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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Kapuze.
    Jetzt begann der Priester, langsam im Kreis zu tanzen. Seine behaarten Füße machten leichte Schritte und zogen einen Kreis um das gefiederte Objekt. Hin und wieder war ein Schritt viel lauter, ein Aufstampfen, dann antwortete von unten ein Stöhnen. Während der Tanz schneller wurde, das Aufstampfen häufiger, nahmen die Klagelaute an Länge und Lautstärke zu. Es handelte sich um die Laute von jemandem oder etwas, den oder das die trommelnden Geräusche oben zu Wut anstachelten. Mit einem Mal erkannte D’Agosta diese Töne – nur zu gut.
    Aaaaiihhhuuuuuuuuuuuuuuu,
ließ sich der Klagelaut vernehmen, während Charrière tanzte,
aaaiihuuuuu … aaaiihuuuu …
Die langgezogenen Vokallaute folgten keinem rhythmischen Muster, wurden jedoch mit zunehmender Aufregung und kürzerer Dauer hervorgepresst. Während sie lauter und eindringlicher wurden, fing die versammelte Menge an, diese ihrerseits mit ihrem Sprechgesang zu beantworten. Er begann als bloßes Flüstern, wurde jedoch allmählich intensiver, bis das Wort, das die Gemeinde sang, deutlich zu verstehen war: Envoie! Envoie! Envoie!
    Der Tanz des Priesters wurde schneller, jetzt waren seine Füße ein Wirbel von Bewegungen, das rhythmische Aufstampfen hielt Takt wie eine menschliche Trommel.
Aiihuuuuu!,
grunzte das Wesen unten;
envoi,
intonierte die Gemeinde oben.
    Plötzlich blieb Charrière abrupt stehen. Der Gesang in der Kirche hörte auf, die Stimmen verklangen. Aber die Laute unten setzten sich fort, verschmolzen miteinander: Stöhnen und röchelndes Atmen, dazu die Laute eines ruhelosen Schlurfens.
    D’Agosta schaute atemlos aus dem Schatten zu.
    »Envoie!«,
rief der Hohepriester und trat von der Steinplatte herunter.
»Envoie!«
    Die vier Männer an jeder Ecke der großen Platte packten ihre Seile, drehten sich um, schlangen sie sich über die Schulter und begannen zu ziehen. Knarrend kippte die Platte, wackelte und hob sich.
    »Envoie!«,
rief der Priester noch einmal und hob die flachen Hände in die Höhe.
    Die Männer traten beiseite und zogen den Stein weg, so dass eine Öffnung im Boden des Altarraums zum Vorschein kam. Sie brachten die Steinplatte zum Stillstand und ließen die Seile fallen. Die im Kreis stehende Gemeinde rückte enger zusammen, alle warteten schweigend. Alles im Raum hing in der Schwebe, kam zum Stillstand. Bossong, der sich nicht vom Fleck gerührt hatte, starrte sie abwechselnd mit seinen dunklen Augen an. Eine schwache Ausdünstung stieg aus der Öffnung empor – der Geruch des Todes.
    Jetzt war die Grube unten erfüllt von den Lauten ruheloser Bewegung. Gekratze und Gehusche. Schleimiges Geschlürfe.
    Und dann tauchte das Wesen aus dem Dunkeln auf und packte den Rand des Steins mit einer bleichen, verdörrten Hand, einem knochigen Unterarm, in dem die Muskeln und Sehnen wie Taue hervorstanden. Eine zweite Hand erschien, und dann kam, begleitet von einem Gekrabbel, ein Kopf in Sicht, das Haar verfilzt und feucht, der Gesichtsausdruck leer bis auf ein vages Verlangen. Das eine Auge saß schief in der Augenhöhle, das andere lag unter Klumpen getrockneten Bluts und Gewebe. Mit einem jähen Stoß zog sich das Wesen aus der Grube und stürzte schwer zu Boden, seine Nägel kratzten über den Stein. In der Gemeinde der Männer erhoben sich erregte Rufe, zusammen mit einigen wenigen zustimmenden gemurmelten Lauten.
    Ungläubig und voll Entsetzen starrte D’Agosta auf das Wesen. Es handelte sich um einen Mann – zumindest war es ein Mann gewesen. Und für ihn bestand kein Zweifel – überhaupt keiner –, dass ebendieses Wesen ihn genau vor sieben Tagen außerhalb des Ville verfolgt und angegriffen hatte. Doch es schien nicht Fearing zu sein, und es war mit Sicherheit nicht Smithback. War es lebendig … oder ein wiederbelebter Toter? D’Agosta bekam eine Gänsehaut, als er in das lüstern grinsende Gesicht schaute. Die teigige, verwelkte Haut, die aufgemalten Schnörkel und Ranken und Kreuze, die unter den schmuddeligen Lumpen hervorschauten, die als Kleidung dienten. Und doch, als er genauer hinsah, erkannte er, dass das Mann-Wesen gar nicht in Lumpen gekleidet war, sondern in Seide oder Satin, den Überresten irgendeines uralten Bekleidungsstücks, das inzwischen zerschlissen und steif vor Schmutz, Blut und Dreck war.
    Die Menschenmenge murmelte etwas, geradezu ehrfürchtig, während das Mann-Wesen zögernd umherschlich und zu dem Priester aufschaute, als verlange es nach Anweisungen. Ein Speichelfaden baumelte

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