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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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dann ein bisschen Zeit, um den Gefangenen zu beobachten und ihn einzuschätzen. Er war hochgewachsen und schlank und sichtlich geschwächt, die Gewichte zogen seine Arme nach unten. Der Kopf baumelte herunter, das blonde Haar hing schlaff herab, aus Nase und Mund strömte Blut. Die Haut war grau und durchscheinend, sein Kampfeswille sichtlich gebrochen. Wie dem auch sei, er, Berger, würde ihn lebendig machen – sehr lebendig.
    »Bevor wir anfangen«, sagte er, »gibt es etwas, das du wissen musst. Ich wurde für diese Aufgabe ausgewählt, weil du auf der Vergeltung meinen Bruder getötet hast. In unserer Gesellschaft wird Opfern immer die Genugtuung gewährt, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommt. Es ist mein Recht und meine Pflicht, dich zu bestrafen, und ich nehme die Herausforderung voll Dankbarkeit an.« Mit einem Nicken zeigte er auf Egons Leiche, die in der gegenüberliegenden Ecke zusammengekrümmt wie eine übergroße Spinne lag. »Du wirst dir einen Tod wünschen, der so angenehm ist wie seiner.«
    Der Mann schien ihn nicht zu hören, was Bergers Wut ein wenig anfachte.
    »Hol ihn vor«, sagte er zu dem Soldaten.
    Nachdem der Soldat sein Sturmgewehr 44 an die Wand gestellt hatte, trat er auf Pendergast zu und stieß ihn unsanft in Richtung Berger. Dann ging er zurück zur Tür, griff sich sein Gewehr und nahm die Bewachung des Gefangenen wieder auf.
    »Pendergast«, sagte Berger und tippte dem Gefangenen mit der Peitsche auf die Brust. »Schau mich an.«
    Der beschmutzte Pendergast hob den Kopf und richtete den Blick auf Berger.
    »Als Erstes schaufelst du dein Grab. Dann wirst du leiden. Und schließlich wirst du darin begraben, vielleicht bei lebendigem Leib, vielleicht auch nicht. Ich habe mich noch nicht ganz entschieden.«
    Keinerlei Hinweis, dass der Gefangene das verstanden hatte.
    »Hol die Spitzhacke und die Schaufel da.« Berger wies in eine Ecke des Raums.
    Der Soldat unterstrich den Befehl, indem er mit seiner Waffe dorthin zeigte. »Beweg dich!«, bellte er.
    Langsam schlurfte der Gefangene auf die entfernte Ecke zu, die Fußfesseln klirrten, die Ketten schleiften über den Boden.
    »Grab hier.« Berger kratzte mit der Hacke über den Boden und skizzierte ein primitives Rechteck im vulkanischen Sand. »Beeil dich!«
    Während Pendergast zu graben begann, blieb Berger in sicherer Entfernung, weit außerhalb der Reichweite der Werkzeuge stehen. Er sah zu, wie der Gefangene die Spitzhacke anhob und unter Schmerzen in den Sand hieb, wieder und wieder, bis er die oberste Schicht aufgebrochen hatte. Er arbeitete unbeholfen, die Fesseln behinderten ihn stark, und die kurze Kette schränkte seine Bewegungsfreiheit erheblich ein. Als er langsamer wurde, trat Berger einen Schritt vor und versetzte ihm ein paar kurze Hiebe mit der Peitsche, um ihn anzuspornen. Vor Erschöpfung keuchend, wechselte Pendergast zur Schaufel und entfernte den losen Sand. Irgendwann legte er die Schaufel hin und murmelte, dass er sich ausruhen müsse; Berger reagierte auf dieses Ansinnen mit einem Fußtritt, der den Mann zu Boden streckte. Das machte ihn ein bisschen munter.
    »Nicht aufhören«, sagte Berger.
    Das Ausheben des Grabes kam nur langsam voran. Der Gefangene arbeitete hartnäckig weiter, die Ketten rasselten gegen die Handschellen, sein Gesicht war eine Maske der geistigen Gleichgültigkeit und körperlichen Erschöpfung. Hier, dachte Berger, ist ein Mensch, der weiß, dass er gescheitert ist; ein Mann, der sich nach nichts anderem mehr sehnt, als zu sterben. Und sterben würde er.
    Eine Stunde verstrich; schließlich konnte Berger seine Ungeduld nicht mehr bezähmen. »Genug!«, rief er. »Schluss jetzt!« Das Grab war zwar erst achtzig Zentimeter tief, doch Berger wollte unbedingt zur nächsten Phase übergehen. Der Gefangene stand da am Rand des Grabes und wartete. Berger wandte sich zu dem Soldaten um und sagte auf Deutsch: »Halt ihn in Schach, solange ich ihn bearbeite. Geh kein Risiko ein. Wenn irgendwas passiert, knall ihn ab.«
    Der Mann trat ein paar Schritte vor und hob dabei seine Waffe.
    »Lass die Schaufel fallen«, befahl Berger.
    Der Gefangene ließ die Schaufel fallen. Die Arme an der Seite und mit gesenktem Kopf stand er da und wartete auf das Ende. Berger rückte gegen ihn vor, hob die Schaufel auf und versetzte ihm – indem er sich vor ihm aufpflanzte – damit einen Schlag in die Seite. Mit einer Miene der schmerzerfüllten Verwunderung sackte Pendergast auf die Knie. Berger setzte

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