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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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waren, bis das Ganze jeden architektonischen Zusammenhalt verloren hatte. Dieses Gebäude war von einer dichtgedrängten Gruppe kleiner, alter Fachwerkhäuser umgeben, die nur durch schmale Gassen voneinander getrennt waren.
    Das war das Ville, der Gegenstand von Bills letztem Artikel. Der Ort, dem seiner Ansicht nach die Tieropfer in der Stadt im Wesentlichen entsprangen. Nora starrte zugleich ängstlich und fasziniert dorthin. Der riesige Bau im Zentrum wirkte fast so alt, als stamme er aus der Zeit des Kaufs Manhattans durch die Holländer. Auffällig verfallen, teils aus Ziegeln, teils aus schokoladenbraunen Holzbalken errichtet, mit einem gedrungenen, groben Kirchturm, der hinter einer Vielzahl von Mansardendächern emporragte. Die unteren Fenster waren zugemauert, hinter den zersprungenen Fensterscheiben der oberen Stockwerke flackerte jedoch blassgelber Schein, bei dem es sich Noras Einschätzung zufolge nur um Kerzenlicht handeln konnte. Wie schlafend lagen die Gebäude im silbrigen Mondlicht da und wurden hin und wieder, wenn eine Wolke vorbeihuschte, in ein noch größeres Dunkel getaucht.
    Während Nora dastand und auf die flackernden Lichter schaute, ging ihr auf, was für eine Verrücktheit sie begangen hatte. War sie deshalb hierhergekommen – um auf einen Haufen Häuser zu starren? Was hatte sie gehofft, ganz auf sich gestellt, hier zu erreichen? Wieso war sie sich so sicher, dass das Geheimnis des Mordes an ihrem Mann in diesen Häusern verborgen lag?
    Das Ville hüllte sich weiter in Schweigen. Raschelnd fuhr ein kühler Nachtwind in die Blätter um Nora herum.
    Sie fröstelte. Dann schlang sie den Mantel fester um sich, wandte sich ab und ging, so schell sie konnte, durch den dunklen Wald zurück in Richtung der einladenden Straßen der Stadt.

[home]
22
    »Merkwürdig, dass es hier draußen immer neblig ist«, sagte D’Agosta, als der Rolls die einspurige Straße entlangsurrte, die Little Governors Island durchquerte.
    »Das muss an der Marsch liegen«, murmelte Pendergast.
    D’Agosta sah aus dem Fenster. Das Marschgebiet erstreckte sich in der Tat bis weit ins Dunkel. Nebelschwaden stiegen daraus hervor, die um die Binsen und Rohrkolben waberten, während sich im Hintergrund auf unpassende Weise die nächtliche Skyline Manhattans erhob. Nachdem sie an einer Reihe abgestorbener Bäume vorbeigefahren waren, gelangten sie vor ein Eisentor mit einem Bronzeschild.
    Mount Mercy Hospital
    Hochsicherheitsbereich
    Vor dem kleinen Wachhaus verlangsamte der Rolls die Geschwindigkeit. Ein uniformierter Mann trat aus dem Häuschen. »Guten Abend, Mr. Pendergast«, sagte der Wachmann, den es offenbar gar nicht verwunderte, dass so spät am Abend noch Besucher kamen. »Wollen Sie wieder einmal Miss Cornelia besuchen?«
    »Guten Abend, Mr. Gott. Ja, danke der Nachfrage. Wir sind angemeldet.«
    Ein Rumpeln, dann öffnete sich das Tor, und der Wachmann sagte: »Schönen Abend noch.«
    Proctor steuerte den Rolls durch das Tor, sie näherten sich dem Haupthaus. Wie ein grimmiger Wächter stand das riesengroße, aus braunem Backstein im neugotischen Stil errichtete Gebäude zwischen den düsteren und mächtigen Tannen, deren uralte Äste sich tief nach unten bogen.
    Proctor fuhr auf den Besucherparkplatz. Binnen Minuten ging D’Agosta hinter einem Arzt über die langen, gekachelten Flure des Krankenhauses. Einst war das Mount Mercy das größte Sanatorium für Tuberkulosekranke in der Stadt New York gewesen. Mittlerweile war es in ein streng bewachtes psychiatrisches Krankenhaus für Mörder und andere Gewalttäter umgewandelt geworden, die wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit für den normalen Strafvollzug ungeeignet waren.
    »Wie geht’s ihr?«, fragte Pendergast.
    »Wie immer«, lautete die knappe Antwort.
    Zwei Wachmänner gesellten sich zu ihnen; gemeinsam gingen sie weiter über die hallenden Flure, bis sie schließlich vor einer Stahltür mit vergittertem Fenster stehen blieben. Nachdem der eine Wachmann die Tür aufgeschlossen hatte, betraten sie den kleinen, dahinterliegenden »Raum der Stille«. D’Agosta erinnerte sich noch an den Raum von seinem ersten Besuch, damals, im vergangenen Januar, war er zusammen mit Laura Hayward hier gewesen. Es kam ihm vor, als läge der Besuch Jahre zurück, doch der Raum mit den im Boden festgeschraubten Plastikmöbeln und den grün gestrichenen Wänden ohne Bilder oder irgendeinen Schmuck hatte sich kein bisschen verändert.
    Die beiden Wärter verließen den

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