Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Gesicht des Mannes verriet Esterhazy, dass er zu jenen Menschen gehörte, die danach gierten, zu jedem nur erdenklichen Thema Ratschläge zu erteilen.
    Esterhazy schaute sich mit gespielter Gleichgültigkeit um. »Es würde mich interessieren, mehr darüber zu erfahren.«
    Ein eifriges Nicken. »Ja, in der Tat. In der Tat. Es war … lassen Sie mal sehen … Anfang Oktober.«
    Esterhazy wartete ungeduldig und bemühte sich, den Pfarrer nicht zu hart zu bedrängen.
    »Ich habe zufällig einen Mann getroffen. Er ging taumelnd über das Moor.«
    »Wie sah er denn aus?«
    »Furchtbar. Er war krank, zumindest hat er das gesagt … Ich glaube ja eher, dass er betrunken war, oder noch wahrscheinlicher, auf der Flucht vor dem Gesetz. Er muss auf einen Felsen gestürzt sein – sein Gesicht war ganz blutig. Er war bleich, schlammbedeckt und durchnässt bis auf die Haut. Es hatte an dem Nachmittag stark geregnet, soweit ich mich erinnere. Ja, ich erinnere mich an diesen Regen. Aber zum Glück hatte ich ja meine Regenjacke dabei …«
    »Aber wie hat er ausgesehen? Was für eine Haarfarbe hatte er?«
    Der Geistliche verstummte, als sei ihm gerade eben ein Gedanke gekommen. »Welches Interesse haben Sie denn an der Sache, wenn ich fragen dürfte?«
    »Ich schreibe Kriminalromane. Ich bin ständig auf der Suche nach Ideen.«
    »Oh. Nun, in dem Fall, lassen Sie mich mal nachdenken: helles Haar, bleiches Gesicht, groß. Trug Jagdkleidung. Tweed.« Der Pfarrer schüttelte den Kopf und gab ein vogelähnliches Glucksen von sich. »Der arme Teufel war in einem furchtbaren Zustand, wirklich.«
    »Und hat er irgendetwas gesagt?«
    »Also, ja. Aber darüber kann ich eigentlich nicht sprechen, Sie verstehen schon. Was ein Mensch vor Gott beichtet, ist ein geheiligtes Geheimnis.«
    Der Pfarrer sprach derart langsam und bedächtig, dass Esterhazy befürchtete durchzudrehen. »Was für eine faszinierende Geschichte. Können Sie mir sonst noch etwas erzählen?«
    »Er fragte nach dem Weg durch die Sumpfgebiete. Ich sagte ihm, das seien mehrere Meilen.« Der Pfarrer schürzte die Lippen. »Aber er hat nicht lockergelassen, deshalb habe ich ihm eine kleine Karte gezeichnet.«
    »Eine Karte?«
    »Tja, also, das war ja das mindeste, was ich tun konnte. Ich musste ihm den Weg aufzeichnen. Das Moor ist furchtbar tückisch, überall Sumpflöcher.«
    »Aber Sie kommen doch aus Anglesey. Wieso kennen Sie dann die Gegend hier so gut?«
    Der Pfarrer lachte leise. »Ich komme seit Jahren her. Seit Jahrzehnten! Ich bin auf all diesen Mooren gewandert. Habe jeden Kirchhof zwischen hier und Loch Linnhe besucht! Es ist eine Gegend von höchstem historischem Interesse, wissen Sie. Ich habe Durchreibungen von Hunderten von Grabsteinen gemacht, einschließlich derer der Lairds von …«
    »Ja, ja. Aber erzählen Sie von der Karte, die Sie gezeichnet haben. Könnten Sie mir die gleiche Karte machen?«
    »Aber natürlich! Es wäre mir eine Freude! Schauen Sie, ich habe ihm den Weg um die Marschgebiete herum gezeigt, weil die Strecke an der Kilchurn Lodge vorbei sogar noch gefährlicher ist. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie er überhaupt da hingeraten konnte.« Er gab wieder ein Glucksen von sich und zeichnete dabei eine grobe Karte, grauenhaft schlecht, krakelig und viel zu klein. »Hier standen wir«, erklärte er und deutete auf ein X.
    Esterhazy musste sich vorbeugen, damit er mehr erkennen konnte. »Wo?«
    »Hier.«
    Bevor Esterhazy begriff, was geschah, verspürte er einen heftigen Ruck. Dann wurde er zu Boden gezwungen und dort festgehalten, die Arme hinter dem Rücken verdreht, das Gesicht ins Gras gedrückt –, und dann wurde ihm der kalte Lauf einer Pistole derart fest in den Gehörkanal gepresst, dass er ihm ins Fleisch schnitt und Blut hervortrat.
    »Rede«, sagte der Geistliche.
    Es war die Stimme von Pendergast.
    Esterhazy wehrte sich, seine Gedanken rasten, aber der Pistolenlauf bohrte unbarmherzig. Eine Welle von Schrecken und Entsetzen ergriff ihn. Gerade als er überzeugt war, dass dieser Teufel tot war, endgültig fort, tauchte er wieder auf. Das war das Ende. Pendergast hatte gewonnen. Die ungeheuerliche Erkenntnis sickerte in ihn ein wie Gift.
    »Helen lebt noch, hast du gesagt«, kam die Stimme, fast wie ein Hauch. »Und jetzt erzähl mir den Rest. Alles.«
    Esterhazy bemühte sich, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, den Schock zu überwinden, zu überlegen, was er sagen sollte und wie. Der Torfgeruch stieg ihm in die Nase und

Weitere Kostenlose Bücher