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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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gehen. Sie beschloss, nicht eines ihrer baumwollenen Nachthemden anzuziehen, sondern vielmehr eines aus fein gesponnener Seide, das, un getragen und halb vergessen, ganz unten in einer Schublade lag. Dann schlüpfte sie unter die Bettdecke, legte das Daunenkopfkissen etwas höher und schlug den Band mit Johnsons Essays auf.
    Doch die Worte verschwammen ihr vor den Augen, ergaben keinen Sinn, und sie wurde unruhig. Sie blätterte zum nächsten Aufsatz vor und überflog den fanfarenhaften Anfang, dann klappte sie das Buch zu. Sie stieg aus dem Bett, ging zum wuchtigen Duncan-Phyfe-Empireschrank hinüber und öffnete ihn. Drinnen lag eine mit Seide ausgeschlagene Schachtel, sie enthielt eine kleine Sammlung von Oktavbänden, die Diogenes ihr beim letzten Besuch mitgebracht hatte. Sie trug die Schachtel zum Bett zurück und stöberte darin herum. Da waren Bücher, von denen sie zwar gehört, die sie jedoch nicht gelesen hatte, Bücher, die nicht in der reichhaltigen Bibliothek von Enoch Leng gewesen waren. Das
Satyricon
von Petronius;Huysmans’
Gegen den Strich;
Oscar Wildes Briefe an Lord Alfred Douglas; die Liebesgedichte der Sappho; Bocaccios
Dekamerone.
Dekadenz, Opulenz und leidenschaftliche Liebe hafteten diesen Seiten an wie Moschusduft. Constance las flüchtig in einem Band und dann in einem anderen – zunächst zögerlich, dann neugierig, und schließlich las sie mit etwas wie Verlangen bis tief in die Nacht.

30
     
    Gerry Fecteau fand ein sonniges Plätzchen oben auf dem Gefängnisumgang mit Blick auf Hof 4 und zog den Reißverschluss seiner Aufseherjacke hoch. Ein spätwinterliches Licht fiel von einem gelblichtrüben Himmel; es war nicht stark genug, um die schmutzigen Schneereste zum Schmelzen zu bringen, die noch immer in den Höfen und Gebäudeecken lagen. Von dort, wo er stand, bot sich ein guter Blick in den Hof. Er schaute hinüber zu seinem Partner, Doyle, der eine strategische Position in der anderen Ecke eingenommen hatte.
    Die näheren Umstände ihres Auftrags war ihnen nicht erläutert worden, noch nicht einmal in Andeutungen. Mehr noch, man hatte ihnen nur einen Befehl gegeben: Beobachten Sie den Hof von oben. Aber Fecteau war schon lange genug dabei, um zwischen den Zeilen lesen zu können. Der geheimnisvolle Häftling, der immer noch in Einzelhaft saß, hatte wegen guter Führung Hofgang erhalten – und zwar in Hof 4.
Obligatorischen
Hofgang. Zusammen mit Pocho und seiner Gang. Fecteau wusste sehr wohl, was mit dem Häftling passieren würde – denn der war so weiß, wie ein Weißer nur weiß sein konnte –, wenn man ihn zusammen mit Lacarra und seinen Schlägern in Hof 4 einsperrte. Und wenn man den Hof vonoben beobachtete, wie er es jetzt auf Anweisung tat, dauerte es mindestens zwei, drei Minuten, um nach unten zu gelangen, wenn es irgendwelchen Zoff gab.
    Es gab nur einen Grund für so eine Anweisung: Die Sache mit dem Trommler hatte nicht funktioniert – aus irgendeinem unerklärlichen Grund war er sogar verstummt –, und jetzt hatten sich die da oben etwas Neues ausgedacht.
    Fecteau ließ den Blick über den leeren Hof schweifen: über den Basketballkorb ohne Netz, die Gitter, die tausend Quadratmeter Asphalt. Noch fünf Minuten bis zum Hofgang. Fecteau war nicht besonders begeistert von dem Auftrag. Wenn jemand dabei umkam, dann wäre er am Arsch. Und bestimmt reizte ihn auch nicht der Gedanke, Lacarra von jemandem runterziehen zu müssen. Gleichzeitig genoss eine andere Seite von ihm die Aussicht auf Gewalt. Sein Herzschlag beschleunigte sich in banger Erwartung.
    Zur festgesetzten Zeit, auf die Sekunde genau, hörte er, wie die Riegel der Doppeltür zum Hof geräuschvoll zurückglitten.
    Zwei Aufseher traten in das schwache Sonnenlicht, hakten die offenen Flügeltüren fest und stellten sich zu beiden Seiten auf. Im selben Moment schlenderte Pocho, wie immer als Erster, in den Hof, sah sich um und strich über das kleine Haarbüschel unter seiner Lippe.
    Er trug den üblichen Gefängnis-Overall und trotz der winterlichen Temperaturen keine Jacke. Er wandte sich im Gehen um, zwirbelte dabei das kleine Bärtchen und ließ die Muskeln unter den Ärmeln spielen. Sein rasierter Schädel glänzte matt im schwachen Licht; die alten Akne narben wirkten wie Mondkrater.
    Lacarra schlenderte in die Mitte des Gevierts. Gleichzeitig betraten sechs andere Häftlinge hintereinander den Hof, gingen in unterschiedliche Richtungen und nahmen lässige Haltungen ein, während sie sich umsahen,

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