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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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hatte um ein Treffen von Angesicht zu Angesicht gebeten.«
    »Ich fürchte, das wird leider nicht möglich sein«, antwortete Singh fast betrübt.
    »Ich fürchte, es
wird
möglich sein müssen. Ich kann unter diesen Bedingungen keinen Tatverdächtigen vernehmen.«
    Wieder schüttelte Singh den Kopf, wobei seine dicken Wangen wackelten. »Nein, nein, wir haben das Sagen hier, Captain. Und ich denke, wenn Sie den Patienten sehen, werden Sie erkennen, dass es keinen Unterschied macht, überhaupt keinen Unterschied.«
    Captain Hayward schwieg. Jetzt war nicht die Zeit, sich mit den Ärzten anzulegen. Sie würde die Lage einschätzen und, falls nötig, unter ihren eigenen Bedingungen zurückkehren. »Wenn Sie bitte Platz nehmen möchten?«, bat Singh beflissen.
    Hayward setzte sich vor den Tresen, und der Arzt setzte sich auf den Stuhl neben ihr. Er sah auf die Uhr. »Der Patient wird in fünf Minuten hier sein.«
    »Was für vorläufige Ergebnisse haben Sie?«
    »Wie gesagt, es ist ein höchst verwirrender Fall. In der Tat höchst verwirrend.«
    »Können Sie sich etwas deutlicher ausdrücken?«
    »Das vorläufige EEG hat bedeutende fokale temporäre Abnormitäten offenbart, und beim MRI zeigten sich eine Reihe kleiner Läsionen im vorderen Kortex. Diese Läsionen haben offenbar die schweren kognitiven Defekte und psychopathologische Verhaltensweisen ausgelöst.«
    »Können Sie das in eine Sprache übersetzen, die für medizinische Laien verständlich ist?«
    »Der Patient hat offenbar schwere Schädigungen in jenem Areal des Gehirns erlitten, das das Verhalten, die Gefühle und das Vorausschauen steuert. Die Schädigung ist am ausgeprägtesten in einem Bereich des Gehirns, den wir Psychiater mitunter als Higginbottom-Region bezeichnen.«
    »Higginbottom?«
    Singh lächelte, es handelte sich anscheinend um einen psychiatrischen Insider-Witz. »Eugenie Higginbottom arbeitete am Fließband in einer Kugellagerfabrik in Linden im Bundesstaat New Jersey. Im Jahr 1913 gab es eines Tages eine Kesselexplosion in der Fabrik. Dabei ist die Stampfe in die Luft geflogen. Es war, als wäre eine riesige Schrotladung abgefeuert worden: Die Kugellager flogen überall herum. Sechs Personen kamen ums Leben. Eugenie Higginbottom überlebte auf wundersame Weise – jedoch mit etwa zwei Dutzend Kugeln im vorderen Kortex.«
    »Reden Sie weiter.«
    »Na ja, die arme Frau hat eine komplette Persönlichkeitsveränderung durchlaufen. Von einem Augenblick zum anderen wurde aus einer freundlichen, sanftmütigen Person eine unflätige Schlampe, die zu Ausbrüchen von Obszönität und Gewalttätigkeit neigte, eine Trinkerin und, äh, Nymphomanin. Ihre Bekannten waren völlig perplex. Der Fall illustrierte die medizinische Theorie, wonach die Persönlichkeit im Gehirn verankert ist und Hirnschädigungen eine Person buchstäblich in eine andere verwandeln können. Die Schrotkugeln, verstehenSie, hatten Higginbottoms ventromedialen frontalen Kortex zerstört – das gleiche Areal, das auch bei unserem Patienten betroffen ist.«
    »Aber in dessen Gehirn befinden sich keine Schrotkugeln«, sagte Hayward. »Was kann stattdessen die Veränderung ausgelöst haben?«
    »Das ist die Crux an der Sache. Zunächst bin ich von einer Überdosis irgendeines Rauschmittels ausgegangen, aber in seinem Organismus wurden keine Drogenrückstände gefunden.«
    »Ein Schlag gegen den Kopf? Ein Sturz?«
    »Nein. Keine Anhaltspunkte für einen Schlag auf den Hinterkopf, keine Ödeme oder Blutergüsse. Wir haben auch einen Schlaganfall ausgeschlossen: Die Schädigung entstand gleichzeitig in mehreren weit auseinanderliegenden Arealen. Die einzige mögliche Erklärung, die ich geben kann, ist ein Elektroschock, der direkt in das Gehirn verabreicht wurde. Wenn wir nur einen Leichnam hätten – eine Autopsie wäre ja
so
viel aussagekräftiger.«
    »Würde ein Elektroschock denn keine Verbrennungsspuren hinterlassen?«
    »Nicht bei einem Schock mit niedriger Volt- und hoher Amperezahl – wie er beispielsweise durch elektronische oder Computergeräte erzeugt wird. Aber der Patient hat aus schließlich Schädigungen im Gehirn. Es ist schwer zu erkennen, wie ein solcher Schock entstanden sein soll, es sei denn, unser Patient hat irgendein bizarres Experiment an sich selbst vorgenommen.«
    »Der Mann hat als Computertechniker beim Aufbau eines Exponats im Museum für Naturgeschichte mitgearbeitet.«
    »Das habe ich gehört.«
    Eine Sprechanlage knisterte, und eine Stimme sagte

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