Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
schloss sich mit lautem, hohlem Klang.
Da atmeten die Männer tief aus, entspannten sich und gingen schlurfend hin und her. Der Priester legte die sterblichen Überreste des Fohlens in einen sargähnlichen Kasten. Der fürchterliche »Gottesdienst« näherte sich seinem Ende.
Sofort begab sich Pendergast in Richtung Durchgang, D’Agosta folgte ihm und setzte alles daran, ruhig und gelassen zu wirken. Kurz darauf erreichte Pendergast die offene Tür und legte die Hand auf den Griff.
»Moment!« Eines der am nächsten stehenden Gemeindemitglieder hatte sich von der entsetzlichen Szene abgewandt und Pendergast und D’Agosta bemerkt. »Niemand darf gehen, bevor die Zeremonie beendet ist – das wisst ihr doch!«
Pendergast deutete auf D’Agosta, hielt dabei den Kopf abgewandt. »Meinem Freund ist übel.«
»Ausreden sind nicht gestattet.« Der Mann kam heran, duckte sich und betrachtete Pendergasts Gesicht unter der Kapuze. »Wer bist du, Freund?«
Pendergast neigte den Kopf, aber der andere hatte sein Gesicht bereits gesehen. »Fremdlinge!«, rief er und riss Pendergast die Kapuze weg.
Eine jähe Stille trat ein.
»Fremdlinge!«
Rasch stieß Charrière das Portal der Kirche auf.
»Eindringlinge!«,
rief er in die Dunkelheit.
»Baka! Baka!«
»Schnappt sie euch! Schnell!«
Plötzlich erblickte D’Agosta das Mann-Wesen im Türrahmen. Eine Minute lang stand es dort, leicht schwankend. Dann begann es, sich seltsam zielstrebig zu bewegen – auf
sie
zu.
»Envoie!«,
kreischte der Priester und zeigte in ihre Richtung.
D’Agosta handelte als Erster, er schlug den Beschuldiger zu Boden. Pendergast sprang über die am Boden liegende Gestalt und riss die Seitentür auf. D’Agosta stürmte hindurch, Pendergast folgte, knallte die Tür hinter ihnen zu und schloss ab.
[home]
64
Als sie stehen blieben, fanden sie sich in einem düsteren Gang wieder; am anderen Ende sahen sie eine weitere Tür. Das jähe Donnern an der Tür, die sie gerade abgeschlossen hatten, drängte sie zum Handeln. Sie liefen den Gang hinunter, aber die Tür am Ende war abgeschlossen. D’Agosta trat einen Schritt zurück, um sie einzutreten.
»Warten Sie.« Pendergast betätigte kurz den Dietrich, dann gab die Tür nach. Wieder gingen sie hindurch, und Pendergast verschloss die Tür hinter ihnen.
Sie standen auf einem Treppenabsatz, eine hölzerne Treppe führte hinunter in eine schreckliche Finsternis. Pendergast schaltete seine Stiftlampe ein und leuchtete damit ins Dunkel.
»Dieser … dieser Mann …«, keuchte D’Agosta. »Was zum Teufel haben die da getan? Ihn angebetet?«
»Vielleicht ist jetzt nicht die ideale Zeit, um darüber zu spekulieren«, erwiderte Pendergast.
»Aber eines kann ich Ihnen sagen: Das ist das Wesen, das mich außerhalb des Ville attackiert hat.« Vom anderen Ende des Gangs hörte er ein Donnern an der Tür, das Brechen von Holz.
»Nach Ihnen«, sagte Pendergast und wies auf die Treppe.
D’Agosta rümpfte die Nase. »Was bleibt uns anderes übrig?«
»Leider nichts.«
Sie stiegen in dem uralten Treppenhaus hinunter, während die Stufen unter ihren Füßen laut knarrten. Die Treppe endete auf einem halben Absatz, der zu einem zweiten Treppenhaus führte, dieses war aus Stein und führte spiralförmig ins Finstere. Als sie schließlich unten ankamen, sah D’Agosta, dass sich ein aus Ziegeln gemauerter Gang vor ihnen erstreckte, feucht, voll mit Spinnweben und Ausblühungen. Die Luft roch nach Erde und Mehltau. Von hinter und über ihnen kamen gedämpfte Rufe und das Geräusch, wie wenn Fäuste gegen Holz hämmerten.
D’Agosta zog seine Taschenlampe hervor.
»Wir müssen das Gestein finden, das zu dem in dem Video passt«, sagte Pendergast und leuchtete mit seiner Stiftlampe die feuchten Wände entlang. Er bewegte sich schnell durch das Dunkel, die Robe wehte hinter ihm her.
»Diese Mistkerle von da oben werden uns gleich eingeholt haben«, sagte D’Agosta.
»Die beunruhigen mich nicht«, murmelte Pendergast. »Aber
er
sehr wohl.«
Sie passierten mehrere Durchgänge und eine Steintreppe, die nach oben führte. Dahinter gabelte sich der Tunnelgang, und nach kurzer Überlegung entschied sich Pendergast für die linke Abzweigung. Kurz darauf gelangten sie in einen großen, kreisförmigen Raum mit Nischen, die in regelmäßigen Abständen in die Wände geschlagen waren. In jeder Nische stapelten sich Menschenknochen gleich Korkholz, die Schädel hingen an den langen Gebeinen. Viele hatten noch
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