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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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aus – wobei fast alle Überlebenden schwere Verletzungen davontragen würden: gebrochene Gliedmaßen, Gehirnprellungen, Schädelbrüche.«
    »Verstanden.«
    »Wegen ihres Tiefgangs von elf Metern wird die
Britannia
den ersten Kontakt mit einer kleinen Untiefe etwas entfernt vom Hauptteil des Riffs machen. Wenn das Schiff von den Hauptfelsen gestoppt wird, wird es bereits von Bug bis Heck aufgerissen sein. Sämtliche wasserdichten Schotts und Zwischenwände werden leck sein. Die geschätzte Zeit bis zum Untergang liegt unter drei Minuten.«
    LeSeur schluckte. »Besteht die Möglichkeit, dass sie an dem Felsen hängen bleibt?«
    »Es gibt da einen steilen Absturz. Das Heck wird darüberschrammen und abreißen – und zwar schnell.«
    »Du lieber Gott.«
    »In Anbetracht der Zahl der Toten und Verletzten und der Geschwindigkeit, mit der die
Britannia
untergeht, werden wir keine Zeit mehr haben, irgendwelche Vorkehrungen zum Verlassen des Schiffes zu treffen. Das bedeutet, dass niemand, der zur Zeit der Kollision an Bord ist, irgendeine Überlebenschance hat. Dazu gehören auch« – er zögerte und blickte sich um – »alle Besatzungsmitglieder, die sich auf der Hilfsbrücke befinden.«
    »
Tausendfünfhundert Meter
«, sagte der Zweite Offizier, den Blick aufs Radar fixiert. Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. Auf der Hilfsbrücke war alles still, alle starrten auf den grünen Punkt auf dem Radar, der immer näher rückte.
    LeSeur hatte überlegt, ob er zur Warnung einen allgemeinen Befehl an alle Passagiere und Besatzungsmitglieder ausgeben sollte, sich zu wappnen, hatte es sich dann aber anders überlegt. Zum einen würde Mason, wenn sie die Lautsprecheranlage benutzten, ihr Vorhaben mitbekommen. Wichtiger aber war: Wenn die
Grenfell
alles richtig machte, würde die ungeheure Masse der
Britannia
die Wucht des Aufpralls am Bug zum großen Teil absorbieren. Es würde einen Ruck geben, der die Passagiere womöglich erschreckte oder schlimmstenfalls ein paar von ihnen von den Beinen holte. Aber er musste das Risiko eingehen.
    »
Tausendzweihundert Meter.
«

[home]
70
    Roger Mayles hörte Schritte und versteckte sich in einer Sackgasse auf Deck 9. Eine kleine Gruppe Passagiere rannte an ihm vorbei, die Leute schrien und gestikulierten, auf was für einer sinnlosen, hysterischen Mission sie sich auch immer befanden. In der einen, schweißfeuchten Hand lag ein Magnetschlüssel, den er unaufhörlich knetete und rieb wie einen Schmeichelstein. Mit der anderen zog er einen Flakon hervor, nahm einen langen Schluck Single-Malt-Whisky – achtzehn Jahre alter Macallan – und steckte ihn in die Tasche zurück. Sein Auge schwoll bereits an, nach dem Fausthieb, den er in dem Gerangel mit einem hysterischen Passagier weiter hinten im
Oscar’s
eingesteckt hatte; es fühlte sich an, als würde jemand Luft da hineinpumpen, die Haut immer straffer machen. Aus seiner Nase, die noch immer leckte, tropfte Blut auf sein blütenweißes Hemd und sein Dinnerjacket. Er musste zum Fürchten aussehen.
    Er sah auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zum Aufprall, wenn die Information, die er bekommen hatte, korrekt war: Und er hatte allen Grund, zu glauben, dass sie stimmte. Er schaute nochmals nach, um festzustellen, ob der Gang leer war, dann trat er wankend aus seiner Sackgasse. Er musste um jeden Preis den Passagieren aus dem Weg gehen. Es war
Herr der Fliegen
-Zeit auf der
Britannia
, jeder für sich, und nichts ließ sich schneller zu brutalem Benehmen hinreißen als ein Haufen reicher Arschlöcher.
    Vorsichtig ging er über den Korridor auf Deck 9. Zwar war niemand zu sehen, aber die fernen Schreie und Rufe, das flehentliche Bitten und das Schluchzen waren allgegenwärtig. Er fasste es nicht, dass die Schiffsoffiziere und die Sicherheitsleute praktisch verschwunden waren, so dass die Krankenhausmitarbeiter und er selbst diesen tobenden Passagieren schutzlos ausgeliefert waren. Er hatte nichts gehört, keinerlei Anweisungen erhalten. Ganz klar, es gab keinen Plan, wie man mit einer Katastrophe dieses Ausmaßes fertig werden wollte. Das Schiff war ein absolutes Tollhaus, nirgends bekam man Informationen, die wildesten Gerüchte breiteten sich wie Lauffeuer bei starkem Wind aus.
    Mayles schlich den Flur entlang, den Schlüssel fest in der Hand. Seine Fahrkarte aus diesem Irrenhaus, und die würde er jetzt einlösen. Er würde nicht als einer von den viertausenddreihundert Leuten enden, die zu Hackfleisch gemacht

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