Pendergast 09 - Cult - Spiel der Toten
von Tieren nicht gut.«
»Hunde?«
»Tiere sind dazu da, in der freien Natur zu leben, nicht dazu, im Dienste des Menschen erniedrigt zu werden.«
»Sind Sie Vegetarier, Mr. Esteban?«
»Natürlich.«
»Verheiratet? Kinder?«
»Geschieden, keine Kinder. Aber hören Sie mal …«
»Warum sind Sie Vegetarier?«
»Das Töten von Tieren zur Befriedigung unserer Gelüste ist unethisch. Ganz zu schweigen davon, dass es schlecht für unseren Planeten, Energieverschwendung und in moralischer Hinsicht grässlich ist, wenn gleichzeitig Millionen verhungern. Das ist vergleichbar mit Ihrem abscheulichen Auto – verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen, aber es gibt keine Entschuldigung dafür, einen solchen Wagen zu fahren.« Estebans Lippen kräuselten sich missbilligend, und einen Moment lang erinnerte sein Gesicht D’Agosta an eine der Nonnen, die ihm in der Schule immer eins mit dem Lineal auf die Finger gab, wenn er im Unterricht geschwatzt hatte. Er fragte sich, wie Pendergast die Antwort wohl aufnehmen würde, doch seine Miene blieb ruhig und ungerührt.
»Es gibt ziemlich viele Menschen in der Stadt New York, die einen Glauben praktizieren, zu dem auch die Opferung von Tieren gehört«, sagte Pendergast. »Warum konzentrieren Sie sich auf das Ville?«
»Weil es sich um die ungeheuerlichste und am längsten bestehende Sekte handelt. Wir müssen irgendwo anfangen.«
»Wie viele Mitglieder hat Ihre Organisation?«
Esteban wirkte verlegen. »Nun, Rich ist der Mann, der Ihnen die genaue Zahl nennen kann. Ich denke, wir haben ein paar hundert Mitglieder.«
»Sie haben die neuesten Geschichten im
West Sider
gelesen, Mr. Esteban?«
»Das habe ich.«
»Was halten Sie davon?«
»Ich denke, dass die Reporterin da etwas auf die Spur gekommen ist. Wie gesagt, diese Leute sind Spinner. Voodoo, Obeah … Wie ich höre, wohnen die da nicht mal legal, sondern sind irgendeine Art Hausbesetzer. Die Stadt sollte diese Leute auf die Straße setzen.«
»Und wo sollen sie dann hin?«
Esteban lachte. »Die können sich von mir aus zum Teufel scheren.«
»Also halten Sie es für in Ordnung, Menschen in der Hölle zu quälen, aber nicht Tiere auf Erden?«
Das Lachen blieb Esteban im Halse stecken. Er betrachtete Pendergast aufmerksam. »Das ist doch nur eine Redewendung, Mister …«
»Pendergast.«
»Mr. Pendergast. Sind wir hier fertig?«
»Ich glaube nicht.«
D’Agosta wunderte es, in Pendergasts Stimme plötzlich eine deutliche Schärfe zu hören.
»Nun, ich bin es.«
»Glauben Sie an Vôdou, Mr. Esteban?«
»Fragen Sie, ob ich glaube, dass Menschen Voodoo praktizieren, oder dass ich glaube, dass dieser Aberglaube tatsächlich wirkt?«
»Beides.«
»Ich denke, dass diese Eiferer im Ville Voodoo praktizieren. Glaube ich, dass sie Menschen von den Toten auferwecken? Wer weiß. Es ist mir egal. Ich möchte nur, dass sie verschwinden.«
»Wer finanziert Ihre Organisation?«
»Es ist nicht meine Organisation. Ich bin dort nur Mitglied. Wir erhalten viele kleine Spenden, aber um die Wahrheit zu sagen – ich bin der größte Geldgeber.«
»Handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation?«
»Ja.«
»Womit haben Sie Ihr Geld verdient?«
»Ich habe Erfolg im Filmgeschäft gehabt – aber offen gesagt, ich sehe nicht, dass Sie das etwas angeht.« Esteban nahm die Axt von der Schulter. »Ihre Fragen kommen mir unzusammenhängend und sinnlos vor, Mr. Pendergast, und ich bin es leid, sie zu beantworten. Würden Sie also bitte wieder in Ihr Blechmonster steigen und sich von meinem Grundstück entfernen?«
»Mit dem größten Vergnügen.« Pendergast verneigte sich halb und stieg mit leisem Lächeln wieder zurück in den Rolls, D’Agosta ebenso.
Auf der Rückfahrt in die Stadt rutschte D’Agosta unruhig auf dem Sitz herum und zog ein verdrießliches Gesicht. »Was für ein selbstgerechter Arsch. Ich wette, er verputzt blutige Steaks, wenn niemand in der Nähe ist.«
Pendergast hatte aus dem Fenster geblickt und sich irgendwelchen persönlichen Überlegungen hingegeben. Jetzt wandte er sich um. »Nun, Vincent, das gehört wohl zu den einsichtsvollsten Bemerkungen, die ich heute von Ihnen gehört habe.« Er zog ein Styroporbehältnis aus der Anzugtasche, entfernte den Deckel und reichte es D’Agosta. Darin befand sich ein blutiger Absorbier-Pad, zweimal gefaltet, dazu ein Etikett, das auf einem abgerissenen Stück Plastikfolie klebte. Das Ganze roch nach ranzigem Fleisch.
D’Agosta reichte
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