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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schnappte sich einen Messzylinder aus Pyrexglas, der auf dem Tisch stand, und hob ihn aus dem Gestell. Dann schlug sie das Glas so gegen den Rand des Gestells, dass das obere Ende des Zylinders zersplitterte. Sie ging zur Tür und versuchte, mit zitternden Fingern die Codenummer einzutippen. Beim dritten Versuch klappte es, sie stieß die Tür auf und betrat den Gang.
    Von dessen Ende her, hinter der Biegung, kam ein Geräusch – als würde eine Tür geschlossen.
    »Fearing!«,
schrie sie.
    Sie fiel in Laufschritt und rannte, so schnell sie konnte, den Flur hinunter und um die Ecke. Der Gang war von Türen gesäumt, aber nur eine befand sich in der Nähe der Kreuzung. Sie packte den Griff, die Tür war unverschlossen, sie riss sie auf.
    Sie tastete sich an der Wand entlang, fand die Lichtschalter und legte alle mit zwei Wischern der Hand um.
    Vor ihr lag ein Raum, von dem sie zwar gehört, den sie aber noch nie gesehen hatte. Einer der sagenumwobensten Lagerräume des Museums. Einst hatte er als Heizungsraum gedient; heute enthielt er die Sammlung der Wal-Skelette. Die riesigen Knochen und Schädel, manche so groß wie Stadtbusse, hingen an Ketten von der Decke. Hätten sie auf dem Boden gestanden, wären sie unter der Last des Eigengewichts eingeknickt und zerbrochen. Jedes der aufgehängten Skelette umhüllten fast bis zum Boden reichende Plastikplanen, ein wahres Meer aus drapierten Skeletten. Die an der Decke angebrachten Reihen von Neonröhren reichten nicht aus für einen so großen Raum, so dass das Licht etwas Verschwommenes, fast Unterseeisches hatte.
    Nora sah sich um, die provisorische Waffe gezückt. Linker Hand schwangen einige Plastikplanen hin und her, als seien sie kurz zuvor berührt worden.
    »Fearing!«
    Ihre Stimme erzeugte in dem hohen, höhlenartigen Raum einen unheimlichen Hall. Nora lief auf die nächstgelegenen Planen zu und schlüpfte dazwischen. Die großen Skelette warfen in dem Schummerlicht merkwürdige Schatten, und die schmutzigen, steifen Plastikplanen bildeten ein derart irrgartenähnliches Gebilde aus Vorhängen, dass Nora in jeder Richtung nicht mehr als ein, zwei Meter weit sehen konnte. Vor lauter Anspannung und Wut stockte ihr fast der Atem.
    Sie streckte den Arm aus und riss einen der Plastikvorhänge zur Seite. Nichts.
    Sie trat einen Schritt vor, schob noch einen beiseite, dann noch einen. Jetzt wogten die Plastikplanen, die sie umgaben, wie verrückt, als wären die riesigen Skelette darin zu einem ruhelosen Leben erwacht.
    »Dreckskerl! Zeig dich!«
    Ein Rascheln – und dann sah sie, wie hinter der Plastikplane ein Schemen vorbeihuschte. Nora stach mit ihrem scharfkantigen Messzylinder danach.
    Nichts.
    Plötzlich hielt sie das alles nicht mehr aus und lief mit einem Aufschrei nach vorn. Vorhang um Vorhang schlug sie zur Seite und schwenkte den zerbrochenen, scharfkantigen Messzylinder so lange in wilden Bögen vor sich her, bis sie sich in dem schweren Plastik verhedderte und sich mühselig daraus befreien musste. Nachdem ihr Anfall vorbei war, ging sie einige Schritte weiter und lauschte. Zunächst nahm sie nur die eigenen Atemzüge wahr. Aber dann hörte sie rechts von sich ganz deutlich ein schlurfendes Geräusch. Sie stürzte darauf zu, mit wüsten Hieben und Schwingern danach stechend, und wollte gerade wieder laut nach Fearing rufen.
    Da blieb sie abrupt stehen. Langsam drang die Stimme der Vernunft durch den roten Nebel ihrer Wut. Sie war dumm – sehr dumm. Sie hatte zugelassen, dass Wut ihre Urteilskraft trübte.
    Nora blieb stehen und horchte noch einmal. Ein Kratzen, ein huschender Schemen, wieder wogende Planen. Blitzartig drehte sie sich danach um. Dann hielt sie inne und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die plötzlich trocken geworden waren. In dem schummrigen Licht, umgeben von zahllosen schwergewichtigen, verhüllten Skeletten, fragte sie sich: Wer ist hier eigentlich der Jäger … und wer das Wild?
    Ihre Wut ließ abrupt nach und wich einer zunehmenden Angst, als ihr bewusst wurde, was passiert war. Fearing hatte nicht in das verschlossene Labor gelangen können. Darum hatte er sie herausgelockt. Und jetzt hatte sie sich auch noch in diesen Irrgarten locken lassen.
    Plötzlich schnitt ein Messer durch eine Plastikplane in der Nähe, ein langer Riss entstand. Eine Gestalt trat durch den Riss. Blitzartig drehte Nora sich um, stach mit dem gezackten Ende des Messzylinders auf sie ein und streifte sie. Aber die Gestalt schlug ihr die

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