Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
genommen hatten. Endlich räusperte er sich.
»Detective Lieutenant D’Agosta, der die Ermittlungen im Mordfall Smithback leitet, wird gleich ein paar Sätze zum aktuellen Stand sagen. Anschließend können Sie Ihre Fragen stellen. Bevor Lieutenant D’Agosta das Wort ergreift, möchte ich Sie alle darum bitten, die Öffentlichkeit in verantwortlicher Weise über diesen Fall zu informieren. Es handelt sich um ein außergewöhnlich spektakuläres Verbrechen, das in der Stadt bereits große Unruhe ausgelöst hat. Jede zusätzliche Unruhe kann nur weiteren Schaden anrichten. Lieutenant, wenn ich Sie nun bitten darf.«
»Vielen Dank.« Als D’Agosta ans Mikrofon trat, war ihm beklommen zumute. Er blickte auf das Meer von Gesichtern und schluckte. »Wie Sie ja alle wissen«, begann er, »ist William Smithback, wohnhaft in der Upper West Side, in der vergangenen Woche einem Mord zum Opfer gefallen. Angehörige der Polizeibehörden haben, unter meiner Leitung, in dem Fall aggressiv ermittelt. Infolgedessen haben sich zahlreiche Perspektiven in den Ermittlungen eröffnet. Wir verfolgen mehrere Spuren und sind zuversichtlich, den oder die Täter zeitnah identifizieren und festnehmen zu können. Bis dahin möchten wir Sie bitten, falls jemand von Ihnen irgendwelche Informationen hat, die für die Ermittlungen von Wert sein können, sich umgehend mit der New Yorker Polizei in Verbindung zu setzen.« Er hielt kurz inne. »Bitten stellen Sie jetzt Ihre Fragen.«
Sofort ging der Trubel wieder los. D’Agosta hob die Hände, um zur Ordnung aufzurufen. »Bitte Ruhe«, sagte er ins Mikrofon. »Ruhe!« Er trat einen Schritt zurück und wartete, bis es zumindest wieder einigermaßen ruhig im Saal war. »Vielen Dank. Sie, hier vorne.« Er nickte einer Frau mittleren Alters in einer gelben Bluse zu.
»Was können Sie über dieses sogenannte Ville sagen? Werden dort tatsächlich Tieropferungen durchgeführt?«
»Es hat mehrere Beschwerden gegeben, dass aus der Gegend immer wieder Tiergeräusche kommen. Dies ist einer jener Bereiche, die unter aktiver Beobachtung stehen. Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass wir keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Ville und dem Mordfall Smithback herstellen konnten.«
»Apropos Mordfall Smithback«, fuhr die Frau fort, »liegen die Ergebnisse der Autopsie bereits vor? Was war die Todesursache?«
»Ursächlich für den Tod war ein Messerstich ins Herz.«
Er blickte auf die versammelten Journalisten, die in die Luft gereckten Hände, die Lichter und Kameras und digitalen Aufnahmegeräte. Es war ein seltsames Gefühl, zwischen den eifrigen Mienen nicht Smithback zu sehen, rufend und gestikulierend, mit wippender Haartolle.
»Ja.« Er zeigte auf einen Mann in der dritten Reihe, der eine große, knallbunte Fliege trug.
»Haben Sie die Identität des Mörders festgestellt? Hat Fearing, der Nachbar, Smithback ermordet?«
»Fearing war kein Nachbar. Er wohnte im selben Gebäude. Die Untersuchungen laufen noch, aber gegenwärtig deuten alle Indizien darauf hin, dass, ja, Fearing definitiv eine Person von Interesse für unsere Ermittlungen ist. Er befindet sich zurzeit auf freiem Fuß und gilt als flüchtig.«
Will sagen, wenn eine Leiche als flüchtig betrachtet werden kann
.
»In welcher Verbindung steht Fearing mit dem Ville?«
»Wir haben bislang noch keinen Zusammenhang zwischen Fearing und dem Ville herstellen können.«
Das Ganze lief besser, als er befürchtet hatte. Die Presseleute waren vergleichsweise zurückhaltend, fast respektvoll. Er nickte einer weiteren erhobenen Hand zu.
»Was ist mit der Durchsuchung von Klines Büro? Gilt er als tatverdächtig?«
»Er gilt derzeit nicht als tatverdächtig.« D’Agosta vermied es, Rocker anzublicken. Mein Gott, wieso schienen die Presseleute immer alles zu wissen?
»Warum dann die Hausdurchsuchung?«
»Tut mir leid. Über diesen Aspekt der Ermittlungen kann ich nichts sagen.«
Er deutete auf einen weiteren Reporter, aber plötzlich übertönte eine Stimme die anderen. D’Agosta wandte sich stirnrunzelnd danach um. Ziemlich weit vorn war ein Mann aufgestanden, groß gewachsen und intellektuell aussehend, mit feiner, gestreifter Seidenkrawatte, kurzem, blondem Haar und einer ungeheuer ausgeprägten Kinnpartie.
»Ich möchte wissen, was für
echte
Forschritte Sie gemacht haben«, sagte er mit lauter, schallender Stimme. Die Frage war so vage und doch so aggressiv, dass D’Agosta kurz stockte.
»Wie bitte?«
»Bryce Harriman«,
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