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Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten

Titel: Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Raum durch eine schwere Metalltür im rückwärtigen Teil. Kurz darauf hörte D’Agosta ein leises Quietschen, das näher kam, und dann schob einer der Wachleute einen Rollstuhl herein. Die alte Dame war mit viktorianischer Strenge gekleidet, als trage sie tiefe Trauer, das schwarze Taftkleid mit dem schwarzen Spitzenschleier raschelte bei jeder Bewegung, aber D’Agosta sah darunter dennoch den Fünfpunktgurt aus weißem Leinen.
    »Heben Sie meinen Schleier«, verlangte sie in nörgeligem, herrischem Tonfall. Einer der Wärter tat, wie ihm geheißen. Ein erstaunlich faltenloses Gesicht, lebendig und boshaft, kam zum Vorschein. Ein Paar kleiner schwarzer Augen, die D’Agosta irgendwie an die Knopfaugen einer Schlange erinnerten, musterte ihn. Die alte Dame lächelte ein kleines Lächeln sardonischen Wiedererkennens. Dann blickte sie mit ihren funkelnden Augen Pendergast an.
    Der trat einen Schritt vor.
    »Mr. Pendergast«, begann der Arzt in leicht nervösem Tonfall. »Ich muss Sie doch sicher nicht daran erinnern, eine gewisse Distanz zu wahren.«
    Als sie den Namen hörte, schrak die alte Dame zusammen und rief plötzlich mit kräftiger Stimme: »Oh, wie geht es dir denn, lieber Diogenes? Das ist ja eine
reizende
Überraschung!« Dann wandte sie sich dem nächsten stehenden Wärter zu und rief in schrillem Tonfall: »Holen Sie den besten Amontillado, Diogenes ist zu Besuch gekommen.« Schließlich drehte sie sich wieder breit lächelnd Pendergast zu, wobei sich das Gesicht grotesk verzog. »Oder würdest du Tee vorziehen, liebster Diogenes?«
    »Nichts, danke«, erwiderte Pendergast kühl. »Ich bin’s, Aloysius, Tante Cornelia, nicht Diogenes.«
    »Unsinn! Diogenes, du Schlimmer, versuche nur nicht, eine alte Frau zu necken. Ich werde doch wohl noch meinen eigenen Neffen erkennen!«
    Pendergast zögerte kurz. »Ich würde dich niemals beschwindeln, Tante. Wir waren hier in der Gegend und dachten, wir könnten mal kurz bei dir vorbeischauen.«
    »Wie lieb von dir. Und wie ich sehe, hast du auch meinen Bruder Ambergris mitgebracht.«
    Pendergast warf D’Agosta einen kurzen Blick zu, ehe er nickte.
    »Ich habe einige Minuten Zeit, dann muss ich mich langsam für die Dinnerparty feinmachen. Aber du weißt ja, wie die Bediensteten heutzutage so sind. Ich sollte alle rausschmeißen und alles selbst tun.«
    »Gewiss.«
    Pendergast zog seine Tante nun in ein, wie es D’Agosta vorkam, endloses Gespräch. Langsam aber lenkte er das Gespräch wieder zurück auf seine Kindheit in New Orleans.
    »Sag mal, erinnerst du dich noch an, äh, diese
Unannehmlichkeit
mit Marie LeBon, einer von den niederen Bediensteten?«, fragte er schließlich. »Wir Kinder haben sie damals Miss Marie genannt.«
    »Die, die wie ein Besenstiel aussah? Ich konnte sie nie leiden. Mich hat es immer vor ihr gegruselt.« Tante Cornelia schauderte, wenn auch wohlig.
    »Sie wurde eines Tages tot aufgefunden, nicht wahr?«
    »Es ist höchst unangenehm, wenn das Personal Skandale ins Haus bringt. Und Marie war die Schlimmste von dem ganzen Haufen. Außer natürlich diesem fürchterlichen,
fürchterlichen
Monsieur Bertin.« Tante Cornelia schüttelte angewidert den Kopf und murmelte irgendetwas.
    »Kannst du mir sagen, was mit Miss Marie geschehen ist? Ich war damals ja noch ein Kind.«
    »Marie stammte aus dem Bayou, sie war ein loses Weib, wie so viele Leute aus den Sümpfen. Eine Mischung aus akadischer Französin und Micmac-Indianerin und wer weiß, was sonst noch. Sie hatte sich an diesen verheirateten Stallburschen herangemacht – du weißt doch, Diogenes, dieser Stallbursche mit der Haartolle, der sich für einen feinen Herrn hielt? Dabei war er ein richtiger Prolet.« Sie blickte sich um. »Wo bleibt denn mein Drink? Gaston!«
    Einer der Wärter hob einen Pappbecher mit Deckel an ihre Lippen. Elegant und mit geschürzten Lippen sog sie an dem Strohhalm. »Ich ziehe Gin vor, wie Sie wissen«, sagte sie.
    »Ja, Ma’am«, antwortete der Wärter und grinste seinem Kollegen zu.
    »Was ist denn damals passiert?«, fragte Pendergast.
    »Die Frau des Stallburschen – Gott segne sie – scherte es sehr wohl, dass Marie LeBon Verkehr mit ihrem Mann hatte. Und sie sann auf Rache.« Sie kicherte. »Hat den Ehekrach mit einem Fleischerbeil beigelegt. Ich hatte ihr das gar nicht zugetraut.«
    »Die eifersüchtige Ehefrau hieß Mrs. Ducharme?«
    »Ja, Mrs. Ducharme! Ein stattliches Weib, mit Armen so mächtig wie französische Schinken. Die wusste, wie

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