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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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steiler, als sie den bewaldeten Rand des Kraters erklommen. An einer bestimmten Stelle gab Souza seinen Soldaten Zeichen zurückzubleiben, während er mit Thiago, seinem Adjutanten, vorausging. Sie waren genau im Zeitplan, und er hoffte, dass Pendergast – angesichts der unbekannten Variablen, denen er sich gegenübersehen würde – ähnlich effizient vorging. Jetzt gab Souza seiner Einheit Zeichen vorzurücken. Sich mit großer Umsicht bewegend, kamen sie zu einem Felsvorsprung. Eine praktische Lücke zwischen den Bäumen gestattete ihnen einen Blick auf das Dorf, den See und die Inselfestung.
    Unter ihnen, ungefähr anderthalb Kilometer entfernt, lag die Stadt – ein Halbmond weißer und gelber stuckverzierter Gebäude mit Schieferdächern, der sich am Seeufer entlangzog. An einer Seite war eine große Fläche mit bestellten Feldern zu sehen. Die Festung selbst lag rund achthundert Meter vom Ufer entfernt, nordöstlich von ihnen. Sie war auf einem niedrigen Aschekegel in der Mitte des Sees errichtet, die unteren Befestigungen waren aus Stein, wobei das moderne innere Bauwerk aus Beton war. Beim ersten Blick darauf hatte der Oberst ein schlechtes Gefühl. Viel hing vom Gringo ab.
    Während er die Festung durchs Fernglas betrachtete, machte er auf der Rückseite eine flache Bucht aus: ein idealer Ort, um die Truppe an Land zu bringen, weil er von der Festung durch einen Hügelkamm getrennt war und geschützt und verborgen lag. Er inspizierte die Bucht mit äußerster Sorgfalt und prägte sich jedes Detail ein.
    Er blickte auf seine Uhr. Fünfzehn Minuten vor dem vereinbarten Signal. Er setzte sich bequem hin, um im Schutz der Felsen und Büsche zu warten.
    »Die Männer sollen ihren Tee trinken«, sagte er zu seinem Sohn. Kurz darauf nahmen er und seine Männer gesüßten schwarzen Tee mit Milch aus Thermosflaschen zu sich. Der Oberst nippte und wartete und blickte hin und wieder durchs Fernglas zur Festung. Die Sonne stand in genau der richtigen, sorgfältig bestimmten Position und war glücklicherweise nicht von Wolken verdeckt. Der Wetterbericht hatte Wort gehalten.
    Der Tee schmeckte fabelhaft; er trank ihn langsam und nutzte auch die Gelegenheit, sich ein Zigarillo anzustecken und nachdenklich zu paffen. Er hatte seine Zweifel gehabt, was diese Mission betraf, aber die lagen jetzt hinter ihm. Er besaß, das wusste er, einige Charaktereigenschaften, die bei einem Staatsdiener vielleicht nicht immer wünschenswert waren: absolute Integrität, Hass auf Bestechung und Korruption – und einen Instinkt, seine eigene Lösung für ein Problem zu finden, selbst wenn das bedeutete, weit außerhalb der üblichen Vorgehensweise zu operieren. Beides hatte seiner Karriere schwer geschadet und ihn schließlich wieder in Alsdorf landen lassen – wie Pendergast so schlau bemerkt hatte. Doch jetzt war Souza überzeugt, dass der einzige Weg, dem Morden in der Stadt, die er zu schützen gelobt hatte, Einhalt zu gebieten, darin bestand, diese Pestbeule, dieses Nova Godói, aufzustechen, und zwar durch außergewöhnliches Handeln. Pendergast, das spürte er, hatte ebenfalls nichts dagegen, außerhalb der akzeptierten Praxis zu operieren. Das jedenfalls hatten sie gemeinsam. Wie immer das Ergebnis aussehen würde, jetzt hatten sie sich verpflichtet. Es blieb keine Zeit mehr für nachträgliche Zweifel – nur noch zum Handeln.
    Schließlich kam der Moment, und er begann, die Festung mit dem Fernglas gründlich abzusuchen. Und da war es: ein Aufblitzen von Sonnenlicht, zurückgeworfen von einem Spiegel. Pendergast war wie geplant ins Fort eingedrungen.
    Der Oberst empfand eine enorme Erleichterung, nicht weil er Pendergasts Fähigkeiten bezweifelt hätte, sondern weil er aus seiner Zeit bei der BOPE wusste, dass es – ganz egal, wie gut man eine Operation plante – eine unbegrenzte Anzahl von Möglichkeiten des Scheiterns gab.
    Die geblitzte Botschaft im Standard-Morsealphabet war lang. Sehr lang. Souza drückte den Zigarillo auf dem Felsvorsprung aus und schrieb alles in sein Feldnotizbuch nieder, Wort für Wort: eine Beschreibung der Festung, ein allgemeiner Plan ihrer Gänge und Tunnel, ihrer Stärken und Schwächen, die Größe der Verteidigungsstreitmacht, ihrem Waffenarsenal – alles.
    Alles war gut. Bis auf die Tatsache, dass die Verteidiger, soweit Pendergast das aus seiner vorläufigen Aufklärung erkennen konnte, weit über hundert zählten. Das war erheblich mehr, als der Oberst angenommen hatte. Trotzdem würden sie

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