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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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massiven Mauer um die traditionelle spanische Schuttkern-Konstruktion aus dem 18. Jahrhundert handelte, bei der behauene Steine für den Abschluss der Außenmauer benutzt wurden und der große Zwischenraum mit losen Steinen und Sand gefüllt wurde. Indem er abwechselnd das Messer und die Spitzhacke einsetzte, gelang es ihm, in dem Schutt ein Loch auszuhöhlen, das groß genug war, um die beiden Sauerstoff-Acetylen-Tanks aufzunehmen. Vorsichtig stellte er die Kanister hinein und warf einen Blick auf die Armbanduhr, die er einem der Wachleute abgenommen hatte. Wenn alles nach Plan lief, würden Souzas Männer in diesem Augenblick anfangen, in die Stadt vorzudringen, und Boote für den Angriff auf die eigentliche Festung requirieren. Laut dem Zeitplan, den sie vorbereitet hatten, würden in etwa zwanzig bis dreißig Minuten mehrere Boote im Hafen der Insel anlegen und ein Ablenkungsmanöver starten, während die Boote mit der Hauptgruppe von Souzas Soldaten in der Bucht hinter der Festung landen würden.
    Er musste also noch fünfzehn Minuten warten. Jetzt war ein guter Zeitpunkt, die Labors zu untersuchen, an denen er vorhin vorbeigekommen war.
    Das erste Labor, zu dem er kam, war mit einem primitiven Mechanismus aus dem Zweiten Weltkrieg verschlossen, der den Berührungen seiner Messerspitze nur einen Augenblick widerstand. Das Labor war nicht modern, gemessen an heutigen Standards, aber es erfüllte seinen Zweck: das Sezieren und Obduzieren menschlicher Überreste.
    Doch als er den Raum eingehend musterte und mit der Taschenlampe darin umherleuchtete, fiel ihm ein kleiner, aber verräterischer Unterschied zwischen diesem Raum und einem üblichen Pathologie-Labor auf, so wie man es im Keller eines Krankenhauses finden mochte. Kein Pathologie-Labor, das er je gesehen hatte, enthielt Riemen, Handschellen und andere Mittel zur Bändigung.
    Pendergast wurde klar, dass in diesem Labor nicht Sektionen, sondern Vivisektionen durchgeführt wurden.
    Er verließ den Raum und ging weiter den Gang hinunter, wobei er mit seiner Taschenlampe durch die offenen Türen oder die kleinen Fenster der geschlossenen leuchtete. In den meisten fanden sich Hinweise darauf, dass sie in jüngster Zeit benutzt worden waren. Mehrere waren nicht einmal gereinigt worden: Haare, Blut und Stückchen abgesägter Knochen lagen verstreut auf den Leichentischen. Sehr viele schreckliche »wissenschaftliche« Arbeiten waren hier durchgeführt worden. Und obwohl sie anscheinend plötzlich aufgegeben worden waren, hatte er den Eindruck, dass ein langfristiges Projekt kürzlich zum Abschluss gekommen war.
    Etwas in einem der verschlossenen Labors weckte seine Aufmerksamkeit. Er blieb stehen und spähte aufmerksam durch das Fenster. Abermals konnte er das Schloss in ein paar Augenblicken knacken. Im Lichtstrahl seiner Taschenlampe erschien ein Haarschopf, der auf einem Leichentisch lag. Andere Hinweise – darunter Larven toter Insekten – deuteten darauf hin, dass die sterblichen Überreste, die auf dieser Tragbahre gelegen hatten, sich in Auflösung befunden hatten.
    Langsam, ganz langsam näherte er sich und leuchtete mit der Taschenlampe auf das Haar. Ihm fiel auf, dass es genau den gleichen kastanienbraunen Farbton hatte wie das von Helen; eine Farbe, die ihn immer an Wildblütenhonig erinnert hatte. Instinktiv streckte er die Hand aus, um das Haar zu berühren – dann gelang es ihm, sie zurückzuziehen, bevor sie es berührt hatte.
    Auf einem Organtisch stand eine Plastikbox. Er ging hinüber und nahm nach kurzem Zögern den Deckel ab. Darin befanden sich die Überreste von Helens Kleid, Knöpfe, ein paar persönliche Gegenstände. Während er vorsichtig hineingriff und den Inhalt mit den Fingern durchsuchte, erzeugte der Lichtstrahl ein Aufblitzen von Blau. Er schob ein Stück Stoff zur Seite – und ein Goldring mit einem großen Sternsaphir kam zum Vorschein.
    Pendergast erstarrte. Zehn Minuten lang, vielleicht mehr, bewegte er sich nicht, sondern starrte nur in die Kiste mit den persönlichen Gegenständen. Dann nahm er den Ring und steckte ihn in die Tasche seiner rauhen Häftlingshose.
    Nachdem er den Raum verlassen hatte, blieb er eine Minute lang stehen und lauschte aufmerksam dem fernen Trommeln von Stiefeln, dem rauhen Blaffen geschriener Befehle. Dann kehrte er schnell zum Riss in der Außenmauer und der provisorischen Acetylen-Sauerstoff-Bombe zurück, die er dort hineingestellt hatte, und blickte auf die Uhr. Er musste schleunigst den

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