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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dem Boden verschraubt, doch es fehlte sichtlich an scharfen oder stumpfen Gegenständen. Die Tür war nicht abgeschlossen, aber direkt davor waren zwei Wachleute stationiert.
    Die einzige andere Person im Raum war Special Agent Pendergast. Langsam und mit unsicherem Schritt ging er auf und ab. Sein Gesicht war extrem bleich.
    Eine Weile sah Constance ihm zu. Dann aber fiel ihr Blick auf die Stapel von Polizeiberichten, körnigen Schwarzweißaufnahmen aus Überwachungskameras, forensischen Analysen und DNA-Berichten, die auf dem Tisch vor ihr sauber ausgelegt waren. Sie hatte alles gelesen und in sich aufgenommen, ihr Verstand alle Einzelheiten in ihrer enormen Komplexität gespeichert. Die Informationen waren einer meditativen Praxis unterzogen worden, bekannt als Tsan B’tsan, der anspruchsvollsten der Künste des Chongg Ran, einer uralten Meditationslehre aus Bhutan, deren Feinheiten weniger als einem halben Dutzend Menschen in der westlichen Welt bekannt waren – von denen zwei sich in diesem Zimmer befanden.
    Während des Zustands des Tsan B’tsan war Constance eine unerwartete Erleuchtung gekommen.
    Nach mehreren Minuten wandte sie den Blick wieder zu Pendergast, der langsam den Raum durchmaß.
    »Ich denke, es wäre am besten, wenn wir die Ereignisse, die uns zum aktuellen Stand der Dinge geführt haben, noch einmal Revue passieren ließen«, sagte sie leise und gelassen. »Deine Frau, Helen Esterhazy, die Nachfahrin eines Nazi-Arztes, entsprang einem genetischen Experiment mit Zwillingen, organisiert von einer Gruppe, die sich der Bund nennt. Vor zwölf Jahren, als sie damit drohte, das Experiment publik zu machen, veranlasste der Bund ihre Ermordung. Aber durch einen trickreichen Plan, den ihr eigener Bruder Judson ersann, überlebte sie, und an ihrer Stelle starb ihr unperfekter Zwilling, Emma. Vor kurzem, als der Bund erkannte, dass Helen noch am Leben war, hat er sie aus deinem auserkorenen Gewahrsam entführt – und anschließend getötet.«
    Pendergast ging noch langsamer.
    »Deine Frau gebar – früh in eurer Ehe und dir unbekannt – Zwillingsjungen. Diese waren das Produkt der fortdauernden Experimente des Bundes in den Bereichen Eugenik und Erbgutmanipulation. Der eine Sohn, Alban, wurde zu einem hochintelligenten, aggressiven und skrupellosen Mörder herangezüchtet, ein Musterbeispiel teutonischer Vollkommenheit, wie sich die Nazi-Ideologie diese vorstellte. Der zweite Sohn, den du Tristram genannt hast, trägt, was von eurem gemeinsamen Genpool übrig bleibt, und ist deshalb notwendigerweise Albans Gegensatz: schwach, ängstlich, empathisch, gütig und arglos. Beide wurden hierher nach New York gebracht, in einer Art von Betatest, dessen Zweck unbekannt ist – bis auf die Tatsache, dass hierzu gehörte, dass Alban Serienmorde an Gästen in Hotelzimmern verübte und dabei Botschaften hinterließ, die an dich gerichtet waren. Habe ich bis hierher recht?«
    Ohne sie anzusehen, nickte Pendergast.
    »Tristram ist entführt worden. Gestern Abend hat Alban ihn gefunden und hat ihn verschwinden lassen – so wie man Helen Esterhazy vor nicht allzu langer Zeit verschwinden ließ.«
    Irgendwie schien diese direkte, emotionslose Aufzählung der Fakten die aufgeladene Atmosphäre im Zimmer zu klären. Pendergasts Miene entspannte sich etwas, wirkte nicht mehr so verstört. Er hielt inne in seinem Auf-und-ab-Gehen und sah Constance an.
    »Ich kann mich nicht in dich versetzen, Aloysius«, fuhr sie fort. »Denn wir beide, du und ich, wissen: Wäre ich an deiner Stelle gewesen, wäre mir das passiert, dann wäre meine Reaktion … strenger und impulsiver ausgefallen als deine. Dass du dich jedoch auf diese Weise an mich gewandt hast, verrät mir eine ganze Menge. Ich weiß, du musst gepeinigt sein von der tragischen Weise, wie die Entführung deiner Frau endete. Und ich spüre, dass diese grausame Wendung des Schicksals – dein Sohn, der Sohn, von dem du nie wusstest, dass du ihn hast, auf so ähnliche Weise von dir genommen – dich gelähmt hat. Du vertraust deinem eigenen Urteil nicht mehr. Hättest du einen Handlungsplan, dann wärst du jetzt nicht hier bei mir.«
    Immer noch schaute Pendergast sie an. Schließlich setzte er sich auf einen Stuhl vor dem Tisch.
    »Du hast völlig recht«, sagte er. »Ich befinde mich in einer paradoxen Lage. Wenn ich nichts tue, sehe ich Tristram nie mehr wieder. Wenn ich nach ihm suche, könnte ich seinen Tod herbeiführen – genauso wie ich den meiner Frau

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