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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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gekleidet. Sein verschrumpeltes altes Gesicht mit den tief eingekerbten Falten zeugte vom unablässigen Entsetzen über den Lauf der Welt und das Treiben der Menschen. Neben ihm, an einem viel kleineren Tisch, saß Judson Esterhazy.
    Ainslie nickte kurz zu Inspector Balfour hinüber, als dieser Platz nahm. Dann blickte er sich im Saal um und räusperte sich.
    »Dieses Untersuchungsgericht ist zusammengekommen, um die Sachverhalte im Zusammenhang mit dem Verschwinden und möglichen Ableben von Mr. Aloysius X. L. Pendergast festzustellen. Ich sage ›möglichen‹ aufgrund des Umstands, dass keine Leiche geborgen wurde. Der einzige Zeuge des Todes von Mr. Pendergast ist die Person, die ihn möglicherweise getötet hat – Doktor Judson Esterhazy, sein Schwager.« Ainslie legte die Stirn noch tiefer in Falten, wobei seine Gesichtshaut derart schrumpelte, dass es fast aussah, als würde sie abbröckeln. »Da Mr. Pendergast keine lebenden Verwandten hat, könnte man sagen, dass Judson Esterhazy hier nicht nur als die Person erschienen ist, die für Mr. Pendergasts Unfall verantwortlich ist, sondern auch als ein Angehöriger. Folglich ist dieses Verfahren keine übliche gerichtliche Untersuchung – und kann es nicht sein, denn in diesem Fall gibt es keine Leiche, und die Tatsache des Todes muss erst noch festgestellt werden. Wir werden uns jedoch an die Form eines gerichtlichen Verfahrens halten. Unser Ziel ist es also, die Sachverhalte hinsichtlich des Verschwindens sowie die ungefähren Begleitumstände festzustellen und zu entscheiden, sofern die Tatsachen dies zulassen, ob ein Todesfall eingetreten oder nicht eingetreten ist. Wir werden die Aussagen aller Betroffenen anhören und dann unseren Beschluss fassen.«
    Ainslie wandte sich zu Esterhazy um. »Doktor Esterhazy, stimmen Sie mir zu, dass Sie Partei in dieser Angelegenheit sind?«
    Esterhazy nickte. »Ja.«
    »Und haben Sie es aus freiem Willen abgelehnt, sich einen Rechtsbeistand zu nehmen?«
    »Das ist richtig.«
    »Nun gut. Bevor wir anfangen, möchte ich alle Anwesenden an Paragraph sechsunddreißig der Prozessordnung erinnern: Eine gerichtliche Untersuchung ist keine Versammlung, bei der irgendein zivil- oder strafrechtliches Urteil gefällt werden kann – allerdings können wir bestimmen, ob die Umstände gewissen rechtlichen Definitionen von Schuldhaftigkeit entsprechen. Die Bestimmung des schuldhaften Verhaltens ist eine Angelegenheit, die – falls erforderlich – getrennt von den Gerichten vorgenommen wird. Gibt es irgendwelche Fragen?«
    Als es im Raum still blieb, nickte Ainslie. »Dann kommen wir jetzt zur Beweisaufnahme. Wir beginnen mit einer Aussage von Ian Cromarty.«
    Inspector Balfour hörte zu, wie sich der Pächter des Jagdhotels ausschweifend über Pendergast und Esterhazy erging – über seinen ersten Eindruck von den beiden Männern, darüber, dass sie am Vorabend gemeinsam zu Abend gegessen hatten, darüber, dass Esterhazy am folgenden Morgen in die Lodge gestürmt kam und ausgerufen hatte, er habe seinen Schwager erschossen. Sodann befragte Ainslie einige der Hotelgäste der Kilchurn Lodge, die Zeuge von Esterhazys Rückkehr in völlig aufgelöstem, zerzaustem Zustand geworden waren. Dann wandte er sich an Grant, den Wildhüter. Im weiteren Verlauf der Befragung blieben Ainslies Gesichtszüge eine leblose Maske der Missbilligung und des Misstrauens.
    »Sie sind Robert Grant, richtig?«
    »Ja, Sir«, antwortete der verhutzelte alte Mann.
    »Wie lange arbeiten Sie schon als Wildhüter in Kilchurn?«
    »Seit fünfunddreißig Jahren, Sir.«
    Auf Ainslies Bitte hin schilderte Grant im Einzelnen, wie sie sich zum Ort des Unfalls aufgemacht hatten, sowie vom Tod des Spürhunds.
    »Wie üblich ist es, dass sich Jäger aus Ihrem Hotel ins Foulmire wagen?«
    »Üblich? Völlig unüblich. Es verstößt gegen die Vorschriften.«
    »Mr. Pendergast und Doktor Esterhazy haben demnach gegen diese Vorschriften verstoßen?«
    »Ganz genau.«
    Auf diese Antwort reagierte Esterhazy, wie Balfour auffiel, mit einer gewissen Unruhe.
    »Ein solches Verhalten zeugt von mangelnder Urteilskraft. Aber warum haben Sie dann die beiden Männer allein losgehen lassen?«
    »Weil ich sie von früher her kannte.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Die beiden Männer waren schon einmal bei uns zu Gast, vor etwa zehn, zwölf Jahren. Ich bin selbst mit ihnen auf die Jagd gegangen. Verdammt gute Schützen, wussten genau, was sie taten, besonders Doktor Esterhazy

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