienten
hatte ihn darauf gebracht. Demnach hatte Pendergast Angst, dass man ihn mit
ehemaligen Klienten
zusammenlegte?
»Mr. Imhof«, sagte Coffey ganz ruhig, um zu verbergen, dass ihm die Idee erst gerade eben gekommen war, »ist der Computer hier auf Ihrem Schreibtisch mit der Datenbank des Justizministeriums vernetzt?«
»Natürlich.«
»Sehr schön. Schauen wir uns doch einmal einige dieser ›ehemaligen Klienten‹ an.«
»Ich verstehe nicht.«
»Öffnen Sie doch mal Pendergasts Haftakte. Vergleichen Sie den Eintrag mit Ihren derzeitigen Insassen, und schauen Sie nach, ob es da irgendwelche Übereinstimmungen gibt.«
»Sie meinen, ich soll nachsehen, ob irgendwelche Täter, die aufgrund von Pendergasts Ermittlungen inhaftiert wurden, derzeit in Herkmoor einsitzen?«
»Genau das meine ich, ja.«
Coffey blickte über die Schulter auf Rabiner. Dem stand ein wölfisches Grinsen im Gesicht. »Chef, mir gefällt Ihre Denke«, sagte er.
Imhof zog die Tastatur zu sich heran und begann zu tippen. Dann starrte er längere Zeit auf den Bildschirm, während Coffey mit wachsender Ungeduld wartete.
»Merkwürdig«, sagte Imhof. »Unter denen, die aufgrund von Pendergasts Ermittlungen inhaftiert wurden, gibt es offenbar eine ziemlich hohe Sterblichkeitsrate. Die meisten sind gestorben, bevor sie vor Gericht gestellt werden konnten.«
»Aber ein paar von denen, die unser Rechtssystem durchlaufenhaben und schließlich im Gefängnis gelandet sind, müssen doch noch am Leben sein.«
Weiteres Tippen. Dann lehnte sich Imhof zurück. »Zwei sitzen derzeit in Herkmoor ein.«
Coffey musterte ihn eindringlich. »Erzählen Sie mehr.«
»Der eine heißt Albert Chichester.«
»Reden Sie weiter.«
»Das ist ein Serienmörder.«
Coffey rieb sich die Hände und blickte noch einmal zu Rabiner hin.
»Er hat zwölf Personen in einem Altersheim vergiftet, in dem er angestellt war«, fuhr Imhof fort. »Pfleger. Dreiundsiebzig Jahre alt.«
So schnell, wie sie gekommen war, verschwand Coffeys heitere Stimmung wieder. »Ach«, sagte er.
Es entstand ein kurzes Schweigen.
»Was ist mit dem anderen?«, fragte Special Agent Rabiner.
»Ein schwerer Junge namens Carlos Lacarra. Man nennt ihn El Pocho.«
»Lacarra«, wiederholte Coffey.
Imhof nickte. »Ehemaliger Drogenboss. Ein richtig schwerer Junge. Hat sich von den Straßengangs in East L. A. nach oben gearbeitet und ist dann an die Ostküste gewechselt. Hat einen Großteil der Strafverfolgungsbehörden von Hudson County und Newark beschäftigt.«
»Ach ja?«
»Er hat eine ganze Familie zu Tode gequält, darunter drei Kinder. Aus Rache wegen eines fehlgeschlagenen Deals. Hier steht, dass Pendergast der Special Agent war, der die Ermittlungen leitete – komisch, ich erinnere mich gar nicht mehr daran.«
»Wie verhält sich Lacarra hier im Gefängnis?«
»Ist der Boss einer Gang, sie nennen sich
Die gebrochenen Zähne.
Macht unserem Wachpersonal nichts als Scherereien.«
»Die gebrochenen
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