Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
wandte sich erneut ab, öffnete die Tür zum Rolls und hob gleichzeitig das Handy ans Ohr. Gerade als sich die Tür schloss, hörte D’Agosta, wie er in sein Mobiltelefon sagte: »Mime? Irgendetwas? Überhaupt irgendwas?«
26 Stunden später
Horace Allerton bereitete sich gerade darauf vor, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen – einen gemütlichen Abend mit einer Tasse Kaffee und einer guten wissenschaftlichen Zeitschrift zu verbringen –, als es an der Tür seines gepflegten Bungalows in Lawrenceville klopfte.
Er stellte die Tasse ab und blickte stirnrunzelnd zur Wanduhr. Viertel nach acht. Ein Freund würde ihn derart spät nicht mehr stören. Er nahm das Fachblatt, Stratigraphy Today, zur Hand und schlug es, vor Behagen leise seufzend, auf.
Wieder klopfte es, nachdrücklicher diesmal.
Allerton hob den Kopf und blickte zur Tür. Vielleicht die Zeugen Jehovas oder einer von diesen nervigen Jugendlichen, die von Tür zu Tür gingen und Zeitschriftenabonnements verkauften. Ignorieren, dann würden sie schon wieder gehen.
Er hatte gerade mit der Lektüre des Hauptartikels – »Die mechanische stratigraphische Analyse von Ablagerungsstrukturen«, eine in der Tat vielversprechende Abendlektüre – begonnen, als er aufblickte und den Schreck seines Lebens bekam. Mitten im Wohnzimmer stand ein Mann in elegantem schwarzem Anzug, das Gesicht weiß wie Dracula.
»Was in Gottes Namen –?«, rief Allerton und sprang auf.
»Special Agent Pendergast. FBI.« Wie aus dem Nichts kamen eine Dienstmarke und ein Ausweis zum Vorschein und wurden ihm unter die Nase gehalten.
»Wie … sind Sie ins Haus gekommen? Was wollen Sie?«
»Dr. Horace Allerton, der Geologe?«, fragte der Agent. Seine Stimme klang gelassen, hatte aber einen unterschwellig drohenden Tonfall.
Allerton nickte und schluckte.
Wortlos ging Pendergast zu einem der Sessel, und da bemerkte Allerton das Humpeln und den Gehstock mit dem Silberknauf. Der Geologe nahm wieder in seinem Ohrensessel Platz. »Was hat das alles zu bedeuten?«
»Dr. Allerton«, sagte der FBI-Agent und setzte sich. »Ich benötige Ihre Hilfe. Sie gelten als Fachmann, was die Untersuchung von Bodenzusammensetzungen angeht. Insbesondere Ihr Wissen über die Zusammensetzung von Gletscherböden ist mir aufgefallen.«
»Und?«
Der FBI-Agent griff in seine Jacketttasche und holte zwei verschlossene Plastikbeutel hervor. Er legte beide auf den Couchtisch und schob sie auseinander.
Allerton zögerte, beugte sich dann aber doch vor, um sie sich genauer anzusehen. Der eine Beutel war mit einer Probe Eisenglimmer-Lehm gefüllt, vermischt mit Erde, der andere mit kleinen Steinchen porphyrischen Granits.
»Ich brauche zweierlei. Erstens hätte ich gern eine Karte der geographischen Verteilung des Lehmtyps in Probe eins.«
Allerton nickte langsam.
»Die Steinchen in der zweiten Probe stammen aus einem Kieswerk, nicht wahr?«
Der Geologe öffnete den Beutel und nahm die Steinchen in die Hand. Sie waren rauh, scharf, die Kanten noch nicht durch Zeit, Witterung oder Gletscherschliff stumpf geworden. »Ja, richtig.«
»Ich möchte wissen, woher sie stammen.«
Allerton blickte von einem Beutel zum anderen. »Warum kommen Sie zu so später Stunde zu mir, schleichen sich auf diese Weise in mein Haus? Sie sollten einen Termin vereinbaren, mich in meinem Büro in Princeton aufsuchen.«
Ein leichtes Zittern huschte über die scharf geschnittenen Gesichtszüge des FBI-Agenten. »Handelte es sich lediglich um eine unverbindliche Anfrage, Dr. Allerton, dann hätte ich Sie nicht zu so später Stunde gestört. Das Leben einer Frau steht auf dem Spiel.«
Allerton legte die Beutel neben seine Kaffeetasse. »An was für einen, äh, Zeitrahmen dachten Sie denn?«
»Es ist bekannt, dass Sie im Keller ein kleines, aber recht gut ausgestattetes Mineralogie-Labor haben.«
»Soll das heißen, dass Sie die Proben sofort analysiert haben wollen?«
Statt darauf zu antworten, lehnte sich Pendergast im Sessel zurück, so als wollte er es sich bequem machen.
»Aber das kann Stunden dauern!«, protestierte Allerton.
Pendergast sah ihn fest an.
Allerton warf einen Blick auf die Wanduhr. Halb neun. Er dachte an seine Fachzeitschrift und den Artikel, auf den er sich gefreut hatte. Dann blickte er wieder zum FBI-Agenten, der ihm da im Sessel gegenübersaß. Der Mann hatte dunkle Ringe unter den blassgrauen Augen, so als hätte er lange nicht mehr geschlafen. Und der Ausdruck in seinen Augen machte Allerton
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