Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
hergestellt aus. Im spätnachmittäglichen Licht war zu erkennen, dass der übliche schwarze Anzug sauber und gebügelt war, das weiße Hemd frisch. Den unschönen Aluminiumgehstock hatte er gegen einen aus Elfenbein mit einem Silberknauf ausgetauscht.
»… habe das Taxi vor einer Dreiviertelstunde gefunden«, sagte der Streifenpolizist soeben zu Pendergast. »Ich war gerade hinter ein paar Zwölfjährigen her, die Kupferdraht geklaut hatten.« Er schüttelte den Kopf. »Und da hab ich dieses New Yorker Taxi entdeckt. Weil das Kennzeichen mit dem in der Fahndung übereinstimmt, habe ich’s gemeldet.«
D’Agosta widmete sich dem Taxi. Es war kaum mehr als eine leere Hülle: Die Motorhaube war verschwunden, der Motorblock ausgeschlachtet, die Sitze fehlten, das Armaturenbrett war angesengt und teilweise geschmolzen, das Lenkrad zerbrochen.
Von der anderen Seite des Fahrzeugs kam der Leiter des Spurensicherungsteams herüber. »Schon bevor sich diese Vandalen über das Taxi hergemacht haben, war es als Beweismittel kaum zu gebrauchen«, sagte er und zog die Latexhandschuhe aus. »Keinerlei Papiere oder Dokumente. Es wurde vollständig abgesaugt und abgewischt, sämtliche Fingerabdrücke wurden entfernt. Dabei wurde ein besonders aggressiver Brandbeschleuniger benutzt. Alles andere, worum die Täter sich nicht gekümmert haben, hat der Brand erledigt.«
»Und das amtliche Kennzeichen?«, fragte D’Agosta.
»Das haben wir. Es handelt sich um ein gestohlenes Fahrzeug. Wird uns nicht viel nützen.« Der Polizist hielt inne. »Wir schleppen es zum Lagerhaus zurück, um es dort genauer zu untersuchen, aber das Ganze riecht danach, als hätten Profis sämtliche Spuren beseitigt. Organisierte Kriminalität.«
Pendergast hörte sich das an, ohne darauf einzugehen. Er blieb völlig ruhig, aber D’Agosta registrierte, dass eine gewisse Verzweiflung, ein rücksichtsloser Tatendrang von ihm ausging. Dann zog Pendergast plötzlich ein Paar Latexhandschuhe aus der Manteltasche, streifte sie über und trat an das Fahrzeug heran. Er beugte sich über das Taxi, wobei er vor Schmerz kurz zusammenzuckte, ging einmal, zweimal um den Wagen herum und strich mit seinen schmalen Fingern ganz leicht über das versengte Metall, während er mit seinen funkelnden Augen alles genau erfasste. Unter den Blicken der anderen spähte er in den Motorraum, in das Wageninnere, vorn und hinten, den Kofferraum. Dann startete er eine dritte Umkreisung und holte dabei ein paar kleine Beweismittelbeutel, einige Teströhrchen sowie ein Skalpell aus der Tasche. Er kniete sich neben die vordere Stoßstange, wobei er vor Anstrengung kurz das Gesicht verzog, und kratzte mit dem Skalpell kleine Placken getrockneten Schlamms in einen der Beutel, den er anschließend verschloss und wieder einsteckte. Er stand auf und beendete, langsamer diesmal, die dritte Umkreisung. Am hinteren rechten Reifen blieb er stehen, kniete sich wieder hin, pflückte mit einer kleinen Zange mehrere Kieselsteinchen aus den Reifenrillen und legte sie in einen zweiten Beutel. Auch dieser verschwand schnell in seiner Tasche.
»Sind das, äh, Beweismittel?«, fragte der Polizist.
Pendergast stand auf und drehte sich zu dem Mann um. Er sagte nichts, aber der Polizist wich einen Schritt zurück, als der FBI-Agent ihm fest in die Augen blickte.
»Okay. Halten Sie uns auf dem Laufenden, wenn Sie was herausgefunden haben«, murmelte der Cop.
Pendergast schaute den Mann weiterhin durchdringend an. Er sah auch die Leute vom Spurensicherungsteam an, einen nach dem anderen, und dann schließlich D’Agosta. In seinem Blick lag etwas Anschuldigendes, als hätten sie sich eines ungenannten Vergehens schuldig gemacht. Dann drehte er sich um und ging zum Rolls, leicht humpelnd und sich auf den Gehstock stützend.
D’Agosta eilte ihm hinterher. »Und was machen Sie jetzt?«
Pendergast ging einfach weiter. »Helen finden.«
»Werden Sie … in offiziellem Auftrag arbeiten?«
»Bitte lassen Sie meinen Status meine Sorge sein.«
Der kühle Tonfall erschreckte D’Agosta ein wenig.
»Fahren Sie mit den offiziellen Ermittlungen fort. Wenn Sie etwas von Interesse aufdecken, lassen Sie es mich wissen. Aber denken Sie auch daran: Das hier ist mein Kampf, nicht Ihrer.«
Als D’Agosta stehen blieb, wandte sich Pendergast um; seine Stimme klang weicher, als er ihm die Hand auf den Arm legte. »Ihr Platz ist hier, Vincent. Was ich tun muss, muss ich allein tun.«
D’Agosta nickte. Pendergast
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