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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Krankenhaus am nächsten lag, stieß die Tür auf und sprang aus dem Auto. Im Laufschritt überquerte sie den Parkplatz und betrat den überdachten Gehweg, der zur Eingangstür führte. Sofort erblickte sie zwischen den Lichtkreisen einen Arzt, Klemmbrett in der Hand, neben dem Fußweg stehend. Er hatte noch eine Chirurgenmaske auf – er musste direkt aus dem OP gekommen sein.
    »Captain Hayward?«, fragte der Arzt.
    Jählings wandte sie sich um, ein wenig beunruhigt von dem Gedanken, dass er auf sie gewartet hatte. »Ja, wie geht es ihm?«
    »Er wird durchkommen«, lautete die etwas gedämpfte Antwort. Lässig hielt der Arzt das Klemmbrett in der einen Hand, während er mit der anderen unter seinen weißen Arztkittel griff.
    »Gott sei Dank –«, begann sie, und dann sah sie die Schrotflinte.

59
    New York City
    Dr. John Felder stieg die breite Steintreppe der Hauptfiliale der New York Public Library hinauf. Hinter ihm, auf der Fifth Avenue, lärmte der abendliche Verkehr: immer wieder lautes Gehupe und das Geschleife von Dieselmotoren. Einen Augenblick blieb er zwischen den großen Steinlöwen, »Geduld« und »Tapferkeit«, stehen, sah auf die Uhr und klemmte die dünne braune Aktenmappe fester unter den Arm. Dann ging er weiter zur Messingtür oben an den Stufen.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der Wachmann vor der Tür. »Die Bücherei ist für heute geschlossen.«
    Felder holte seinen Sonderleseausweis heraus und zeigte ihn vor.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte der Wachmann und trat respektvoll einen Schritt zur Seite.
    »Ich habe beantragt, einige Forschungsmaterialen einsehen zu dürfen«, sagte Felder. »Mir wurde gesagt, dass sie jetzt bereitliegen.«
    »Erkundigen Sie sich in der Abteilung Allgemeine Recherche«, erwiderte der Wachmann. »Zimmer dreihundertfünfzehn.«
    »Vielen Dank.«
    Während er durch die riesige Eingangshalle ging, hallten seine Schritte laut auf dem Fußboden wider. Es war fast acht Uhr abends. Bis auf einen zweiten Wachmann an einer Empfangsstation, der ebenfalls einen Blick auf seinen Ausweis warf und das geschwungene Treppenhaus hinaufzeigte, war der hohe Raum menschenleer. Nachdem Felder im zweiten Stock angekommen war, ging er den Flur hinunter bis zur Tür des Zimmers 315.
    Zimmer
315
 – die Bezeichnung wurde dem Raum nicht gerecht. Fast zwei Häuserblocks lang, erhob sich der Hauptlesesaal der öffentlichen Bücherhalle von New York fünfzehn Meter empor zu einer Rokoko-Kassettendecke voller Gemälde. Elegante Kristallleuchter hingen über scheinbar endlosen Reihen langer Eichenlesetische, die nach wie vor über ihre originalen Bronzelampen verfügten. Hier und da saßen Leser, die eine Sondergenehmigung besaßen, an den Tischen, hockten über ihren Büchern oder tippten leise in ihre Laptops. Zwar standen an den Wänden viele Bücher, doch sie waren sozusagen nur ein Tropfen im Eimer der Bücherei. In den unterirdischen Geschossen des Hauptgebäudes und den anderen unter der Grünfläche des angrenzenden Bryant Park lagerten sechs Millionen Bücher.
    Doch Felder war nicht hergekommen, um sich Bücher anzuschauen. Der Grund seines Besuchs war die riesige Sammlung genealogischen Forschungsmaterials der Bibliothek.
    Er ging zur Auskunftsstation, die den Raum in zwei Hälften teilte, aus reichverziertem Holz gefertigt war und die Fläche eines kleinen Einfamilienhauses hatte. Nach einem kurzen, geflüsterten Gespräch wurde ihm ein Bücherkarren mit Bestandsbüchern und Aktenordnern hingestellt. Er schob den Bücherkarren zum nächstgelegenen Tisch, setzte sich und begann, die Materialien auf die polierte Tischplatte zu legen. Die Akten und Bücher waren vergilbt und eselsohrig, aber ansonsten in tadellosem Zustand. Und sie hatten eine Gemeinsamkeit: Sie datierten aus der Zeit zwischen 1870 und 1880 und dokumentierten den Bereich von Manhattan, in dem Constance Greene laut eigener Aussage aufgewachsen war.
    Seit der Anhörung betreffend die Sicherheitsverwahrung war Felder die Geschichte dieser jungen Frau nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Was sie da erzählt hatte, war natürlich Nonsens – das waren die Ergüsse von einer, die völlig den Kontakt zur Realität verloren hatte. Der klassische Fall einer nicht näher bezeichneten psychotischen Störung mit Wahnvorstellungen.
    Trotzdem kam Constance Greene ihm nicht wie jemand vor, der die Verbindung zur Wirklichkeit völlig verloren hatte. Sie hatte etwas an sich, das ihn verwirrte – nein, faszinierte.
Ich wurde

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