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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schnell er konnte, das schwere Gewehr zog ihn nach unten. Dabei hielt er sich eng an die Mauer und kam nur hoch, wenn er nach Luft schnappen musste. Er hörte mehrere Schüsse – Alban hielt Wort und schoss bei zehn – und konnte hören, wie die Kugeln rings um ihn herum durch das Wasser zischten. Er schwamm nicht schnell genug, bei weitem nicht schnell genug, und nach kurzem Bedauern ließ er das Gewehr los. Er tauchte mit offenen Augen, konnte aber nichts erkennen. Das Wasser war kalt und stinkend und voller toter Dinge, die gegen ihn stießen, mehr als einmal spürte er, wie eine Wasserschlange ihn schlängelnd streifte. Er ignorierte das alles und schwamm weiter.
    Der Tunnel machte eine weite Biegung, und da sah Pendergast einen matten Lichtschein. Er tauchte auf und bemerkte auf den glatten Mauern des Tunnels ein Glänzen. Der Beschuss hatte aufgehört. Er schwamm weiter, jetzt an der Oberfläche. Als er den Tunnel verließ und im See auftauchte, blendete ihn das Licht fast. Es war noch Nachmittag. Er blickte Richtung Westen und sah, dass er achthundert Meter vom anderen Ufer entfernt war. Er hielt inne und blickte nach hinten. Alban war nirgends zu sehen, weder an der Tunnelöffnung noch irgendwo am Ufer.
    Das würde, dessen war er sich sicher, nicht lange so bleiben. Der Junge hatte sich sicherlich an die Verfolgung gemacht.
    Er schwamm weiter Richtung Westen, aufs Festland zu.

77
    A lban lauschte eine Weile in der Dunkelheit, während die Schwimmgeräusche seines Vaters langsam verklangen. Die Öffnung des Tunnels zum See war gar nicht weit; er würde sie binnen weniger Minuten erreichen. Sein Herz schlug kräftig, und er spürte, dass alle seine Sinne hellwach waren, seine Gedanken ruhig und schnell. Es war das Elektrisierendste, das er jemals getan hatte, seltsam und unerwartet erregend. Jetzt verstand er, was Fischer gemeint hatte, als er davon sprach, man solle die schöneren Dinge wertschätzen. Vor ein paar Jahren hatte Fischer ihn als eine Art Initiationsritus an der Schwelle zum Erwachsensein in den Wald geschickt, bewaffnet nur mit einem Messer, um einen Jaguar zu erlegen. Es war eine bemerkenswerte Erfahrung gewesen. Aber das hier – Jagd auf einen Menschen zu machen, und zwar nicht irgendeinen, sondern seinen Vater –, das war die endgültige Herausforderung.
    Alban überlegte, was sein Vater als Nächstes unternehmen würde. Und die Antwort ließ nicht auf sich warten: Er würde nicht auf der Insel bleiben, wo er nichts tun konnte und völlig unterlegen und überfordert wäre. Er würde an Land schwimmen. Und er würde westwärts schwimmen, in Richtung des Lagers der Fehlerhaften. Weil er nach seinem anderen Sohn, Siebenundvierzig, Albans Zwilling, suchen würde. Dem, der jetzt einen Namen hatte: Tristram.
    Tristram. Etwas an dem Namen – allein, dass es ihn gab – verärgerte Alban zutiefst.
    Er joggte über den Laufsteg zu einer unscheinbaren Metalltür in einer Seitennische. Die schnelle Drehung eines Schlüssels im gut geölten Schloss, und er betrat einen schmalen Tunnel, von dem er wusste, dass er schräg nach oben führte. Einige Augenblicke später trat er durch eine weitere Tür in das nachmittägliche Licht und auf eine bröckelnde steinerne Plattform unmittelbar über dem Seeufer, umgeben von Schilf. Er zwängte sich durch die Vegetation, stieg zehn, zwanzig Meter die Flanke des Vulkanhügels hinauf, seine Füße knirschten auf der Asche. Dann blieb er stehen, drehte sich um und überblickte den See. Fast im selben Moment entdeckte er mit seinem scharfen Blick die Gestalt seines Vater – er schwamm westwärts an Land, genau wie er vermutet hatte.
    Er hob das Gewehr und betrachtete seinen Vater durch die Vergrößerung des Zielfernrohrs. Dabei dachte er träge, dass die Entfernung zwar dreihundert Meter betrug, aber an diesem windstillen und schönen Nachmittag und angesichts seiner exzellenten Schießkunst der Schuss sicher tödlich wäre.
    Er senkte das Gewehr, ohne geschossen zu haben, und beglückwünschte sich erneut für seinen starken Sinn für Ehre und Gerechtigkeit. Sein Vater war ein bedeutender Mann, der einen guten Tod sterben würde – nicht aus großer Entfernung in den Rücken geschossen. Der Schwimmstrecke betrug ungefähr achthundert Meter, und bei dem Tempo, in dem er mit seiner verletzten Schulter schwamm, würde es mindestens eine Viertelstunde dauern, bis er den Sumpf auf der anderen Seite erreichte. Es blieb also noch viel Zeit, einen gleichberechtigteren,

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