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Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens

Titel: Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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Lebensart: gutaussehend, charmant, aber etwas langweilig. Er fragte sich, welches ihm lieber war. Das war schwer zu sagen. Ihm fehlte die Erfahrung.
    Er freute sich schon darauf, weitere Hotels in New York aufzusuchen und eine Studie anzufertigen. Für jedes Hotel wollte er eine besondere Figur, eine Persona, erschaffen. Das würde ihm Spaß machen.
    Während er auf den Tee wartete, strich er sich mit der Hand über den Anzug. Der Verband am rechten Zeigefinger störte ihn. Es juckte darunter. Im Moment konnte er allerdings nichts dagegen tun. Zumindest fühlte er sich sicher, denn er wusste, dass er sich äußerlich ausreichend von jener Person unterschied, deren deutliche, eindeutige Fotos auf allen Zeitungen prangten. Je deutlicher das Foto war, umso weniger musste er natürlich sein äußeres Erscheinungsbild ändern. Komisch, dass niemand das Paradoxon begriff. Aber natürlich konnte es sein, dass die Polizei trotzdem dahinterkam. Man musste auf der Hut sein.
    Jetzt aber war er Mr. Brown. Sein Haar war braun. Seine Augen waren braun. Seine Haut war zwar nicht braun, aber olivfarben. Nur seine Kleidung war nicht braun – ihm gefielen braune Anzüge nicht –, sondern vielmehr grau, und zwar von Brooks Brothers, vom Scheitel bis zur Sohle. Erst heute hatte er den Namen Brooks Brothers gehört. Es handelte sich um einen New Yorker Herrenausstatter, dessen Anzüge so nichtssagend waren, dass man darin in der Menge noch weniger auffiel. Zwar war es über Nacht etwas kälter geworden, aber die Cashmere-Mütze, die er sich über die Ohren heruntergezogen hatte, könnte trotzdem ein bisschen seltsam aussehen. Vielleicht hielten ihn ein paar Leute ja für einen Krebspatienten, der damit seinen Haarausfall kaschierte.
    Zwei große, speziell geformte Stücke Bienenwachs, die er sich zwischen die oberen Backenzähne und die Wangen gesteckt hatte, rundeten seine ausgeprägten Wangenknochen und verliehen ihm breitere, freundlichere und vielleicht auch etwas dümmer wirkende Gesichtszüge. Und natürlich hatte er seinen Gang verändert, indem er die Absätze seiner neuen Schuhe so zugeschnitten hatte, dass die Außenkante einen Zentimeter niedriger war als die Innenkante – wodurch das Gangbild sich veränderte. Man hatte ihn gelehrt, dass die Weise, wie ein Mensch geht, zu den Schlüsselmerkmalen gehört, auf die Erkennungsexperten achtgeben.
    Der Tee schmeckte ausgezeichnet, was er aber schon geahnt hatte. Er legte zwei neue, knisternde Geldscheine auf den Tisch. Im Aufstehen drückte er seine linke Hand auf die Glasplatte des Tischs und umfasste dabei mit den Fingern die Kante, dort, wo der Kellner den Tisch vermutlich nicht abwischte.
    Er schlenderte zum Fahrstuhl, stieg ein und drückte den Knopf für den sechsten Stock. Er stieg aus, schlenderte bis zum Ende des Flurs – wieder fand er einen toten Winkel unter einer unauffälligen Überwachungskamera – und wartete ab. Der Flur war nicht so lang wie der im Marlborough, weshalb er befürchtete, lange warten zu müssen. Aber nein, nur fünf Minuten später ging er den Flur wieder zurück, diesmal schnell, und dann, als das Zimmermädchen mit einem Kopfkissen in der Hand um die Ecke bog, verlangsamte er seine Schritte und setzte ein freundliches Lächeln auf. Auf halber Strecke fing er sie ab und streckte ihr beide Hände entgegen. Dabei funkelten seine Augen.
    »Sagen Sie, das Kissen ist doch für mich, oder? Zimmer sechshundertvierzehn?«
    »Ja, Sir.«
    »Vielen Dank.« Er nahm das Kissen entgegen, gab der Frau einen Fünf-Dollar-Schein, wandte sich um und ging in Richtung Zimmer 614. Im Gehen drückte er das Kissen, um es zu prüfen. Fester, formbeständiger Schaumstoff. Dem Gast in Zimmer 614 missfiel anscheinend das Gefühl des Ertrinkens, das weiche Federkopfkissen verursachten. Etwas, das sie gemeinsam hatten.
    Er schritt zur Tür von Zimmer 614 und klopfte höflich an. Als Antwort auf die übliche Frage – die eine schroffe Männerstimme stellte – sagte er: »Ihr Kopfkissen, Sir.«
    Die Tür ging auf. Alban hielt dem Mann das Kissen hin, und als dieser die Hand danach ausstreckte, stürzte Alban jäh nach vorn, versetzte dem überraschten Mann einen kurzen Stoß ins Zimmer, brachte ihn augenblicklich mit einem Würgegriff um den Hals zum Schweigen und schloss mit der freien Hand sachte die Tür. Der hier setzte sich kaum zur Wehr, ganz anders als die Frau, und als er’s dann doch tat, waren das eher bemitleidenswerte, jämmerliche Anstrengungen. Er war

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