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Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit

Titel: Pendergast 08 - Darkness - Wettlauf mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Wägelchen verursachte schnell einen Stau.
    »He!« Eine ungepflegte Frau in Aufseheruniform eilte geschäftig herbei. »Hier unten sind keine Wagen zugelassen. Schaffen Sie den sofort hoch in den Zimmerreinigungsbereich.«
    Juanita, die der Frau den Rücken zugewandt hatte, reagierte nicht. Die Aufseherin packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum. »Ich sagte, schaffen Sie das hoch –« Als sie Juanita erkannte, hielt sie inne.
    »Santamaria?«, fragte sie. »Was zum Teufel haben Sie hier unten verloren? Ihre Schicht endet erst in fünf Stunden. Sofort wieder rauf auf Deck 12!«
    Juanita erwiderte nichts, noch sah sie die Frau an.
    »Hören Sie mich? Gehen Sie nach oben zurück, bevor ich mir Ihren Namen notiere und Ihnen den Lohn für heute abziehe. Sie –«
    Die Aufseherin verstummte. Etwas in Juanitas leerem Gesichtsausdruck, in den dunklen Höhlen ihrer Augen, ließ sie innehalten.
    Juanita ließ das Wägelchen mitten im Korridor stehen, ging an der Frau vorbei und schob sich unsicher durch die Menge. Die Aufseherin sah ihr verblüfft nach.
    Juanitas Kabine befand sich in den bedrückend engen Mannschaftsquartieren nahe dem Heck des Schiffes. Obwohl die Dieselmotoren sich drei Decks darunter befanden, erfüllten das dröhnende Pochen und der Geruch nach Treibstoff die Luft wie eine schleichende Infektion. Als Juanita sich ihrer Kabine näherte, ging sie noch langsamer. Entgegenkommende Crewmitglieder drehten sich nach ihr um, erschrocken über den leeren Blick und das abgespannte, geisterhafte Gesicht.
    Zögernd blieb das Zimmermädchen vor seiner Kabinentür stehen. Eine Minute verging, zwei Minuten. Plötzlich wurde die Tür von innen geöffnet, und eine dunkelhäutige, schwarzhaarige Frau trat heraus. Sie trug die Kellneruniform des
Hyde Park
, des legeren Restaurants auf Deck 7. Bei Juanitas Anblick blieb sie abrupt stehen.
    »Juanita, Mädchen!«, sagte sie mit haitianischem Akzent. »Hast du mich vielleicht erschreckt!«
    Wieder antwortete Juanita nicht. Sie starrte an der Frau vorbei, als wäre sie gar nicht da.
    »Juanita, was ist los? Was starrst du so, hast du einen Geist gesehen?«
    Juanitas Blase gab nach. Plätschernd lief ihr gelber Urin an den Beinen hinunter und bildete eine Pfütze auf dem Linoleum des Korridors.
    Die Frau in der Kellnerinnenuniform sprang zurück. »He!«
    Die laute Stimme schien Juanita aufzuwecken. Ihr glasiger Blick wurde forschend und richtete sich auf die Frau in der Kabinentür. Dann, sehr langsam, glitt er von ihrem Gesicht bis zu ihrem Hals hinunter, an dem ein goldenes Medaillon an einer einfachen Kette hing. Es stellte eine vielköpfige Schlange dar, die sich unter den Strahlen einer stilisierten Sonne duckte.
    Plötzlich weiteten sich Juanitas Augen. Sie streckte die Hände aus, als wollte sie etwas abwehren, und taumelte rückwärts in den Korridor zurück. Ihr Mund klaffte auf und zeigte eine erschreckende rosa Höhle.
    Dann fing sie an zu schreien.

[home]
13
    Roger Mayles schritt, in alle Richtungen grüßend und lächelnd, über die feudale Auslegeware im
Mayfair
. Die
Britannia
befand sich seit kaum fünf Stunden in internationalen Gewässern, aber im Casino herrschte bereits Hochbetrieb. Das Rasseln der Spielautomaten und der Lärm an den Blackjack- und Roulettetischen übertönten die Bühnenshow, die gerade im
Royal Court
auf Deck 4, direkt unterhalb des Casinos, gegeben wurde. Fast alle Anwesenden trugen Smoking oder Abendkleid – die meisten waren sofort nach dem Dinner hinuntergestürmt, ohne sich die Mühe zu machen, sich umzuziehen.
    Eine Cocktailkellnerin mit einem mit Champagnergläsern beladenen Tablett trat ihm in den Weg. »Hallo, Mr Mayles«, sagte sie über den Lärm hinweg. »Wie wär’s mit einem Glas?«
    »Nein, danke, Schätzchen.«
    Ganz in der Nähe jazzte eine Dixieland-Band, was zur Atmosphäre hektischen Amüsements beitrug. Das
Mayfair
war das lärmendste der drei Casinos der
Britannia.
Es ist, dachte Mayles, ein ausgelassenes Spektakel, der Gier und dem Mammon geweiht. Am ersten Abend auf See herrschte hier stets das fröhlichste Treiben – noch war niemand von großen Spielverlusten ernüchtert. Mayles zwinkerte der Kellnerin zu, warf einen Blick über die Tische und setzte seinen Weg fort. Über jedem Tisch war in der Decke eine kleine Kuppel aus Rauchglas eingelassen, fast unsichtbar zwischen den glitzernden Kristalllüstern. Die Einrichtung war im Londoner Jahrhundertwende-Stil gehalten, ganz Knittersamt,

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