Pendragon - Der Anfang
Ziel. Mark, erinnerst du dich an den Tag, als wir bei dem Schulausflug nach Man hattan fuhren, um den Flugzeugträger Intrepid zu besichtigen? Das war ziemlich eindrucksvoll,
nicht wahr? Nun stell dir vor, du würdest dich der Intrepid auf dem Wasser in ei nem Ruderboot nä hern. Atemberaubend, was? Bloß dass Grallion ungefähr vierhundertmal so groß ist wie der Flugzeugträger.
Eine richtige Insel! Während wir darauf zurasten, dachte ich, wir würden jeden Augenblick ankommen. Doch nein, mit jeder Sekunde wurde dieses Riesenschiff größer und größer. Es war ungefähr vier Stockwerke hoch, aber das allein machte die Größe nicht aus. Dieses Ding, das Habitat genannt wurde, breitete sich ki lometerweit vor uns aus. Weil wir fron tal da rauf zu fuhren, konnte ich nicht sehen, wie weit es sich nach hinten ausdehnte, aber ich schätzte es auf mindestens so groß wie Stony Brook.
»Wir haben ihn!«, rief Onkel Press begeistert.
Ich warf ei nen Blick auf Spaders Boot, das wir gerade überholt hatten. Anschei nend bremste ihn das Gewicht des Anhängers stärker als der zusätzliche Passagier unseren Skimmer.
»Da ist die Grenzboje!«, sagte Onkel Press und zeigte mit der Hand nach vorn.
Ich entdeckte eine Boje, die etwa zwanzig Meter vom Habitat entfernt auf den Wellen trieb. Am Ufer da hinter war eine Art Eingangstor, das groß genug war, um klei ne Schiffe hindurchzulassen. Drinnen erspähte ich andere Skimmer und Boote in verschiedenen Größen und Ausführungen.
»Die Boje markiert die Sicherheitszone«, erklärte Onkel Press. »Wenn man sie passiert hat, muss man die Geschwindigkeit drosseln. Das ist unsere Ziellinie.«
Noch ein paar Meter bis zu un serem Sieg. Ich wusste nicht, was aufregender war: die Gewissheit, das Rennen zu gewinnen, oder der Anblick von Grallion, das hoch über uns aufragte. Spader gab aber noch nicht auf. Er kam uns im mer näher. Es wurde wahnsinnig knapp. Und …
Wir gewannen! Wir passierten die Boje als Erste. Mit einem triumphierenden »Ja!« drosselte Onkel Press die Geschwindigkeit.
Doch Spader hielt nicht an. Er ras te einfach weiter, genau auf das Tor zu. Wir starrten ihm entgeistert nach.
»Vielleicht ist er übergeschnappt«, murmelte ich.
Onkel Press folgte ihm langsam. Was ich in den nächsten Sekunden erlebte, war unglaublich. Wie ich schon sagte, Spader fuhr mit Höchstgeschwindigkeit, und bei den Skimmern war das wirklich schnell! Ich erblickte eine Handvoll Hafenarbeiter, die mit schreckerfüllten Gesichtern das Weite suchten.
Spader steuerte ungerührt auf die Anlegestelle zu.
Jeden Augenblick würde er zu Brei zerquetscht werden. Doch wenige Meter vor dem Habitat trat er auf die Bremse und riss den Skimmer um volle dreihundertsechzig Grad herum – später nannte er das Autorotation, was das Fahrzeug auf Anhieb zum Stehen brachte. Behände sprang er aus dem Boot und machte eine tiefe Verneigung in unsere Richtung: »Ihr habt verloren, Freunde.«
Während wir langsam auf ihn zu fuhren, klatschte ich ihm Beifall. Vergesst alles, was ihr je im Fernsehen bei den Stuntshows gesehen habt. Das hier war das Unglaublichste, was ich je erlebt habe.
»O nein!«, rief On kel Press und gab sich Mühe, wü tend zu klingen, obwohl er es nicht war. »Wir halten uns schön an die Regeln. Die Boje haben wir als Erste passiert.«
»Aber das Rennen ging bis nach Grall ion«, entgegnete Spader. »Die Boje ist nicht Grallion. Beinahe zählt nicht.«
Spader lachte. Onkel Press auch. Vielleicht würde der Aufenthalt in Cloral doch ganz nett werden.
»Spader!«, ertönte eine ärgerliche Stimme von oben.
Wir sahen hinauf und erblickten eine Frau, die eine Art Uniform trug und auf ei nem Steg über dem Kai stand. Sie wirk te ziemlich sauer.
»Wu Yen za«, flüsterte Onkel Press mir zu. »Die Oberste Aquanierin.«
»Spaders Chefin?«, fragte ich.
»Ja, seine Chefin.«
Yenza war etwa dreißig Jahre alt. Sie hatte kurze schwarze Haare und wirkte ausgesprochen fit. Wahrscheinlich mussten alle Aquanier in Topform sein. Sie trug einen Anzug, der dem von Spader sehr ähnlich war, aber lange Ärmel mit drei gelben Streifen am Aufschlag hatte, die ihr einen militärischen Anstrich verliehen. Ich fand, dass sie ziemlich klasse aussah.
»Sofort, Spader!«, brüllte sie und stürmte davon.
Spader wandte sich uns zu und zuckte die Achseln. Der Anpfiff, der ihm blühte, schien ihm nichts weiter auszumachen.
»Gut, sagen wir unentschieden, ja?«, meinte er lächelnd. »Sniggers auf
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