Pendragon - Der Anfang
Stelle.«
»Stimmt!«, erklang eine fröhliche Stimme aus dem vor uns liegenden Gang.
»Figgis!«, rief Loor und lief weiter.
Ich folgte ihr in den breiten Tunnel. Als ich dort ankam, sah ich, dass er sich nach rechts und links erstreckte. Auf dem Boden befanden sich Gleise, und rechts von mir stand eine leere Grubenlore. Der Tunnel war uralt. Überall auf dem Boden erblickte ich Krümel von dem rostfarbenen Zeug. Wahrscheinlich waren sie hinuntergefallen, als Figgis das Tak nach draußen beförderte. Fast wie Goldstaub. Alles war mit einer hauchdünnen Tak-Schicht bedeckt. Allerdings kam mir noch etwas sehr seltsam vor. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Höhle zu kennen. Die Grubenlore, die Öff nung zum Sei tengang, der Stein haufen … Alles wirkte sonderbar vertraut.
In diesem Augenblick glühte mein Ring auf. Ich sah Loor an. Auch ihr Ring leuchtete. Wir waren schon einmal hier gewesen. Das war der Gang, in dem sich die Tür zum Flume befand. Als wir neu lich hier wa ren, hatten wir kei ne Ah nung, dass wir uns unmittelbar neben Figgis’ Tak-Quelle befanden. Ich schaute nach links und entdeckte die höl zerne Tür, die zum Flume führte, in ein paar Metern Entfernung.
»Warum läuft es mir bei diesem Anblick kalt den Rücken runter?«, fragte ich Loor.
Ihr ging es genauso. Warum sollte uns Figgis an den Ort führen, den er eigentlich geheim halten wollte? Die Antwort bestand in einem lauten Dröhnen.
»Was ist das?«, fragte Loor nervös.
Ich lauschte. Das Dröh nen wurde lauter. Entweder war das Donner, ein Erdbeben oder …
»Ein Einsturz!«, brüllte ich.
Schnell ergriff ich ihre Hand, und wir rannten in die Richtung, in der die Haupt höhle der Mine lag. Als wir an der Tür zum Flume vorbeiliefen, brach wenige Meter vor uns die Decke ein! Tonnenweise Steine und Sand fielen herab und versperrten uns den Weg. Zuerst wollte ich zur Tür und ins Flume springen, aber wir durften Denduron nicht verlassen. Noch nicht. Also machten wir kehrt und liefen in den Seitengang zurück, der zu Figgis’ Schatzkammer führte.
Doch kaum hatten wir die Tak-Mine betreten, als ein weiterer Einsturz den engen Gang vor uns blockierte. Steine fielen von der Decke und rollten in die klei ne Höhle. Ich sprang rückwärts und stürzte prompt. Als ich aufstehen wollte, fand ich mich von Angesicht zu Angesicht mit einer Gestalt wieder, die von oben heruntergefallen war. Es war ein Skelett. Ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich wie am Spieß schrie. Hastig kroch ich weg, und Loor zog mich auf die Beine. Wir klammerten uns aneinander und wussten nicht, was wir tun sollten.
Loor starrte das Skelett an und sagte: »Bestimmt ein Bergmann, der sich hier unten verirrt hat.«
Das klang vernünftig. Aber dann entdeckte ich etwas, das ihre Theorie widerlegte. Ich sah mir den Knochenmann genauer an. Er trug zerlumpte Lederkla motten, die ihn als Mil ago iden ti fizierten. Doch da war noch etwas, und ich hätte am liebsten wieder geschrien. Das Skelett trug eine Augenklappe. Der Stoff war zerfetzt und baumelte vor der leeren Augenhöhle, aber es handelte
sich eindeutig um eine Augenklappe. Doch das war nicht alles. An jedem der Finger sah ich ei nen grünen, geflochtenen Ring. So etwas hatte ich nur einmal gesehen, und ich erinnerte mich nur zu gut daran. Vor uns lag nicht irgendein Bergmann.
»Das ist Figgis«, sagte ich.
»Das kann nicht sein!«, entgegnete Loor. »Es sei denn, wir sind einem Geist nachgejagt.«
Hinter uns ertönte eine Stim me: »Leider ist das wirk lich Figgis.«
Loor und ich wirbelten herum. Ein Mann stand im Höhleneingang. Es war … ebenfalls Figgis!
»Der arme kleine Kerl starb schon vor Jahren«, sagte er. »Eine Tragödie. Er stellte Fallen, um sei nen Schatz zu schüt zen. Des halb ist die Decke eingestürzt. Er wollte nicht, dass ihm jemand in die Quere kam. Eine dieser Fallen kostete ihn das Leben. Sehr traurig. Ein Visionär und leider … tot.«
Ich verstand überhaupt nichts mehr. Wir standen hier und starrten Figgis an, ohne irgendetwas zu begreifen.
»Ich sehe, ihr habt noch nicht verstanden«, meinte der Mann mit zufriedenem Lächeln. »Ich mache es euch leichter.« Dann verwandelte sich der kleine Kerl. So etwas hatte ich schon einmal erlebt, in einer verlassenen U-Bahn-Station in der Bronx. Sei ne Haare wurden länger, und der Körper wuchs auf mehr als zwei Meter an. Die Lederklamotten verwandelten sich in ei nen schwarzen Anzug, und die Augen funkelten eisblau. Ja, wir standen
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