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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Gedankenlesen. Alban konnte die Gedanken eines Menschen nicht lesen. Er besaß irgendeine Art ungewöhnlicher Fähigkeit, aber es war nicht nur das. Es war weniger als das und gleichzeitig mehr.
    Lange bevor er Luft brauchte, durchbrach Pendergast abrupt die Wasseroberfläche, nachdem er in Sekundenbruchteilen seinen Plan geändert hatte. Und Alban, zwanzig Meter von ihm entfernt, aber in die falsche Richtung fahrend, sah ihn, wieder überrascht; er wendete das Boot und gab Vollgas. Pendergast wartete, tauchte, und während das Boot direkt über ihm war und in einem engen Kreis fuhr, stieg er wieder pfeilschnell nach oben, das Eickhorn-Messer in der Hand, und rammte es in den Rumpf, als das Boot über ihm fuhr; die schwere Klinge schlitzte das leichte Fiberglas auf, und er gab dem Messer einen Dreh, bis die Vorwärtsbewegung des Bootes es ihm aus der Hand riss. Summend wie eine gigantische Wespe, glitt der Propeller nur Zentimeter über seinem Kopf hinweg, so dass er in den Turbulenzen hin und her gestoßen wurde.
    Er tauchte unmittelbar hinter dem Boot auf und schnappte nach Luft, einmal, dann noch einmal, kraulte los und schwamm wie verrückt zum Ufer. Alban würde mindestens ein paar Minuten brauchen, um mit dem Wassereinbruch fertigzuwerden, und er näherte sich bereits dem seichten Wasser am Ufer, hundert Meter vom Beginn des Marschgrases und zweihundert von den dicken Rohrkolben und dem Sumpf entfernt.
    Solange er konnte, schwamm er unter Wasser und wechselte aufs Geratewohl die Richtung, unerwartet sogar für ihn selbst, oft gegensätzlich zu dem, was seine Instinkte ihm rieten. Als er auftauchte, sah er, wie Alban mit vorgebeugtem Oberkörper fieberhaft daran arbeitete, das Leck zu stopfen, aber jedes Mal, wenn Pendergast zum Luftholen auftauchte, stand er auf, legte an und gab aus seinem Gewehr einen Schuss ab, der nur Zentimeter vom Kopf seines Vaters ins Wasser klatschte. Sich umwendend und wieder abtauchend, hörte Pendergast, wie mehrere Schüsse im Wasser vorbeizischten.
    Sein Sohn schoss, um zu töten. Das beantwortete eine weitere wichtige Frage, die Pendergasts Gedanken dominiert hatte.
    Er schwamm weiter, wobei er sein unberechenbares Verhalten beibehielt, aber tendenziell immer in Richtung Ufer. Inzwischen hatte das Boot starke Schlagseite, aber Alban hatte das Leck offenbar abgedichtet und begann zu schöpfen, wobei er sich hin und wieder aufrichtete, um erneut einen Schuss abzugeben, sobald Pendergast auftauchte. Er war ein ausgezeichneter Schütze. Das Einzige, was Pendergast rettete, war die Nachmittagssonne, die tief am Horizont stand und direkt auf Alban schien und vom Wasser blendend reflektiert wurde.
    Pendergast spürte, wie seine Füße den schlammigen Boden berührten, und schwamm, bis das Wasser hüfthoch war und er sich am Rand des Marschgrases befand. Jetzt konnte er waten, wenngleich ungelenk, und hielt sich dabei geduckt. Weitere Schüsse fielen, aber jetzt brachten ihm die Entfernung und die umgebenden Rohrkolben einen Vorteil, und dann war er verborgen in den dichter werdenden Pflanzen. Trotzdem schoss Alban weiter – zweifellos in das raschelnde Grün, das er durcheinandergebracht hatte, als er dort hindurchging. Indem er sich durch die Rohrkolben zwängte, war Pendergast in der Lage, seine Bewegungen zu tarnen, indem er den Arm ausstreckte und die entfernteren Stengel schüttelte. Aber Alban kam schnell dahinter, und auf beiden Seiten zerfetzten Kugeln die Rohrkolben, so dass Wolken von Flaum aufstiegen.
    Der Bootsmotor sprang an, und Pendergast verdoppelte erneut sein Tempo. Er hörte, wie das Boot näher kam und durch das Ried klatschte – und dann war das gedämpfte Geräusch zu hören, als der Propeller auf Schlamm stieß und das Boot auf Grund lief.
    Ein Platscher – Alban war aus dem Boot gesprungen und verfolgte ihn.
    Pendergast schlug sich durch die Rohrkolben und erreichte das dichte Buschwerk am Rand des Sumpfs, stürmte hindurch und lief weiter in den Wald, wo er sich durch das dichte Grün zwängte.
    Sein Sohn war ihm körperlich und, vielleicht, geistig überlegen. Keine List würde Alban in diesem Wald abschütteln, einem Wald, den er gut kannte. Pendergasts einzige Chance bestand darin, Albans geheimnisvollen Vorteil vollständig zu verstehen – und das gegen ihn zu verwenden.
    Noch einmal kam ihm ungebeten das merkwürdige Nietzsche-Zitat in den Sinn.
    Blicke in die Welt so, als wäre die Zeit verschwunden: und alles Schiefe wird dir gerade erscheinen.
    Und

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