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Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit

Titel: Pendergast 10 - Fever - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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die Vögel
stehlen?
Es hätte doch völlig genügt, sich das Präparat anzuschauen.«
    »Nicht, wenn man Konkurrenten hat«, sagte D’Agosta. »Andere Personen waren ebenfalls hinter dem Gemälde her. In einem Spiel mit hohem Einsatz greift man nach jedem Vorteil, den man erringen oder anderen vorenthalten kann. Die Tatsache, dass sie Konkurrenten hatte, könnte sogar darauf hinweisen, wer Ihre Frau –« Er hielt abrupt inne, weil er seine neue Vermutung nicht aussprechen wollte.
    Pendergasts durchdringender Blick bewies, dass er ahnte, was D’Agosta gemeint hatte. »Mit dem Gemälde halten wir möglicherweise etwas in Händen, das uns bislang entgangen ist.« Dann sagte er fast im Flüsterton: »Ein
Motiv.
«
    Es wurde still im Zimmer.
    Schließlich sagte Pendergast: »Wir wollen nichts überstürzen.« Er klappte die Mappe wieder auf und zog ein anderes zerfleddertes Blatt Papier hervor. »Ich habe auch das hier geborgen, anscheinend handelt es sich um einen Teil von Audubons Entlassungsbericht. Wiederum nur ein Fragment.«
    … wurde am 14. Tag des Novembers 1821 aus unserer Pflege entlassen. Bei seiner Abreise schenkte er Dr. Torgensson, dem Direktor von Meuse St. Claire, ein kurz zuvor zu Ende gemaltes Bild, aus Dankbarkeit, dass er hier gesund gepflegt wurde. Eine kleine Gruppe von Ärzten und Patienten nahm an der Entlassung teil, und viele Abschiedsgrüße wurden …
    Pendergast ließ das Blatt in die Mappe zurückfallen und klappte sie zu.
    »Haben Sie eine Idee, wo sich das Gemälde heute befindet?«, fragte D’Agosta.
    »Der Arzt ging nach Port Allen in den Ruhestand – und genau dorthin führt mich mein nächster Weg … Aber es gibt da noch etwas, was zumindest von einigem Interesse ist. Erinnern Sie sich, dass Helens Bruder, Judson, erwähnte, Helen habe einmal eine Reise nach New Madrid im Bundesstaat Missouri unternommen?«
    »Ja.«
    »Achtzehnhundertzwölf war New Madrid der Schauplatz eines gewaltigen Erdbebens, stärker als acht auf der Richter-Skala – so stark, dass anschließend eine Reihe neuer Seen entstand und der Lauf des Mississippi sich änderte. Annährend die Hälfte der Stadt wurde zerstört. Es gibt da aber noch eine andere Auffälligkeit.«
    »Und die wäre?«
    »John James Audubon hielt sich zur Zeit des Erdbebens in New Madrid auf.«
    D’Agosta setzte sich in seinem Stuhl zurück. »Und das heißt?«
    Pendergast breitete die Hände aus. »Ist es ein Zufall? Vielleicht.«
    »Eigentlich müsste ich mehr über Audubon wissen«, sagte D’Agosta, »aber ich habe bei dem Thema wohl nicht gut im Unterricht aufgepasst. Was wissen Sie über ihn?«
    »Sehr viel. Lassen Sie mich Ihnen eine Zusammenfassung geben. Audubon war der uneheliche Sohn eines Kapitäns der französischen Marine und dessen Mätresse. Er wurde auf Haiti geboren und wuchs in Frankreich auf, wo ihn seine Stiefmutter großzog. Im Alter von achtzehn Jahren schickten ihn die Eltern nach Amerika, damit er nicht in Napoleons Armee eingezogen wurde. Audubon lebte nahe Philadelphia, wo er bald anfing, Vögel zu studieren und zu malen, und eine Einheimische heiratete, Lucy Bakewell. Das Paar zog an die Grenze zum Indianerterritorium in Kentucky, wo Audubon einen Krämerladen eröffnete; doch den Großteil der Zeit brachte er damit zu, Vögel zu sammeln, zu sezieren, auszustopfen und zu präparieren. Er zeichnete und malte sie als Hobby; seine ersten Arbeiten waren allerdings schwach und tastend, und seine Skizzen – von denen viele überdauert haben – waren ähnlich leblos wie die toten Vögel, die er zeichnete. Wie sich herausstellte, war Audubon kein geschickter Kaufmann, und so zog er achtzehnhundertzwanzig, nachdem sein Geschäft bankrottgegangen war, mit seiner Familie in ein schäbiges kreolisches Häuschen in der Dauphine Street in New Orleans, wo sie in Armut lebten.«
    »Dauphine Street«, sagte D’Agosta leise. »So hat Audubon also Ihre Familie kennengelernt?«
    »Ja. Er war ein charmanter Bursche, schneidig, gutaussehend, ein vorzüglicher Schütze und hervorragender Fechter. Er und mein Ururgroßvater Boethius freundeten sich an und gingen oft gemeinsam jagen. Anfang achtzehneinundzwanzig erkrankte Audubon schwer, und zwar so schwer, dass man ihn, im Koma liegend, mit einem Pferdefuhrwerk ins Meuse St. Claire bringen musste. Dort verbrachte er eine lange Genesungszeit. Wie Sie wissen, malte er dann während seiner Rekonvaleszenz das sogenannte Schwarzgerahmte, dessen Sujet unbekannt ist. Nach seiner

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