Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
richtig?«
Sie sagte nichts. Das hier war schlimmer, als sie dachte.
Foote redete weiter. »Es ist in Ordnung. Beruhigen Sie sich doch. Ich werd Sie nicht verpfeifen. Ich hatte sowieso schon meine Vermutungen – die Art, wie Sie sich immer umgeschaut, eine Menge Fragen gestellt haben. Und jetzt durchsuchen Sie Riccos Büro – Sie versuchen, Ihrem Vater zu helfen, stimmt’s?«
Corrie sagte nichts.
»Mag sein, dass Sie ihm nicht sehr ähneln, aber ich höre seine Stimme in Ihrer Stimme. Corrie, ich habe Ihren Vater immer gemocht. Er und ich, wir waren Freunde. Es hat mir nicht gefallen – gefällt mir immer noch nicht –, was hier vor sich geht, genau wie ihm. Vielleicht hat man ihn fälschlich beschuldigt.« Er hielt inne. »Ist es das, was Sie glauben? Geht es darum?«
Corrie sah ihn an. Es stimmte, er war immer höflich zu ihr gewesen, ziemlich ruhig, hatte selten in die primitiven Witze der anderen Verkäufer eingestimmt. Und sie wusste, er war kein Fan der Kreditgaunerei. Trotzdem wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte Angst, etwas zu bestätigen oder zu bestreiten.
Foote nickte. »Jaaa. Genau das glauben Sie – dass man ihm eine Falle gestellt hat. Und Sie sind hier und brechen in das Autohaus ein, um das zu beweisen.«
Sie wunderte sich über seinen Scharfsinn.
Er streckte den Arm aus, nahm behutsam ihre Tasche und öffnete sie. »Und da ist sie, Jacks Personalakte. Jetzt weiß ich, dass ich recht habe.« Er lächelte matt. »Wissen Sie was? Sie können einen Verbündeten gebrauchen. Wir könnten zusammenarbeiten. Vielleicht kann ich Ihnen helfen – und gleichzeitig den Laden hier aufmischen.«
»Sie werden also keine Anzeige erstatten?«
Er lachte und schüttelte den Kopf. »Nie und nimmer. Aber wir sollten jetzt besser von hier verschwinden, bevor Ricco senior eintrifft. Manchmal kommt das alte Stinktier schon um fünf Uhr morgens, um den Papierkram zu erledigen.«
Er streckte ihr den Arm hin. Corrie hätte vor Erleichterung beinahe geweint. Sie stand auf – und wäre fast hingefallen.
»Ich kenne ein Allnight-Diner, wo wir frühstücken können, und dann können Sie mir alles über Ihren Vater erzählen und warum Sie glauben, dass man ihm eine Falle gestellt hat.« Und damit zeigte er zum Ausgang des Autohauses.
49
I n diesem Diner komm ich mir vor wie in einer Zeitmaschine, dachte Corrie. Keine Retro-Hollywood-Kette konnte da mithalten. Es war perfekt, bis hin zu den kaputten Jukeboxes an jedem Tisch, dem aufgeplatzten Linoleumboden und den Resopaltischen mit ihren dekorativen pfirsichfarbenen und türkisblauen Dreiecken, den Speisekarten mit Fliegendreck darauf und den wasserstoffblonden Bedienungen, die ihre frühmorgendlichen Bestellungen den Burgerbratern nach hinten zubrüllten.
Wenigstens war der Kaffee stark.
Corrie ging zur Damentoilette, griff in ihre Tasche und warf die zerknüllte Kugel der Latexhandschuhe weg, die sie beim Einbruch ins Autohaus getragen hatte. Was der alte Ricco wohl sagen würde, wenn er feststellte, dass jemand in seinen Akten herumgeschnüffelt hatte? Zumindest konnte sie einen Tag freinehmen, damit sie sich seine Tiraden nicht anhören musste. Sie trat aus der Toilette, kehrte zu ihrer Nische zurück, trank ihren Kaffee und hörte Foote zu. Er war wütend, und je länger er redete, desto wütender wurde er.
»Es nervt mich«, sagte er jetzt, »dass diese Typen ihr Geld einfach nicht ehrlich verdienen wollen. Ich bin da der zweite Verkäufer. Und wissen Sie, warum? Weil die Leute merken, dass ich sie nicht betrüge. Ich muss mein Geld nicht mit billigen Gaunereien verdienen.«
»Ich bin überzeugt, dass meinem Vater eine Falle gestellt wurde.«
»Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass Sie recht haben. Jack war ein guter Kerl. Kein großer Verkäufer, aber er war integer. Schwer vorstellbar, dass er eine Bank ausraubt.«
Stille.
»Also, wie verdienen Sie in Ihrem Autohaus Geld, wenn ein Typ nur zweihundert Dollar über dem Einkaufspreis bezahlen will?«, fragte Corrie.
Foote nippte an seinem Kaffee. »Es gibt alle möglichen ehrlichen Profite beim Verkauf eines Autos. Sagen wir, man verkauft einen Wagen für siebzig Riesen. Zunächst einmal bekommt man eine dreiprozentige Händlerprovision. Diese wird nicht vom Einkaufspreis abgezogen, so dass man schon mal zweitausendeinhundert Dollar verdient hat. Dann bekommt man vielleicht eine Verkaufsprämie – das ist der Leistungsanreiz des Händlers –, wieder im Wert von
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